Das Goethe-Institut in Prag betrachtet in einer Ausstellung die vielschichtige Persönlichkeit von Erika Mann und widmet sich ihrem Engagement für Freiheit und Demokratie.
Bei der Ausstellung „Erika Mann (1905–1969). Kriegsreporterin, Kinderbuchautorin und politische Kommentatorin“ handelt es sich um die erste Ausstellung über die älteste Tochter von Thomas Mann. Konzipiert hat sie die Kuratorin Irmela von der Lühe in der Münchner Bibliothek Monacensia im Hildebrandhaus. Nach einigen Stationen ist die Ausstellung nun im Goethe-Institut in Prag zu sehen.
Die Persönlichkeit von Erika Mann wird in der Ausstellung durch ihre eigenen Worte beschrieben. Das sprachliche Porträt begleiten großformatige Schwarzweißfotos, Zeitdokumente sowie Bücher von und über Erika Mann. In zwei Ausstellungsräumen können sich die Besucher an mehreren Hörstationen mittels audiovisueller Aufnahmen eine nähere Vorstellung über diese moderne und emanzipierte Frau machen, die das Theater, Reisen und schnelle Autos liebte.
Erika Mann, Thomas Mann älteste Tochter. Foto: Goethe-Institut Prag
„Es ist also ein Mädchen…“
Die Geschichte Erika Manns wird chronologisch erzählt: Im Foyer der Institutsbibliothek wird ihre wohlbehütete Kindheit und Jugendjahre vorgestellt, die sie gemeinsam mit ihren Geschwistern im vornehmen Münchener Stadtviertel Bogenhausen verbrachte. „Es ist also ein Mädchen“ schrieb Thomas Mann etwas enttäuscht nach der Geburt seines ersten Kindes am 9. November 1905. Mit der Ergänzung, einen Sohn hätte er als „poesievoller… als Fortsetzung und Wiederbeginn“ der eigenen Person empfinden können.
Doch im Verlauf der Jahrzehnte musste er seine Ansichten einer grundlegenden Korrektur unterziehen. Denn Erika war wie ihr Vater von politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt, die ihr Weltbild und ihre Arbeit beeinflussten. Sie war die erste Frau, die ein Kabarett, „Die Pfeffermühle“, auf die Beine stellte und es hingebungsvoll leitete. Mit dem Kabarett bereiste sie nicht nur Deutschland, sondern auch die Schweiz, die Niederlande und mehrere Orte der damaligen Tschechoslowakei. Mit ihren Auftritten erreichte sie ein breites Publikum, das sich während der Unterhaltung eine eigene politische Meinung bilden konnte.
Friedensrede im Madison Square Garden
Einen besonderen Fokus setzt die Ausstellung auf das Vater-Tochter- bzw. Tochter-Vater-Verhältnis. Sie erinnert an Erika Manns wirkungsvollen Auftritt als „Lecturer“ 1937 im New Yorker Madison Square Garden bei der „Peace and Democracy Rally“, bei der ihr 23 000 Menschen zuhörten. Ein Wunschtelegramm von Thomas Mann, das er ihr im Nachhinein sendete, bezeugt die väterliche Anerkennung und seinen Stolz. Nicht zuletzt hebt die Ausstellung ihre Rolle als scharfsinnige Kriegsreporterin und vehemente Kritikerin der gesellschaftspolitischen Entwicklungen nach 1945 hervor und würdigt ihren Einsatz für das Erbe von Thomas und Klaus Mann.
Die Ausstellung „Erika Mann (1905–1969). Kriegsreporterin, Kinderbuchautorin und politische Kommentatorin“ bildet den Ausgangspunkt für viele Begleitveranstaltungen, bei denen Manns tragende Themen Demokratie und Freiheit eine Brücke in die Gegenwart schlagen.
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Das Leben der Familie von Thomas Mann nach seiner Ausbürgerung im Dezember 1936 ist Thema des kürzlich erschienen Buches von Peter Lange. In dem Titel „Prag empfing uns als Verwandte. Die Familie Mann und die Tschechen“ hebt der langjährige ARD-Korrespondent in Prag die Bedeutung Prags und der Tschechoslowakei als Zufluchtsort deutscher Intellektueller in den 1930er Jahren hervor. Er untersucht darin das Verhältnis der Manns zu Prag und den Tschechen, schreibt über die tschechischen Spuren des weltberühmten Schriftstellers, skizziert die einstigen politischen und kulturellen Kontakte zu Prag sowie Reisen in die Tschechoslowakei. Das Buch erschien auf Deutsch im Prager Verlag Vitalis und ist im tschechischen Handel erhältlich.
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