Hana Hegerová (2012). Foto: ČTK/Šulová Kateřina

Am Dienstag, den 23. März, verstarb in einem Prager Krankenhaus im Alter von 89 Jahren die Chanson-Sängerin Hana Hegerová. Zu ihrem Repertoire gehörten auch Lieder von Édith Piaf.

Hana Hegerová wurde 1931 in Preßburg (Bratislava) als Carmen Mária Štefánia Farkašová-Čelková geboren. Den Namen soll ihre Großmutter – eine Opernliebhaberin – ausgewählt haben. Hegerovás Lebensweg als Sängerin war damit schon vorgezeichnet. Zunächst besuchte sie die Balett- und Schauspielschule und begann ihre künstlerische Laufbahn als Schauspielerin im slowakischen Komorn (Komárno). Sogleich änderte sie ihren Namen in „Hana“ Čelková: „Die Leute hätten denken können, sie spielt schlecht und gibt sich dann auch noch den Namen Carmen“, erklärte sie später. 1954 heiratete sie den Theaterintendanten Dalibor Heger, die Ehe hielt allerdings nur wenige Jahre. Ebenfalls 1954 spielte sie auf Anfrage des Regisseurs Jiří Krejčík im Film „Frona“ mit und kam dadurch nach Prag.

„Édith Piaf aus Prag“

Ihre professionelle Gesangskarriere begann aber eher zufällig: „Ich fing wegen der Heizkohle zu singen an. Ich wollte gar nicht Sängerin werden. Ich brauchte nur etwas zum Heizen sowie damals einen Staubsauger und einen Kühlschrank. Das war mein Weg zum Gesang. Entschieden hat dies aber eigentlich Janek Roháč“, erinnerte sie sich einst in einem Gespräch mit dem Tschechischen Rundfunk. Roháč war damals Regisseur am Prager Theater „Semafor“, wo Hegerová mit ihren Chansons Bekanntheit erlangte und schnell zum Star aufstieg. Ab den 1960er Jahren startete Hegerová ihre Solo-Karriere und es folgten internationale Erfolge sowie Auftritte im Ausland, z. B. in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz. In den Jahren 1967/68 war sie zu Gast im Pariser Olympia und wurde als „Édith Piaf aus Prag“ bekannt. Neben ihrer Muttersprache Slowakisch, sowie (hauptsächlich) Tschechisch sang sie Lieder auch auf Deutsch, Englisch, Französisch, Ungarisch und Jiddisch.

Der Prager Frühling 1968 bedeutete auch für Hegerová einen Umbruch. Sie erhielt Auftrittsverbote im In- und Ausland, Ende der 1970er Jahre saß sie wegen eines Vermögensdelikts für ein halbes Jahr in Haft. Sie habe ein Honorar angenommen, das eigentlich für Karel Gott bestimmt gewesen sein soll. Bis zur politischen Wende 1989 gehörte sie dem Ensemble des Prager Theaters „Am Geländer“ („Divadlo Na zábradlí“) an.

Ehrung im Nationaltheater

Ab 1987, nach ihrem Album „Potměšilý host“ („Heuchlerischer Gast“), konzentrierte sich Hegerová zunehmend auf ihre Konzertauftritte. „Ich habe mein Repertoire, meine Konzerte und mein Publikum. Das liebe ich. Zuletzt ist mir aufgefallen, dass ich während des ganzen Konzertabends, der zwei Stunden lang dauerte, nur ein einziges trauriges Lied gesungen habe“, sagte sie. Ihr Repertoire am Prager Theater „Semafor“ übernahm in den 1990er Jahren die Sängerin Renata Drössler.



Den Traum von einem „Hit“ erfüllte sich Hegerová 1987 mit dem Lied „Levandulová“ (Duett mit Petr Hapka).

Eine große Ehre für Hegerová war die Feier zu ihrem 72. Geburtstag auf der Bühne des Nationaltheaters. „Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, dass es nie meine Ambition gewesen ist, im Nationaltheater in Prag zu singen. Es war die Idee meiner Agentur und ich war zu schwach, um mich dagegen zu wehren – eine lästige Gewohnheit aus früheren Zeiten. Ich bin aus der Slowakei nach Prag gezogen, für mich ist dieses Gebäude stets heilig gewesen. Daher fühle ich eine große Verantwortung“, sagte sie damals in einem Interview mit Radio Prag.

Ihr letztes Album „Mlýnské kolo v srdci mém“ (in etwa: „Mühlrad in meinem Herzen“) nahm sie 2010 auf, ein Jahr später verkündete sie ihr Karriereende. 2014 verlieh ihr Staatspräsident Miloš Zeman den Masaryk-Orden.

Hana Hegerová verstarb am 23. März 2021 infolge von Komplikationen nach einem Oberschenkelhalsbruch.

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