Eine Szene aus Insel Amrum: Der Film eröffnet DAS FILMFEST mit einer eindrucksvollen Familiengeschichte vor der Kulisse der Nordseeinsel.
Eine Szene aus Insel Amrum: Der Film eröffnet DAS FILMFEST mit einer eindrucksvollen Familiengeschichte vor der Kulisse der Nordseeinsel. Credit: DAS FILMFEST

Von Prag über Aussig und Olmütz bis Brünn: DAS FILMFEST zeigt ab Mitte Oktober aktuelle Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.

Die 19. Ausgabe des Festivals deutschsprachiger Filme DAS FILMFEST bringt rund dreißig preisgekrönte Neuheiten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in vier Städte Tschechiens. Die deutschsprachige Herbstfilmschau findet vom 15. bis 19. Oktober in den Prager Kinos Lucerna, Edison Filmhub und Ponrepo statt. Vom 20. bis 24. Oktober ist die Filmauswahl im Kino Art in Brünn zu sehen, vom 1. bis 5. November im Saal Central des Kunstmuseums in Olmütz und schließlich vom 10. bis 12. November im Kino Hraničář in Aussig.

Das Festival präsentiert sechs Filmsektionen: Im Schatten des 20. Jahrhunderts, Die Unbeugsamen, Wer bin ich?, Kunst & ich, Das Filmfest Spezial sowie Bio Junior. Das LandesEcho hat sich für Sie umgeschaut.

Festivalauftakt mit Insel Amrum

Traditionell eröffnet wird das Filmfest im Prager Kino Lucerna – diesmal mit dem Filmdrama Insel Amrum des deutsch-türkischen Regisseurs Fatih Akin. Das Werk basiert auf den Kindheitserinnerungen des deutschen Schauspielers, Filmproduzenten und Drehbuchautors Hark Bohm. Im Film schildert Akin die Geschichte des 12-jährigen Nanning Bohm (Jasper Billerbeck), der während des Krieges auf der fast idyllischen Nordseeinsel Amrum die Familie mit Seehundjagd, nächtlicher Fischerei und harter Arbeit unterstützt, während der Vater im Kriegsdienst ist. Nach dem Kriegsende 1945 steht der Junge vor tiefgreifenden Entscheidungen.

Zum Cast gehören u. a. Diane Kruger, Laura Tonke und Matthias Schweighöfer. Insel Amrum, bereits Fatih Akins zwölfter Spielfilm, feierte seine Weltpremiere beim Filmfestival in Cannes im Mai dieses Jahres, kurz darauf folgte die Deutschlandpremiere in Hamburg. Zur Eröffnungsvorführung im Großen Saal des Prager Kinos Lucerna wird Schauspieler Jasper Billerbeck die Festivalgäste persönlich begrüßen.

Der 12-jährige Nanning Bohm (gespielt von Jasper Billerbeck) ist im Drama Insel Amrum nach dem Zweiten Weltkrieg auf sich allein gestellt. Foto: DAS FILMFEST

Frauen im Mittelpunkt

Mutige, unbeugsame Frauen porträtiert der deutsche Regisseur Torsten Körner gleich in zwei Dokumentarfilmen. Zunächst in Die Unbeugsamen, der den Frauen der Bonner Republik gewidmet ist – Politikerinnen, die sich ihre Beteiligung an den demokratischen Entscheidungsprozessen hart erkämpfen mussten. Ehemalige Abgeordnete kommen darin zu Wort und schildern ihre Erfahrungen.

Ihre Nachfolgerinnen stellt Körner in Die Unbeugsamen 2 – Guten Morgen, ihr Schönen! (2024) vor. Im Gruppenporträt berichten 15 selbstbewusste ostdeutsche Frauen aus ihrem Alltag im Arbeiter- und Bauernstaat – einem System, in dem trotz gegenteiliger Rhetorik ein staatlich verordnetes Patriarchat herrschte.

Die Unbeugsamen: Der Dokumentarfilm erinnert an die Pionierinnen im Bonner Bundestag, die trotz Widerständen ihren Platz in der Politik erkämpften.
Die Unbeugsamen: Der Dokumentarfilm erinnert an die Pionierinnen im Bonner Bundestag, die trotz Widerständen ihren Platz in der Politik erkämpften. Credit: DAS FILMFEST

Kafka neu gedacht

Zu den heißerwarteten Filmereignissen des Kulturherbstes in Tschechien zählt das biografische Drama Franz. Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland zeichnet darin das beeindruckende Lebensschicksal von Franz Kafka nach. Das mosaikartige Porträt des Weltliteraten verbindet Fantasie, Humor und Schmerz und eröffnet so einen Zugang zu Kafkas Gedankenwelt. Die Hauptrolle spielt der deutsche Schauspieler Idan Weiss, der für diese Arbeit sogar Rudern lernte und sich mit den Tücken der tschechischen Sprache auseinandersetzen musste.

Kafka neu verfilmt: In Franz trifft das Leben des Schriftstellers (gespielt von Idan Weiss) auf seine literarische Fantasiewelt – ein Höhepunkt des Festivalprogramms.
Kafka neu verfilmt: In Franz trifft das Leben des Schriftstellers (gespielt von Idan Weiss) auf seine literarische Fantasiewelt – ein Höhepunkt des Festivalprogramms. Credit: DAS FILMFEST

Wie denkt Weiss über Kafka? „Ich glaube, er war ein Freigeist, der jedoch einen gewissen Druck brauchte. Er kam mir keineswegs so depressiv vor, wie oft über ihn gesprochen oder geschrieben wird. Ich finde es völlig falsch, Kafka ständig als einen mürrischen oder depressiven Menschen darzustellen. Sicherlich war er sehr sensibel und vielleicht ein wenig anders. Ja, er war anders – aber wer von uns ist das nicht?“, sagte der Schauspieler in einem Interview während der Dreharbeiten in Prag.

Was ihn besonders fasziniert: „Es war seine Sensibilität, aber auch seine Dunkelheit. Agnieszka sagte mir gleich beim ersten Treffen, dass sie nicht möchte, dass ich Kafka spiele, sondern dass wir versuchen sollten herauszufinden, wer er wirklich war. Jeden Tag kam ich ihm näher. Ich interessierte mich dafür, wie er sprach, wie er sich bewegte. Während der Dreharbeiten haben wir viel improvisiert – etwa in den Szenen, in denen Kafka mit seiner ganzen Familie am Tisch sitzt. Sein Vater Hermann genießt das Fleisch, während Franz still leidet, weil er überzeugter Vegetarier war.“

Darüber hinaus lohnen sich zwei Dokubiografien: Riefenstahl (2024) von Andreas Veiel über Hitlers bevorzugte Dokumentarfilmerin, die nach 1945 ihre Nähe zum NS-Regime stets zu relativieren versuchte; sowie Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann von André Schäfer, ein Dokudrama, das hinter die Fassade des hochgefeierten Literaten blickt und die Welt seines Alter Egos Felix Krull erforscht.

Mehr zum Festival deutschsprachiger Filme DAS FILMFEST auf www.dasfilmfest.cz

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