Fünf Monate nach der Niederschlagung des Prager Frühlings zündete sich der Student Jan Palach auf dem Wenzelsplatz selbst an. Aus Protest gegen Repressionen, Stillstand und die Apathie in der tschechoslowakischen Gesellschaft. Seine Tat jährt sich heute zum 55. Mal. In ganz Tschechien finden Gedenkveranstaltungen statt.

Die Botschaft von Jan Palach, der sich vor 55 Jahren aus Protest gegen die Besetzung der Tschechoslowakei durch Truppen des Warschauer Paktes und deren politischen Konsequenzen selbst anzündete und drei Tage später verstarb, sei auch heute noch aktuell. Die Menschen dürften nicht gleichgültig gegenüber dem sein, was um sie herum geschieht. Sie dürften die Verbreitung von Lügen und Hass nicht hinnehmen und müssten sich für Freiheit und Demokratie einsetzen. Das sagte Tschechiens Premierminister Petr Fiala (ODS) heute vor Journalisten, nachdem er am Prager Nationalmuseum gemeinsam mit Vertretern beider Parlamentskammern das Andenken an Palach würdigte.

„Der Tod von Jan Palach ist eines der wichtigsten Ereignisse in unserer Geschichte. Dieser junge Mann hat das höchste Opfer gebracht, um die Nation aus ihrer Gleichgültigkeit zu wecken. Er wollte, dass die Menschen dem Bösen und den Lügen, die sich hier nach der sowjetischen Besatzung auszubreiten begannen, nicht nachgeben. Ich denke, diese Botschaft ist von Dauer und spricht uns auch heute noch an“, sagte Fiala.

Neben Premier Fiala gedachten Jan Palach unter anderem auch Senatspräsident Miloš Vystrčil (ODS) sowie Parlamentspräsidentin Markéta Pekarová Adamová (TOP 09). „Es ist ein bedeutender Tag, an dem Jan Palach die Nation auf die Tatsache aufmerksam gemacht hat, dass es unmöglich ist, sich nicht um die Freiheit zu kümmern und dass das Leben kein Leben ist, wenn eine Nation unter Druck lebt und sich unterordnet“, sagte Vystrčil.

Außer Politikern erinnerten heute auch Studenten an die Tat Palachs. Fünfzig Studenten und die Rektorin der Universität, Milena Králíčková, würdigten Jan Palach heute Morgen im Prager Karolinum.

Gedenken an Palach auch in anderen tschechischen Städten

In Tetschen (Děčín) wurde heute ein Denkmal des Architekten David Vávra für Jan Palach und Jan Zajíc enthüllt. Zajíc hatte Palachs Tat Ende Februar 1969 auf dem Wenzelsplatz als „Fackel Nr. 2“ wiederholt. In Melnik (Mělník) erinnert im Jungmann-Garten (Jungmannovy sady) eine Ausstellung bisher nicht veröffentlichter Fotografien von Palachs Begräbnis. Auch in Kuttenberg (Kutná Hora) findet anlässlich des Gedenkens eine Fotoausstellung statt. Palachs Tat wird auch in Zlin (Zlín) gedacht, wo im Zentrum eine Lichterkette aus Kerzen aufgestellt wird.

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