Metros, Trams, Busse und natürlich Autos, in Prag gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, von einem Ort zum anderen zu kommen. Doch bei einer Sache zieht das Auto ganz klar den Kürzeren, der Parkplatzsuche. Doch nicht nur ein freier Platz will gefunden sein, in Prag muss auch die Farbe stimmen. Begleiten Sie unsere LandesBloggerin Lena durch das Parkchaos in der Landeshauptstadt.

Noch ein paar Monate vor meinem Praktikumsbeginn plante ich, ein Wochenende mit Freunden und Familie in der Landeshauptstadt zu verbringen. Als begeisterte Zugreisende fing ich gleich an, Zugverbindungen rauszusuchen, um einen möglichst günstigen Preis für uns fünf Reisende zu finden. Doch dann wurde ich freundlich von meinen Mitreisenden darauf hingewiesen, dass eine Zugfahrt für meine 80-jährige Großmutter keine so gute Idee sei. Die Wahl des Transportmittels fiel also auf das Auto. Dabei ist die Fahrt Dresden-Prag auf der Autobahn nicht halb so schön wie mit dem Zug am Elbpanorama entlang, dafür aber ca. 30 Minuten schneller, jedenfalls bis zur Stadtgrenze.

Und ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr an den bunten Linien

In Prag angekommen, ging der Stress mit dem Auto erst los. Unsere Unterkunft lag in der Altstadt. Das bedeutet Kopfsteinpflaster, schmale Straßen, viele Menschen und Verkehr aus allen Richtungen. Das Navi zeigte uns an, dass wir in fünf Minuten vor der Tür stehen würden, nach angespannten 35 Minuten hielten wir endlich in der Nähe unserer Unterkunft. Erleichtert öffnete ich die Autotür, setzte einen Fuß auf die Straße und warf sofort frustriert meinen Kopf in den Nacken. Wir standen in einer blauen Zone. In Prag findet man drei Zonen: die „blaue Zone” (modrá zóna), die „violette Zone” (fialová zóna) und die „orange Zone” (oranžová zóna). Diese sind sowohl an den farblich passenden Markierungen auf dem Boden als auch an Straßenschildern zu erkennen.

In der „blauen Zone”, ist das Parken uneingeschränkt nur für Anwohner oder Grundstückseigentümer mit gültigem Parkausweis möglich. Andere Autofahrer dürfen ihren Wagen gegen eine Gebühr für eine Stunde (im Zentrum) und drei Stunden (außerhalb des Zentrums) in den blauen Zonen platzieren. Autofahrer seien also gewarnt, die Altstadt und Kleinseite sind fast ausschließlich “blau”.

Neben Blau begegnen einem ebenfalls die “violetten Zonen”. Auch hier ist das Parken wieder uneingeschränkt für Anwohner oder Grundstückseigentümer. Zudem ist auch bezahltes Parken bis zu 24 Stunden möglich. Die Parkgebühr kann entweder an einem Parkautomaten oder ganz einfach über die App „můj účet” (dt. “meine Rechnung”) bezahlt werden.

Die „orangen Zonen” gelten als spezial Zonen für Besucher in der Nähe von Krankenhäusern und Büros. Für diese Zonen werden keine Dauerparkausweise für Anwohner ausgestellt und die Parkzeit ist für alle Nutzer begrenzt. Die maximale Höchstdauer variiert und wird auf dem dazugehörigen Straßenschild angegeben. Aber auch hier ist das Parken kostenpflichtig, die Bezahlung erfolgt wie in den anderen Zonen auch, an einer Parkuhr oder über die App.

Die Erlösung kam in Form einer Parkgarage

Wir entschlossen uns also, erstmal anzukommen, einzuchecken und uns danach Gedanken um das Auto zu machen. Nachdem wir der Sommerhitze für einen Moment entflohen und das generelle Stresslevel aller Beteiligten wieder auf Normalniveau sank, legten wir uns eine Strategie zurecht. In der Beschreibung der Unterkunft, auf der Webseite stand, es gebe öffentliche aber kostenpflichtige Parkplätze in der Nähe. Gesehen hatten wir keine, aber irgendwo müssen die ganzen Autos in der Innenstadt doch hin. Wir fragten also freundlich bei unserer Gastgeberin nach und sie zeigte auf den Platz vor dem Rudolfinum – eine Tiefgarage soll sich wohl darunter verstecken. Also zurück ins überhitzte Auto und auf in die Tiefgarage, so weit so einfach. Doch die Prager Innenstadt ist voller Einbahnstraßen, für die 50 Meter Luftlinie brauchten wir also nochmal 15 Minuten im Auto, bis es endlich geparkt war. Beim Verlassen der Garage kam jedoch gleich der nächste Schock, für 24 Stunden zahlt man eine Gebühr von 30 Euro. Leicht genervt schauten mein Mitfahrer und ich uns an, aber was haben wir für eine Wahl? Also blieb das Auto, wo es war, und wir liefen schnelle zwei Minuten zurück zu unserer Unterkunft.

Die nächsten Tage ließen wir das Auto in der überwachten Tiefgarage und erkundeten Prag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die Oma sogar kostenfrei nutzen konnte. So musste sich niemand Gedanken um Parkmöglichkeiten machen, der furchtbare Verkehr in Prag ließ sich vermeiden und das generelle Stresslevel aller blieb auf einem Minimum. Besonders mit der Tram-Linie 22, die an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbeifährt, lässt sich die Stadt bequem erkunden. Als wir nach einem langen Restaurantbesuch doch einmal das Bedürfnis hatten, uns in ein Auto zu setzen, wurde kurzerhand ein Bolt, also eine Taxi-Alternative, gerufen, die uns für ca. vier Euro bequem ans Ziel brachte.

Am letzten Tag kam dann doch nochmal ein kleiner Schock, als der Parkautomat in der Tiefgarage 130 Euro für die vier Tage haben wollte. Da hieß es kurz die Augen schließen und schnell weiterfahren. Also zuerst im Schneckentempo durch die verworrenen Einbahnstraßen raus aus der Stadt und anschließend eine Stunde im Stau auf der Autobahn stehen. Zum Praktikumsbeginn nahm ich dann wieder den Zug, besonders der Speisewagen mit frisch gezapftem Bier oder leckeren Palačinky kann ich empfehlen, während das Elbpanorama an einem vorbeizieht.


Ahoj všem! Ich bin Lena Pierskalla und absolviere für drei Monate ein Praktikum beim LandesEcho im Herzen von Prag. In den kommenden Monaten hoffe ich, die deutsche Minderheit in Tschechien besser kennenzulernen und die vielfältige Kultur der Landeshauptstadt zu entdecken. Ich selbst komme aus dem grünen Bielefeld (das gibt’s doch gar nicht!). Für mein Bachelorstudium verschlug es mich dann aber auf die andere Seite Deutschlands nach Leipzig. Dort fing ich an, Tschechisch zu lernen und während eines Auslandsjahrs an der Karls-Universität verliebte ich mich vollkommen in die goldene Stadt an der Moldau. Nun habe ich die Möglichkeit, meine Begeisterung für Tschechien mit meiner Liebe zum Schreiben zu verbinden. Ich interessiere mich vor allem für gesellschaftliche Themen, Politik und Kultur und freue mich, dass ich diese Themen den Leserinnen und Leser des LandesEchos näherbringen darf. Bis dahin, zatím!

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