In Tschechien soll ein aktualisiertes Energiekonzept zur Erreichung der Klimaziele bis 2050 in Kraft treten. Dafür reichte das Ministerium für Industrie und Handel einen Vorschlag zur neuen Ausrichtung der Energiewirtschaft ein. Der Ausstieg aus der Kohle soll bis 2033 kommen.
Die neue Ausrichtung der tschechischen Energiewirtschaft sieht stattdessen den Ausbau von erneuerbaren Energien sowie der Kernkraft vor. Seit 2015 wurde das Energiekonzept nicht mehr aktualisiert. Das Konzept befindet sich aktuell in der Kommentierungsphase und soll noch im Frühjahr finalisiert und von der Regierung genehmigt werden.
Ausbau erneuerbarer Energien
Der Anteil an erneuerbaren Energiequellen zur Stromerzeugung liegt in Tschechien derzeit bei rund 18 Prozent. Nach Auflagen der EU-Kommission zur gemeinsamen Erreichung der Klimaziele muss Tschechien diesen Anteil auf bis zu 33 Prozent erhöhen. Vor allem das Wachstum von Solar- und Windenergie hält das Ministerium für entscheidend. Für den Übergang soll Erdgas als Reserve-Quelle dienen, um das Energienetz bei ungünstiger Wetterlage zu stabilisieren.
Für Martin Sedlák, den Berater des Umweltministeriums, ist der Ausbau der erneuerbaren Energien sehr gut realisierbar. „Es gibt ein ungenutztes Potenzial erneuerbarer Energien in der Stromwirtschaft, insbesondere Windkraftanlagen, Photovoltaik, aber auch Biogasanlagen“, so Sedlák.
Kohle trägt Hälfte der Stromproduktion
Rund 40 Prozent des Stroms gewinnt Tschechien derzeit noch aus Braunkohle. Um diesen Anteil schnellstmöglich ersetzen zu können, bereitet das Ministerium vor allem kurzfristig den Ausbau der Kernenergie vor. In Tschechien gibt es derzeit sechs aktive Kernkraftwerke: zwei in Temelín und vier in Dukovany. Bis zu vier neue Reaktoren – zwei in Temelín und zwei in Dukovany – sind in der Planung.
Ganz ohne die Kohle wird Tschechien in nächster Zeit aber trotzdem nicht auskommen. Auch der Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela (STAN) will nichts überstürzen: „Selbstverständlich verhandeln wir mit den Produzenten und werden versuchen, die Abkehr von der Kohle schrittweise zu gestalten und zu vermeiden, dass in der Tschechischen Republik eine Stromknappheit droht.“ Dennoch geht das Ministerium bei Einhaltung der Aktualisierungen von einer deutlichen Reduzierung der Treibhausgasemissionen aus, nämlich um mehr als 60 Prozent im Vergleich zu 1990. Die EU-Kommission sieht eine Einsparung von 55 Prozent bis 2030 vor.