In Brünnlitz (Brněnec) bei Brünn entsteht ein neues Holocaust-Museum am historischen Standort der ehemaligen Schindler-Fabrik. Am Wochenende soll es eröffnet werden – begleitet von einem internationalen Festival mit Zeitzeugen, Autoren und Gästen aus aller Welt.
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird die einstige Außenstelle des Konzentrationslagers Groß-Rosen zu einem Museum umgewandelt. Hier rettete der Unternehmer Oskar Schindler mehr als 1200 Juden vor dem Tod, indem er sie in seiner Fabrik beschäftigte. Das Museum wird am 10. Mai eröffnet und durch ein zweitägiges Festival mit Konzerten, Zeitzeugengesprächen und Lesungen begleitet.
Träger des Projekts ist der Schweizer Daniel Löw-Beer, ein Nachfahre der führenden Textilunternehmer der Zwischenkriegstschechoslowakei und Besitzer der Vitka-Fabrik. „Im Rahmen eines zweijährigen Projekts werden wir ein Museum errichten, in dem wir die Geschichten der Menschen wieder aufleben lassen möchten, die Oskar Schindler hierher gerettet hat“, erklärte Löw-Beer bei der Vorstellung des Projekts im Jahr 2023. Die Idee wurde mit Hilfe von Spenden und über 20 Millionen Kronen (etwa 800 Tausend Euro) privater Mittel umgesetzt. Unterstützt wurde das Projekt unter anderem von der Region Pardubitz (Pardubice) und Studierenden aus ganz Europa.
Geschichte, Kultur und pädagogischer Anspruch
Das Museum, das nur an ausgewählten Terminen geöffnet sein wird, zeigt vor allem die Geschichten der von Schindler Geretteten, begleitet von Zeitzeugeninterviews, die mithilfe von Steven Spielbergs Shoa Foundation gedreht wurden. Darüber hinaus widmet sich die Ausstellung aber auch der industriellen und jüdischen Geschichte der Region. Eine Sonderausstellung mit Werken von Bauhaus-Designern sowie ein Veranstaltungssaal mit 150 Sitzplätzen sollen das Gelände zu einem Kultur- und Bildungsort machen.
Die Gemeinde Brünnlitz beteiligt sich ebenfalls. Am historischen Eingang entsteht ein Informationszentrum, das unter anderem dem ehemaligen Büro Oskar Schindlers und seiner Frau Emília nachempfunden ist. Geplant ist ein langfristiger Ausbau des Museumsstandorts, es fehlt jedoch an öffentlicher Finanzierung. Vertreter der Archa-Stiftung rufen zu weiterer Unterstützung auf: „Wir suchen jemanden, der uns beim Bau des Hauptgebäudes von Schindlers Fabrik finanziell unterstützen kann“, erklärte Projektsprecher Milan Šudoma.
Prominente Gäste bei der Eröffnung
Zum Eröffnungsfestival am 10. und 11. Mai werden zahlreiche internationale Gäste erwartet. Darunter Thomas Keneally, Autor der Buchvorlage zu „Schindlers Liste“, sowie Oliwia Dabrowska, bekannt als das Mädchen im roten Mantel aus Steven Spielbergs Verfilmung. Auch Biografin Erika Rosenberg und Schriftstellerin Eva Lustigová, Tochter des Holocaust-Überlebenden Arnošt Lustig, haben ihr Kommen zugesagt. Auf dem Programm stehen Auftritte von Überlebenden, Buch- und Filmautoren, eine Modenschau sowie ein Konzert.
Tickets für den Besuch des Museums am 10. und 11. Mai können hier erworben werden: https://goout.net/cs/brnenec/akce/lezwmirhpe/
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