Dana Drábová (1961–2025), langjährige Leiterin der tschechischen Atomaufsicht und international anerkannte Expertin für nukleare Sicherheit.
Dana Drábová (1961–2025), langjährige Leiterin der tschechischen Atomaufsicht und international anerkannte Expertin für nukleare Sicherheit. Credit: X/ Dana Drábová #KeepCalmAndCarryOn

Die renommierte Kernphysikerin und langjährige Leiterin der tschechischen Atomaufsicht, Dana Drábová, erhielt posthum die höchste staatliche Auszeichnung Tschechiens. Zugleich ehrten Bürger sie auf ungewöhnliche Weise – mit einer Spendenaktion für eine Rakete, die ihren Namen trägt.

Die „Atomfrau“ prägte die tschechische Nuklearaufsicht wie kaum eine andere Persönlichkeit. Im Jahr 1999 wurde Dana Drábová zur Direktorin der Staatlichen Behörde für nukleare Sicherheit (SÚJB)  berufen. Sie hatte das Amt über 25 Jahre lang bis zu ihrem Tod inne. In dieser Zeit begleitete sie zentrale Projekte der nationalen Energiepolitik und vertrat die Tschechische Republik international in Fragen der Kernsicherheit. Ihr sachlicher, gut verständlicher Kommunikationsstil machte sie auch weit über die Grenzen Tschechiens hinaus als Expertin auf ihrem Gebiet bekannt.

Präsident Petr Pavel verlieh der Anfang Oktober verstorbenen Physikerin am 28. Oktober den Orden des Weißen Löwen in memoriam für ihre Verdienste um die Kernenergie und die Wissenschaft.

Die „Atomfrau“ zwischen Wissenschaft und Verantwortung

Drábová, die Medien und Kollegen oft als „ die Atomfrau“ bezeichneten, war sowohl Fachfrau als auch Vermittlerin. Sie kombinierte technisches Know-how mit der Fähigkeit, komplexe Themen verständlich zu erklären. Der Reaktorunfall von Tschernobyl markierte damals einen Wendepunkt in Drábovás Karriere, der ihr zeigte, wie wichtig Verantwortung und Transparenz in der Kernenergie sind. Später überwachte sie unter anderem die Inbetriebnahme des zweiten tschechischen Kernkraftwerks in Temelín und galt international als Expertin für Sicherheit in der Kernenergie.

Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine engagierte sich Drábová zunehmend in Projekten zur Unterstützung des Landes. Sie kommentierte wiederholt die Lage in ukrainischen Kernkraftwerken und mahnte, solche Anlagen unter besonderen Schutz zu stellen. Berühmt wurde auch ihre tägliche Meldung auf X: „Die Strahlungslage in der Ukraine bleibt normal.“

Posthume Ehrung und außergewöhnliches Vermächtnis

Drábová verstarb am 6. Oktober 2025 im Alter von 64 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreis ihrer Angehörigen. Nur wenige Wochen später verlieh ihr Präsident Pavel in memoriam den Orden des Weißen Löwen. Drábovás Partnerin Markéta Pávová nahm den Orden stellvertretend entgegen. Bei einer Gedenkveranstaltung im Prager Forum Karlín erinnerte sich Pavel, wie stolz er darauf war, mit wie viel Respekt ihre Kollegen, Experten aus Japan, Frankreich und vielen anderen Ländern, ihr begegnet seien.

Eine außergewöhnliche Form der Ehrung erhielt Drábová auch von der Inititative „Dárek pro Putina“ („Ein Geschenk für Putin“), die in nur zwei Tagen über 12,5 Millionen Kronen (etwa 500.000 Euro) für den Kauf eines Marschflugkörpers sammelte, der mit „DANA 1“ nach ihr benannt wurde. Das Projekt soll an Drábovás Engagement für die Ukraine erinnern und symbolisch ihren Namen weitertragen. Drábová selbst hatte der Initiative über 300.000 Kronen (etwa 12.330 Euro) gespendet.

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