Klassikfans strömen vom 12. Mai bis 3. Juni nach Prag, um eines der ältesten Musikfestivals in Europa zu feiern: Den 80. Prager Frühling (Pražské jaro).
„Die diesjährige Jubiläumsausgabe steht ganz im Zeichen der Idee, die Festivalgründer Rafael Kubelík dem Prager Frühling 1946 mitgegeben hat: das Beste und Interessanteste aus der Welt der Klassik zu präsentieren – und Vielfalt sowie künstlerische Konfrontation in die tschechische Kulturlandschaft zu bringen“, sagt Festivaldirektor Pavel Trojan.
„Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu feiern und auf die reiche Geschichte des Prager Frühlings zurückzublicken – eines der ältesten europäischen Klassikfestivals – ist für uns Verpflichtung und Herausforderung zugleich. Ich glaube, dass dies die privilegierte Stellung des Prager Frühlings nicht nur im tschechischen, sondern auch im europäischen Kulturraum bestätigt“, so Trojan weiter.
Eröffnung und Abschluss des Festivals
Das Eröffnungskonzert des 80. Prager Frühlings im Smetana-Saal des Gemeindehauses übernimmt die Tschechische Philharmonie mit ihrem Chefdirigenten Semyon Byčkov. „Am 12. Mai 1946 führte die Tschechische Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Rafael Kubelík zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals Smetanas Zyklus ‚Mein Vaterland‘ auf. Die Anzahl der Aufführungen dieses Werks durch dieses Ensemble beim Prager Frühling ist während seines achtzigjährigen Bestehens auf unglaubliche 66 angestiegen, einschließlich der Reprisen“, so Trojan. Zu den eindrucksvollsten gehören nicht nur Kubelíks Erstaufführung, sondern auch viele andere unter der Leitung weiterer großer Chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie – wie Karel Ančerl, Václav Neumann, Zdeněk Mácal oder Jiří Bělohlávek. Ein historischer Moment war auch die erste Aufführung von Smetanas Symphonie durch einen ausländischen Dirigenten – Lovro von Matačić – im Jahr 1984. „Dass wir diesem Orchester diesjährige Jubiläumseröffnung anvertrauen, war eine naheliegende Wahl“, erklärt Trojan.
Die Tschechische Philharmonie wird die 80. Festivalausgabe mit Gustav Mahlers monumentaler „Symphonie der Tausend“ in zwei Konzerten am 2. und 3. Juni auch abschließen. „Mahler ist traditionell ein wichtiger Komponist für den Prager Frühling. Die beiden Aufführungen der Symphonie Nr. 8, der sog, ‚Symphonie der Tausend‘, bieten mit den zwei außerordentlichen Mahler-Interpretinnen Sarah Wegener und Jennifer Johnston eine wirklich beeindruckende Besetzung“, sagt Programmdirektor Josef Třeštík. Zu den acht Interpreten gehören außerdem der britische Tenor David Butt Philip, der Bass David Leigh sowie die tschechischen Stars Kateřina Kněžíková (Sopran) und Adam Plachetka (Bariton).
Stefan Veselka und Patricia Kopatchinskaja
Im Jubiläumsjahr wartet die Festivaldramaturgie mit einem außerordentlich vielseitigen Programm auf. Zwei Höhepunkte seien besonders hervorgehoben: Stefan Veselka, seit der Saison 2023/24 Generalmusikdirektor des Theaters Regensburg, gibt sein Debüt als Dirigent im Nationaltheater – mit Janáčeks „Jenůfa“. „Ich kenne tschechische Musik, ich spreche Tschechisch, und wir führen Janáčeks ‚Jenůfa‘ in der Originalsprache mit einem wunderbaren Orchester, Opernsängern und dem gesamten Team des Prager Nationaltheaters auf. Ich liebe Janáček – er war Mährer, wie meine Eltern“, so Veselka, geboren im norwegischen Stavanger. Was ihn an Janáček besonders fasziniert? „Seine Musik ist wunderschön, sie hat eine große Kraft. Janáček war einzigartig und seinerzeit sehr modern, etwa wie Béla Bartók in Ungarn. Alle berühmten Komponisten in seiner Zeit – Puccini, Strauss, Korngold oder Schönberg – komponierten romantische Stücke. Doch Janáček wollte nicht, dass die Emotionen im Klang des Orchesters verdeckt bleiben,“ erklärt der Dirigent und weltweit geschätzte Pianist.

Besondere Aufmerksamkeit gebührt auch der diesjährigen Residenzkünstlerin des Prager Frühlings, der Geigerin und Performerin Patricia Kopatchinskaja. In Prag wird sie mit dem Orchester „Camerata Bern“ und dem Pianisten Joonas Ahonen auftreten. In drei Konzerten wird die Künstlerin ihr außergewöhnliches Talent nicht nur als Geigerin beweisen, denn in Arnold Schönbergs skandalumwitterten Musikdrama „Pierrot lunaire“ schlüpft sie selbst in die Rolle des Pierrot. Den letzten Abend ihrer Residenz widmet Kopatchinskaja dem tschechischen Komponisten Luboš Fischer. „Dieses Konzert liegt mir besonders am Herzen, denn dieser Komponist ist nicht allzu bekannt und verdient viel mehr Anerkennung“, sagt die Künstlerin, die zwei Violinsonaten von Fišer, „In memoriam Terezín“ und „Hands“, aufführen wird.
Das vollständige Programm des Prager Frühlings 2025 finden Sie auf https://festival.cz