Mit verschiedensten Kunstwerken stellen 30 Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland ihre ganz persönliche Sicht auf eine „kafkaeske“ Welt im DOX vor.

Weder Franz Kafkas Popularität noch die Aktualität seines Werks scheinen 100 Jahre nach seinem Tod abgenommen zu haben. Mehrere hundert Personen drängten am Donnerstag, den 8. Februar, in die große Veranstaltungshalle des Zentrums für zeitgenössische Kunst DOX im Prager Stadtteil Holešovice. Sie alle waren gekommen, um der Eröffnung der Ausstellung „KAFKAesque“ beizuwohnen, die dort bis 22. September im DOX gezeigt wird. Es war eine der ersten großen Veranstaltungen in diesem besonderen Kafka-Jahr, in dem anlässlich seines 100. Todestags an den weltberühmten deutschsprachigen Schriftsteller aus Prag erinnert wird.

Im Gegensatz zu traditionellen Retrospektiven bietet die Ausstellung “KAFKAesque” keinen chronologischen Überblick über Kafkas literarisches Schaffen. Vielmehr geht es um eine tiefgründige Reflexion seines Werks durch die Linse von 30 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die durch unterschiedliche Herangehensweisen versuchen, die Essenz und die Poetik von Kafkas Gedanken darzustellen.

Kafkas Einfluss auf Kunst und Kultur

Beim Durchschreiten der Ausstellung wird einem bewusst, dass Kafka nicht mehr nur bei Literaturkennern und -liebhabern eine große Rolle spielt. Längst sind zahlreiche Kunst- und Kulturschaffende in Kafkas Bann gezogen worden, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit dem Werk und den Gedanken des Literaten auseinandersetzen. Von Gabriel García Márquez bis zu Theodor W. Adorno hallt Kafkas Einfluss in Literatur, Film, Musik und Philosophie wider. Michaela Šilpochová, eine der Kuratorinnen, erläutert dazu: „Das Interesse an Kafkas Werk hat den Begriff ‘kafkaesk’ hervorgebracht, der versucht, die wesentlichen Merkmale von Kafkas Texten zu erfassen: den allgegenwärtigen Einfluss unbekannter Autoritäten und Machtapparate und die vergeblichen Bemühungen derjenigen, die in den Labyrinthen ihrer Willkür gefangen sind.“

Bis heute stellt der Versuch, Kafkas Werke zu verstehen, viele Wissenschaftler auf der ganzen Welt sowohl vor eine intellektuelle als auch emotionale Herausforderung. „Es gibt eine Kategorie von professionellen Kafkologen. Es gibt eine Kategorie von Amateur-Kafkologen. Und es gibt eine Kategorie von staunenden Lesern, die eine persönliche Note bevorzugen. Das ist das Kriterium für unsere Ausstellung. Das Interesse an der persönlichen Beziehung der zeitgenössischen Künstler zu Kafka und seiner Welt“, erklärt DOX-Direktor und Co-Kurator der Ausstellung Leoš Válka. So finden die Besucher der Ausstellung auf zwei Etagen Gemälde, Skulpturen und multimediale Installationen, die unterschiedliche Sichtweisen auf das „Kafkaeske“ präsentieren.

Einblick in die Ausstellung „KAFKAesk“ Foto: DOX, Jan Slavík

Die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler war für die Kuratoren Otto M. Urban, Leoš Válka und Michaela Šilpochová eine besondere Herausforderung. „Die Zahl der Künstler, die sich in irgendeiner Weise mit Kafka auseinandergesetzt haben, ist enorm. Wir haben vor allem Künstler ausgewählt, die sich eher indirekt, aber dafür umso intensiver mit Kafka auseinandergesetzt haben. Es ging uns nicht um die Illustration seines Werkes, sondern vielmehr um eine Reflexion“, sagt Otto M. Urban dazu.

Die Ausstellung „KAFKAesque“ ist noch bis 22. September 2024 zu sehen im DOX (Zentrum für zeitgenössische Kunst) in Prag Holešovice. Mehr auf der Website von DOX.

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.