Prag ist europaweit für seinen guten öffentlichen Nahverkehr bekannt. Dennoch hat die Stadt vor allem zu den Hauptverkehrszeiten mit einem ernsthaften Verkehrsproblem zu kämpfen: Lange Staus und verstopfte Straßen säumen dann nicht selten das Stadtbild. Landesblogger Hendrik nimmt euch mit und klärt über eine weitere großes Herausforderung Prags in Sachen Verkehrspolitik auf: die Sache mit dem Parken.
Es war eine der ersten Informationen über Prag, die ich von Freunden und Bekannten erhalten habe, als ich ihnen vor gut vier Monaten erzählte, dass ich in Prag mein Auslandspraktikum machen will. „Das ist aber keine Stadt für Autos.” Erst habe ich das Ganze belächelt und mir gedacht: „Ich fahre seit vier Jahren regelmäßig Langstrecken und Stadtverkehr, mich bringt nichts aus der Ruhe.“ Bis ich im August erstmals allein nach Prag fuhr…
Zuerst die Grundlagen
Verkehrswege: Um Prag herum führt ein Autobahnring, der sogenannte Městský okruh (städtischer Ring). Von ihm führen zahlreiche Bundes- und Landstraßen in die jeweiligen Stadtbezirke Prags. Er ist komplett mautfrei und beinhaltet auch die drei Autotunnel auf der Westseite der Moldau. Meist gilt auf ihm die Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h, welche durch zahlreiche Intervallkontrollen und Blitzer regelmäßig kontrolliert wird. Will man wieder aus Prag heraus, so führen von der Ringautobahn gleich neun Autobahnen und Bundesstraßen in die verschiedensten Richtungen Tschechiens.
Parkzonen: In Prag gibt es drei verschiedene Parkzonen, welche farblich voneinander abgegrenzt sind.
Das Parken in einer blauen Zone ist zuallererst Anwohnern mit entsprechendem Nachweis gestattet. Für sie ist zudem keine maximale Parkdauer vorgesehen. Dasselbe gilt für in Tschechien zugelassene Elektroautos oder solche, die durch das Prager Rathaus als E-Autos anerkannt werden. Auch Besucher der Stadt können diese Parkplätze fürs Kurzzeitparken nutzen, in der Innenstadt maximal eine Stunde, außerhalb des Stadtzentrums maximal drei Stunden lang. Sie müssen aber fürs Parken bezahlen.
In lila Zonen dürfen Anwohner und E-Autos unbegrenzt kostenlos parken. Für alle anderen ist hier ein Parkaufenthalt von maximal 24 Stunden möglich, allerdings gegen ein entsprechendes Entgelt. Eine Stunde kostet hier in der Regel 30 Tschechische Kronen (ca. 1,20 Euro). Man sollte aber die Betriebszeiten der Parkzonen beachten, die auf den Schildern aufgeführt sind. Außerhalb dieser Zeiten darf hier nämlich jeder unbegrenzt und kostenfrei parken.
Die orangenen Zonen sind sogenannte Kurzzeitparkzonen. Hier ist das Parken meist für ein kurzes Intervall, welches auf den entsprechenden Schildern eingesehen werden kann, erlaubt. Pro Stunde kostet das Abstellen des Autos hier mit 40 Tschechische Kronen (ca. 1,60 Euro) etwas mehr als in der lila Zone. Außerhalb der sich ebenfalls auf den Schildern befindlichen Betriebszeiten ist auch hier das Parken unbegrenzt und kostenfrei für alle möglich.
Alle diese Parkzonen sind an die verschiedenen Stadtbezirke Prags gebunden. Daher schwanken sowohl Regelungen als auch Preise, was das Parken in den entsprechenden Zonen angeht. Die Zahlungswege sind hingegen einheitlich. Entweder man zahlt an Automaten in der Straße, über Websites wie parkingcard.cz und parking.praha.eu oder über die gleichnamigen Apps auf dem Smartphone. Im Fall einer digitalen Buchung ist der Code neben dem Handysymbol auf dem Schild essentiell. Das “P” und die darauffolgende Zahl im Code geben den Stadtbezirk an, die vier weiteren Ziffern hinter dem Bindestrich definieren den genauen Standort im System.
Unwissenheit wird zum Verhängnis
All das weiß man als Tourist, mich damals eingeschlossen, natürlich meist nicht. So irrte ich auf der Suche nach einem passablen Parkplatz neben meiner Airbnb-Mietwohnung über eine Stunde durch Smíchov. Nur um am Ende doch in einem Parkhaus zu landen und nach 48-stündigem Aufenthalt in Tschechiens Landeshauptstadt allein fürs Parken etwa 100 Euro zu bezahlen.
Um solche bösen Überraschungen bei meinem dreimonatigen Praktikum zu vermeiden, informierte ich mich über Alternativen und stieß bei meiner Suche vor allem auf Park-and-Ride-Angebote (P+R). Von diesen Parkangeboten, bei denen große Parkanlagen weiter außerhalb des Stadtkerns Parkplätze zu deutlich erschwinglicheren Preisen anbieten, fand ich für Prag einige. Fürs Kurzzeitparken von bis zu zwölf Stunden sind die meisten von ihnen sogar kostenfrei. Fast alle von den großen P+R’s in Prag sind zudem direkt ans Metro-Netz angebunden.
Einziger Nachteil: Manche der größeren P+R’s werben zwar tagsüber mit sehr günstigen Tarifen, verlangen aber pro Nacht im schlimmsten Fall 4 Euro, was zum Schluss der entscheidende Punkt war, warum ich Park-and-Ride-Angebote als dreimonatigen Parkplatz ausgeschlossen habe.
Do’s and Don’ts
Ich habe bei meiner aktuellen Wohnung in Kaceřov das große Glück, dass ich für 80€ pro Monat einen Parkplatz direkt neben meiner Eingangstür dazu buchen konnte. Damit fahre ich wohl am günstigsten, da die für blaue Parkzonen erforderliche Anliegerbestätigung für kürzere Aufenthalte meist gar nicht erst ausgestellt wird.
Ich würde daher jedem folgende Herangehensweise ans Herz legen, wenn er oder sie sein Auto längerfristig in Prag parken möchte. Klärt zuerst ab, ob ihr an eine Anliegerbescheinigung kommt, ob euer Vermieter Parkplätze anbietet, dann ob Park-and-Ride eine Option für euch ist und zu guter Letzt, ob es erschwinglichere Parkzonen in eurer Nähe gibt. Was ihr aber auf keinen Fall machen solltet, ist, euer Auto in Parkhäusern in der Innenstadt abzustellen, da bei den führenden Anbietern (Mr. Parkit und Co.) teils horrende Kosten auf euch zukommen könnten.
Und auch wer meint, er könnte zocken, und sein Auto einfach ohne Bezahlung in öffentlichen Parkzonen abstellen, könnte mit dieser Taktik schnell auf die Füße fallen. Denn Prag kontrolliert mit KI-technologisierten Kontrollautos, die bestimmt jeder in Prag bereits gesehen hat. Und das gar nicht mal so selten.