Die tschechische Bierkultur ist nun zum immateriellen Kulturerbe in Tschechien erklärt worden. Foto: ČTK/AP/Petr David Josek
Die tschechische Bierkultur ist nun zum immateriellen Kulturerbe in Tschechien erklärt worden. Foto: ČTK/AP/Petr David Josek

In der vergangenen Woche ist die Bierkultur in Tschechien in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Die Entscheidung traf das Kulturministerium. Das nächste Ziel ist die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste.

Über 550 Brauereien sind derzeit in Tschechien beheimatet. Der Brauereisektor beschäftigt rund 65.000 Menschen und brachte dem Staatshaushalt im Jahr 2023 etwa 29 Milliarden Kronen (etwa 1,2 Milliarden Euro) an Steuern ein. In die Liste wurde die Bierkultur auf Empfehlung des Nationalen Rats für traditionelle Volkskultur aufgenommen. Sie soll vornehmlich den Schutz und die Entwicklung des immateriellen Kulturerbes in Tschechien gewährleisten. Gegenstand der Nominierung ist vor allem die Geschichte hinter dem tschechischen Bier und Brauwesen. Die Tschechische Bierkultur würdigt handwerkliche Traditionen des Bierbrauens und -zapfens, die Kultivierung der Landschaft sowie die Kneipentradition.

Brauereiverband strebt UNESCO-Welterbe an

Nach Deutschland und Belgien ist Tschechien das dritte europäische Land, das die Bierkultur zum immateriellen Kulturerbe ausruft. Die belgische Bierkultur wurde darüber hinaus im Jahr 2016 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit (UNESCO) aufgenommen. Tschechien strebt diese Ehrung nun ebenfalls an. „Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir in Zukunft auch eine Aufnahme in die UNESCO-Liste anstreben möchten. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir unsere Bierkultur pflegen und weiterentwickeln können, und dann werden wir sehen“, erklärte Tomáš Slunečko, Geschäftsführer des Verbands der Brauereien und Mälzer.

Die Aufnahme in die nationale Liste war eine notwendige Voraussetzung für dieses Vorhaben. Neben der Bierkultur finden sich auch andere immaterielle Güter wie der Rekrutentanz Verbuňk, die Glasbläserei oder das Puppenspiel in der tschechischen Liste des immateriellen Kulturerbes. Auch die Saazer Altstadt und der Saazer Hopfen stehen auf der Liste. Die Hopfenbaulandschaft schaffte es 2023 bereits in die UNESCO-Welterbeliste.

Bierkonsum in Tschechien sinkt

Wie der Verband der Brauereien und Mälzer mitteilte, kommen 96 Prozent des in Tschechien konsumierten Biers aus Böhmen, Mähren oder Schlesien. Gleichzeitig verzeichnen tschechische Brauereien seit einigen Jahren einen Rückgang des Bierkonsums in der Bevölkerung. Im Jahr 2023 wurde 2,7 Prozent weniger Bier gebraut als noch im Vorjahr und der Bierkonsum sank um 9,7 Liter auf 133,2 Liter pro Person und Jahr. Eine Untersuchung aus dem gleichen Jahr zeigte außerdem, dass die Zahl der Männer und Frauen, die stolz auf ihren hohen Bierkonsum sind, abnimmt. Nur noch 79 Prozent der Männer und 42 Prozent der Frauen hatten 2023 schon einmal Bier getrunken, was im Vergleich zu 2016 einem Rückgang von zehn Prozent bei den Männern und 15 Prozent bei den Frauen entsprach. 

Laut Slunečko hänge der Bierkonsum selbst nicht unbedingt mit der Bierkultur zusammen. In Hinblick auf den Rückgang der tschechischen Biertrinker ist er aber trotzdem überzeugt, „dass die Tschechen mit der Aufnahme in die nationale Liste stolzer darauf sein werden, gemeinsam in Kneipen zu gehen, vielleicht sogar stolzer darauf, Teil des kulturellen Erbes zu sein.“

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