Am Vorgehen der Polizei während des Amoklaufs an der Karls-Universität gab es vermehrt Kritik. Eine interne Kommission hatte daher eine Untersuchung eingeleitet. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag gab sie nun bekannt, dass die Behörden bei ihrem Eingriff keine grundlegenden Fehler gemacht haben.

In den letzten Wochen wurde wiederholt der Vorwurf formuliert, dass die Polizei die Situation während des Amoklaufs an der Karls-Universität am 21. Dezember unterschätzt haben soll. Denn am Tag der tragischen Tat hatte die Polizei bereits am Mittag einen Hinweis erhalten, dass ein 24-jähriger Student der Philosophischen Fakultät aus dem mittelböhmischen Dorf Hostau (Hostouň) auf dem Weg nach Prag sei, um Selbstmord zu begehen. 25 Minuten nachdem sie Meldung erhalten hatte, fand die Polizei den Vater des Studenten tot in seiner Wohnung auf. Auch gab es Fragen, warum die Polizei das wiederholte Angebot zur Kontaktaufnahme mit der Universitätsleitung nicht angenommen hat.

„Eingreifen der Polizei war schnell und professionell“

Um das Vorgehen der Polizei zu überprüfen, hat sich die interne Kontrollkommission auf vier Bereiche fokussiert: die Handlungen der Behörden vor dem Vorfall der Schießerei, von der Meldung der Schießerei bis zum Tod des Täters, nach dem Tod des Täters sowie die Verfahren der Abteilung für Waffen und Sicherheitsausrüstung. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden nun am Dienstag auf einer Pressekonferenz vorgestellt. „Die Innenrevision konnte bei seinen Ermittlungen kein Fehlverhalten der Polizeibeamten feststellen. Das Verhalten der Beamten stand im Einklang mit den geltenden Rechtsvorschriften und internen Verwaltungsvorgängen. Das Eingreifen der Polizei kann als schnell und professionell bewertet werden“, sagte Tikovský. Zugleich forderte er die Medien auf, in ihren Urteilen und Bewertungen etwas genauer zu unterscheiden, zwischen dem, was die Polizei während der circa drei Stunden dauernden Einsatzphase hätte wissen können, und dem, was man 19 Tage nach der Tat weiß. 

Tikovský betonte dabei, dass es keine Hinweise darauf gab, dass der Attentäter das Gebäude am Jan-Palach-Platz ansteuern würde. „Die Philosophische Fakultät hat vier Gebäude in Prag, und das einzige wirkliche Erkenntnis über die mögliche Bewegung des Täters führte auf Grundlage seines Stundenplans in die Celetná-Straße. Der Schütze hatte an diesem Tag nur in diesem Gebäude eine Vorlesung“, sagte Tikovský. Daher evakuierte die Polizei zunächst dieses Gebäude. Um 14:59 gab es erste Meldungen über Schüsse im Fakultätsgebäude am Jan-Palach-Platz.  

Arbeitsgruppe „Střelec“ wird eingerichtet

Auch wenn die Polizei keine grundlegenden Fehler bei ihrem Vorgehen begangen haben mag, sehen die Behörden dennoch Verbesserungspotenzial. Zum einen empfahl die interne Kontrollstelle des Polizeipräsidiums, bei zukünftigen Vorfällen die Krisenkommunikation mit Vertretern der betroffenen Institutionen oder Veranstaltungen zu verbessern. Zudem soll eine neue Arbeitsgruppe „Střelec“ eingerichtet werden, die eine effektivere Überprüfung und Untersuchung ähnlicher Fälle gewährleisten soll. Als weitere mögliche Verbesserungsbereiche nannte Polizeipräsident Martin Vondrášek den Ausbau der polizeilichen Analysekapazitäten sowie die Ausweitung des Schießtrainings über die Streifeneinsatzkräfte hinaus.

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Gedenkmarsch erinnert an Opfer des Amoklaufs an Karls-Universität

Am Donnerstag fand die erste Gedenkveranstaltung im Rahmen des „Monats für die Fakultät“ statt. Vom Karolinum zog ein Gedenkmarsch durch die Prager Altstadt zum Jan-Palach-Platz vor dem Gebäude der Philosophischen Fakultät. Dort wurde eine Menschenkette um das Gebäude gebildet und ein Gedenkfeuer entzündet.

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Motiv des Täters weiter unbekannt

Wie der stellvertretende Direktor der Regionaldirektion der Prager Polizei, Vojtěch Motyka, erklärte, werde das Motiv des Schützen weiterhin untersucht. Allerdings könne zum jetzigen Zeitpunkt ein Beziehungsmotiv im Zusammenhang mit dem Mord in Klanowitz (Klánovice) ausgeschlossen werden. Auch wurde bestätigt, dass in der Wohnung und beim Attentäter selbst zwei identische Briefe gefunden worden sind. Auf die Frage, ob es sich um einen Psychiatriepatienten handelt, gab Motyka zunächst keine Antwort. Diese Frage werde von der Polizei noch untersucht. 

Polizei bearbeitet 165 Straftaten im Zusammenhang mit dem Amoklauf

Im Zusammenhang mit dem Amoklauf vom 21. Dezember sind bis heute insgesamt 165 Straftaten begangen worden. Darunter finden sich 34 Fälle, welche die Tat billigten und 29 Fälle, in denen eine gefährliche Drohung ausgesprochen wurde. 

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