Für ihr ehrenamtliches Engagement erhielt die langjährige Leiterin des Deutschen Kulturvereins Region Brünn von Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. 

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/ Die Grünen) überreichte am 8. Dezember 2023 im Neuen Schloss in Stuttgart Frau Hanna Zakhari – gemeinsam mit 17 weiteren Bürgerinnen und Bürgern – den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Dieser ist eine besondere Würdigung ihres ehrenamtlichen Engagements sowie ihrer Leistungen für die deutsch-tschechische Versöhnung und Verständigung: vor allem in ihrer Funktion als Leiterin des Deutschen Kulturvereins Region Brünn, ihr Engagement in der Städtepartnerschaft zwischen Brünn und Stuttgart sowie im BRUNA-Kreisverband Stuttgart des Heimatverbands der Deutschen aus Brünn „Frau Hanna Zakhari ist kurz nach dem Krieg in der damaligen Tschechoslowakei geboren und kam mit 18 Jahren nach Deutschland. Sie setzt sich für Frieden, Freundschaft und die Versöhnung der Menschen aus beiden Ländern ein“, so Kretschmann in seiner Würdigung. 

Emigration nach Deutschland

Hanna Zakhari (geb. Rybnicky) wurde 1946 in Brünn (Brno) geboren. Ihre Mutter hatte 1945 nach Kriegsende die Schrecken des Brünner Todesmarsches miterlebt, die gesamte Familie ihres Vaters und ihrer Mutter wurde vertrieben. Da sie in der Tschechoslowakei auf Grund der Weigerung ihres Vaters, sie bei den Pionieren einzuschreiben, nicht studieren konnte, Das war mit ein Grund, warum sie 1964 emigrierte. Später erhielt sie dort eine wirtschaftliche Ausbildung an der Landesakademie Stuttgart und wohnte fortan in Filderstadt nahe der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Zakharis Eltern kamen 1966 als Aussiedler nach Deutschland. Ihr gesamtes Eigentum hatten sie in Brünn zurücklassen müssen.

Nach ihrer Pensionierung 2008 übernahm Zakhari die Leitung des Deutschen Kulturvereins Region Brünn sowie des Begegnungszentrums der deutschen Minderheit. In ihrer Zeit als Leiterin baute sie die Aktivitäten des Vereins deutlich aus und machte aus dem Begegnungszentrum ein offenes Haus des Dialogs und der Verständigung.  Gleichzeitig ist die Einrichtung für alle an der deutschen Sprache und Kultur interessierten Bürger der Stadt und Region Brünn offen und wird von der Öffentlichkeit geschätzt.  Regelmäßig nimmt der Verein an verschiedenen Veranstaltungen wie dem „Babylonfest“ der Stadt Brünn sowie dem Festival „Meeting Brno“ teil. Dadurch erlangte er auch über die Grenzen der Stadt hinaus Bekanntheit. Daneben initiierte Zakhari Sprachkurse, Autorenlesungen oder Schulwettbewerbe. „Sie gibt der Sprache und Kultur der deutschen Minderheit in Tschechien Raum, und ihr ist es wichtig, ein modernes Bild von Deutschland und Europa zu vermitteln“, sagte Kretschmann. 2022 übergab Zakhari die Leitung des Verbands an Eleonore Jeřábková und ist seither weiter im Vorstand aktiv.

Daneben war Zakhari von 1984 bis 2017 Mitglied des BRUNA-Heimatverbands und gehörte mehrere Jahre ehrenamtlich dem Bundesvorstand an. In dieser Funktion hatte sie in der Patenstadt der vertriebenen Brünner in Schwäbisch Gmünd eine Reihe kultureller Veranstaltungen organisiert. Von 2009 bis 2017 war sie stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands in Stuttgart.

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Städtepartnerschaft Brünn – Stuttgart

Durch Hanna Zakhari ist der Deutsche Kulturverein auch aktiv in die Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Brünn eingebunden. Hier hatte Zakhari beispielsweise das Projekt „Deine Stadt – meine Stadt“ organisiert, bei dem Jugendliche aus Brünn und Stuttgart ihre Stadt in kurzen Videos, Geschichten und Fotoalben präsentierten. Mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes wurde insbesondere Zakharis Einsatz für das 30-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft gewürdigt. Das Programm des Jubiläums habe ganz besonders Zakharis Handschrift getragen. „Ihre Botschaft vermittelt in schwierigen Zeiten Vertrauen und Zuversicht“, sagte Kretschmann abschließend.

Für ihre Leistungen sowie ihr ehrenamtliches Engagement war Zakhari bereits in der Vergangenheit ausgezeichnet worden. 2015 wurde ihr der Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis der Seliger-Gemeinde verliehen. Ebenfalls 2015 wurde Zakhari von der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag als „Brückenbauerin“ ausgezeichnet. Im September 2021 erhielt Zakhari von der Brünner Primatorin Markéta Vaňková den „Preis der Stadt Brünn“ überreicht. Damit wurde u.a. gewürdigt, dass Zakhari zum überregionalen Ansehen der Stadt beitrug. 

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