Die Reichenberger Region kürte ihre besten regionalen literarischen Publikationen. Eine besondere Auszeichnung ging dabei an Petra Laurin, die mit zahlreichen Büchern an die deutsche Geschichte der Region erinnert.
Bereits zum siebten Mal veranstaltete die Region Reichenberg (Liberecký kraj) den Wettbewerb „Buch des Jahres“ und zeichnete in verschiedenen Kategorien herausragende regionale Literatur aus. Eine siebenköpfige Jury wählte aus 45 Publikationen aus dem Jahr 2023 die besten aus. „In diesem Jahr waren wir uns einig, dass in jeder Kategorie die Anzahl hochwertig aufbereiteter Bücher sehr hoch war. Nicht nur in Bezug auf den Inhalt, sondern auch in Bezug auf die grafische Gestaltung“, sagte Květa Vinklátová, stellvertretende Landeshauptfrau für Kultur, Denkmalpflege und Tourismus der Region Reichenberg, am 22. Mai bei der feierlichen Preisverleihung in der Wissenschaftlichen Regionalbibliothek in Reichenberg. Neben den Auszeichnungen in verschiedenen literarischen Kategorien verlieh die Region in diesem Jahr aber einen ganz besonderen Preis, mit dem sie indirekt auch ihre deutsche Vergangenheit würdigte.
Zahlreiche Publikationen über das Isergebirge
Für ihren außerordentlichen Beitrag zur Literatur wurde die Journalistin und Autorin sowie Leiterin des Hauses der deutsch-tschechischen Verständigung in Gablonz (Jablonec nad Nisou), Petra Laurin, ausgezeichnet. Sie erhielt die Ehrung für ihre Bemühungen, die deutsche Geschichte der Reichenberger Region bekannt zu machen und für die Nachwelt zu bewahren.
„Wir arbeiten seit fast zehn Jahren an Buchprojekten. Es begann mit Büchern über die Schicksale der Deutschen aus dem Isergebirge. Da wir immer neue Nachfragen bekommen, arbeiten wir an einer neuen erweiterten Auflage“, so Laurin gegenüber dem LandesEcho. Im vergangenen Jahr gab das Haus der deutsch-tschechischen Verständigung außerdem ein Buch über die Geschichte des Klosters Haindorf (Klášter Hejnice) heraus, mit Illustrationen von Monika Hanika: „Haindorf – Die Legende des Wallfahrtsortes“. Das Buch erschien in gleich drei Sprachen – Deutsch, Tschechisch und Paurisch, dem deutschen Dialekt im Isergebirge. Vor Weihnachten erschien posthum „Erinnerungen an ein stilles Isergebirge“ des Gablonzer Fotografen und Autors Siegfried Weiss. Zu den weiteren Projekten des Hauses gehörte das zweisprachige deutsch-tschechische Buch „Sagen und Märchen der Deutschen aus dem Isergebirge“, das auch als Hörbuch erschien.
Wenn die Arbeit Spaß macht…
Daneben gaben Petra Laurin und das Haus der deutsch-tschechischen Verständigung in den vergangenen Jahren viele weitere Publikationen heraus, die mit dem Isergebirge und seiner ehemaligen deutschen Bevölkerung verbunden sind. Vor allem eine Buchreihe über den bekannten Globetrotter und Bewohner des Misthauses von Klein Iser (Jizerka), Gustav Ginzel, stieß auf ein großes Interesse.
„Was mir persönlich Freude macht, ist, dass es mir gelang, ein Team von Journalisten, Übersetzern, Korrektoren und Grafikern zu finden, die ähnlich eingestellt sind“, freut sich Laurin, die neben ihrem Wirken in Nordböhmen auch Vize-Präsidentin der Landesversammlung der deutschen Vereine ist. „Wir arbeiten gemeinsam an neuen Projekten und das macht Spaß.“ Aktuell sind weitere Buchprojekte in Planung, verrät Laurin: „In diesem Jahr wollen wir ein deutsch-tschechisches Buch über Rübezahl herausgeben. Der Adalbert Stifter Verein wird dabei unser Partner sein.“ Außerdem sei auch eine Büchersammlung zum Thema Isergebirge geplant, wobei Texte deutscher Autoren aus der Region vorgestellt und ins Tschechische übersetzt werden sollen.
Kulturelle Brücken, Geister und Regionalgeschichte
Daneben erhielten weitere Autorinnen und Autoren der Reichenberger Region eine Auszeichnung. In der Kategorie Belletristik und Poesie triumphierte die Anthologie „Z obou břehů/Z obu brzegów“. Die Sammlung vereint Werke tschechischer und polnischer Autoren aus der Euroregion Neisse. Martin Trdla, Vorsitzender des Reichenberger Autorenkreises (Liberecký Autorský Kruh), der die Entstehung dieser Publikation initiierte, nahm den Preis entgegen. Unter den Kinderbüchern stach „Z ohně a písku“ von Albatros Media hervor, welches das Isergebirge nicht nur als Heimat von Künstlern, sondern auch von Geistern darstellt. In der Kategorie Fach- und populärwissenschaftliche Literatur überzeugte das opulent ausgestattete Werk „Kartounky“, das die Geschichte der Textildruckfabriken in Böhmisch Leipa (Česká Lípa) vom 18. bis zum 20. Jahrhundert umfassend dokumentiert.
Weitere Preise gingen an die Herausgeber einer tschechisch-englischen Monografie über das Leben und Werk des Bildhauers Vratislav Karel Novák, sowie an den Autor Jan Havelka und Barbora Melíková. Den Sonderpreis erhielt das Nordböhmische Museum in Reichenberg für das Werk „Svěží dům s věží“, welches im vergangenen Jahr zum 150. Jubiläum des Museums erschien und dessen Geschichte beleuchtet.
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