Hexen im Altvatergebirge. Zeichnung: Jiří Bernard
Hexen im Altvatergebirge. Zeichnung: Jiří Bernard

Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist bekannt als die Nacht der Hexen. In dieser mythischen Nacht ziehen die Hexen auf einen Berg und feiern ihr Fest. Auch im Altvatergebirge, den Sagen nach, trieben die Hexen in nächtlichen Stunden ihr Unwesen.

Der Hexenstein bei Petersdorf

Vom Mittelort Petersdorf führt ein Feldweg zur Trausnitzlehne. Durch den Hochwald steiler aufwärtssteigend, erreicht der Pfad eine Waldstraße. Wer diese Holzabfuhr eine kurze Strecke nach links verfolgt, findet eine verlockend romantische Abzweigung in noch tiefere Waldstille. Aber der Steig wird immer unkenntlicher und endet an einem grasigen, von dunklen Bäumen umstandenen Rund, wie zur Umkehr von Wagen. Am Rande versperrt ein Felsen, der Peterstein, den Weiterweg. Am Fuße des Felsens ist der verfallene Eingang eines längst aufgelassenen Bergwerkstollens zu erkennen. Unheimlich still ist´s an diesen Ort: so ist es nicht zu verwundern, da dieser kleine „Peterstein“ wie sein großer Bruder, der Peterstein auf der Hohen Heide, in der Sage zu einem Hexenplatz wurde.

Noch im vorigen Jahrhundert ging in den Petersdorfer Spinnstuben die Rede: In alten Zeiten wussten manche Teßtaler Frauen, ja sogar einzelne Männer, die weit und breit in gutem Ansehen standen, um geheime Künste Bescheid. Zum Mondwechsel, entweder im hellen Vollmondschein oder in den finstersten Neumondnächten, folgten sie einem unheimlichen Befehl. Mit seltsamen, nach geheimen Rezepten bereiteten Salben schmierten sie ihren Leib und fuhren, verkehrt auf dürren Besen reitend, mit Geheul zum Kamin hinaus durch die Lüfte zum Peterstein. Da thronte der pferdefüßige, gehörnte Höllenfürst zuhöchst auf den Felsen. Die Hässlichkeit seines zottigen Leibes verbarg ein weiter, feuerroter Mantel, über der Teufelsfratze prunkte eine goldene, edelsteingeschmückte Krone. Zu seinen Füßen wirbelte immer übermütiger der Hexenreigen. Bald stieg der Böse selbst herab und peitschte das pflicht- und ehrvergessene Treiben seiner Gäste zu immer höherer Tollheit an, bis endlich mit dem ersten Hahnenruf die Hexen, entsetzlich schreiend, nach allen Windrichtungen auseinanderfuhren. Am Morgen erwachten sie, zu Tode erschöpft, in ihren Betten.

Wer mag sie wohl dem Hexenrichter angegeben haben, die Hexen, die er selbst beim Peterstein gesehen haben will? Die Schafferin mit den schönen, roten Wänglein, die Frau des Burggrafen, die Frau des Kaspar-Färbers, die schönste der Köchinnen, Susanne Vogel, die Scholzin, die Kapsin und die Peschkin. Ihre Namen und die Namen vieler, vieler anderen stehen in den grauenvollen Akten des Hexengerichtes von Groß-Ullersdorf. Folter und Feuertod mussten die Unglücklichen erleiden, die dem Irrwahn einer dunklen Zeit zu Opfer fielen.

Die Hexen beim Butterschlag

Anfang des 19. Jahrhunderts lebte in Hohen-Seibersdorf ein Bauer namens Scholz, der aber im Dorfe nach seinem Hausnamen „Huf“ genannt wurde. Er ließ im Jahre 1870 am Wege zwischen Cibulkenfeld und Neudorf-Alt bei einer Steinbrücke ein Kreuz, das „Hufkreuz“, errichten. Von diesem Ort erzählt eine Sage.

In manchen Nächten, zumeist um Walpurgis, pflegten sich die Hexen bei der Steinbrücke zu treffen. Sie gingen dann gegen Neudorf bis zur „Wunderbirke“ und zapften den Baum ab. Aber nicht Birkensaft entquoll der offenen Wunde, sondern Milch. Diese Milch trugen sie zum Steinhaufen zurück und schlugen sie unter Gelächter und absonderlichem Gerede zu Butter. Die Dörfler hüteten sich wohl, an den Hexen vorbeizugehen. Die Bösen bannten den Neugierigen und hielten ihn fest, bis sie ausgebuttert hatten.

Seit das „Hufkreuz“ steht, ist vom Butterschlag der Hexen nie wieder etwas gehört worden. Die „Wunderbirke“ wurde gefällt, als sie der Erbauung des Hauses von Konrad Müller im Wege stand.

Hexenbesuch in Dittersdorf

War eine Hochzeit oder eine Taufe, so ging es vor alter Zeit in Dittersdorf bei Bärn hoch her. Es galt, für das leibliche Wohl der Gäste aufs Beste zu sorgen. Fleißige Nachbarinnen halfen beim Kuchenbacken und der Backofen wurde nie kalt. Oft aber tat sich die Stubentüre auf und die als Hexe berüchtigte Borberlorber aus Braunseifen stampfte herein. Alle waren betroffen und suchten auf gütige Weise diesen ungebetenen Gast loszuwerden. Und sie ging wieder. Wenn die Frauen aber dem Backofen die duftenden Kuchen entnehmen wollten – fangen sie Pferdemistknollen darin. Dies die Rache der alten Hexe.

Zusammengetragen von Irene Kunc

Dieser beitrag erschien zuerst in der landesecho-ausgabe 5/2024

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