Von Quargel über Barock und hippe Industrieviertel: An einem verlängerten Herbstwochenende unternahm unser Landesblogger Tim eine Entdeckungsreise nach Mährisch-Schlesien – mit einem Abstecher nach Olmütz, das historische Zentrum Mährens.
Die Ortschaften Ostrau (Ostrava), Troppau (Opava), Jägerndorf (Krnov) und Olmütz (Olomouc), in denen ich unterwegs war, verbinden moderne Entwicklungen mit traditionellen Hintergründen und einer reichen Vergangenheit. Mit dem Zug von Prag startete die Reise in Richtung der Industriestadt Ostrau. Die an der Oder liegende Großstadt hat einen besonderen Charme. Ostrau hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verändert. Heutzutage beeindruckt sie mit einer Kombination aus alten Industrieanlagen und modernen Kulturstätten.
Imposant wirkten auf mich vor allem die Witkowitzer Eisenwerke (Dolní oblast Vítkovice). Zwischen den ehemaligen Förderbändern der Anlage des Eisenwerks befindet sich heute ein Kulturzentrum, in dem Lesungen und Konzerte stattfinden. In einer Ausstellung erhascht man Einblicke in die industrielle Vergangenheit der Region. Hierbei liegt der Fokus vor allem auf Minenarbeit. Außerdem bieten die Aussichtspunkte auf dem Dach der Werke eine Möglichkeit, die gesamte Stadt zu überblicken. Am Abend ging es in das Viertel Stodolní, das für seine lebendige Kneipenkultur bekannt ist. Dieses Viertel bietet die perfekte Möglichkeit, den Tag ausklingen zu lassen.
Eine historische Betrachtung von Troppau
Am nächsten Tag ging die Reise weiter nach Troppau, einer der ältesten Städte der Mährisch-Schlesien Region. Besonders einladend ist hier die Altstadt, die mit ihren gut erhaltenen Fassaden aus der Zeit der Habsburger Monarchie zu beeindrucken weiß. Vor allem fiel mir die im 14. Jahrhundert erbaute Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale (Konkatedrála Nanebevzetí Panny Marie) ins Auge. Im Schlesischen Landesmuseum (Historická výstavní budova Slezského zemského muzea) beschäftigte ich mich mit der Geschichte der Gegend beschäftigt und lernte mehr über das kulturelle Erbe der historisch verankerten deutschen Minderheit.
Anschließend entdeckte ich das Kaufhaus Breda, das im Jahr 1928 von der Firma Breda und Weinstein erbaut wurde. Seine charakteristische Fassade und die große Kuppel beeindruckten hier am meisten. Als größtes Kaufhaus galt es als wichtiger kultureller Treffpunkt der Stadt im 20. Jahrhundert. Im Jahr 2012 wurde es geschlossen und wartet seither auf seine Rekonstruktion. Auf dem Vorplatz des Kaufhauses war eine Ausstellung über Weinstein und seine Familiengeschichte während der Zeit der deutschen Besatzung zu sehen. Leider wurden beim Hochwasser im September 2024 große Teile des Erdgeschosses des ehemaligen Kaufhauses zerstört.
Zeitreise nach Jägerndorf
Am dritten Tag der Reise ging es weiter nach Jägerndorf. In der Kleinstadt mit fast 23.000 Einwohnern fühlt man sich direkt sehr wohl, da sie trotz des Hochwassers im September 2024 viel von ihrem ursprünglichen Charme bewahrt hat. Die Jägerndorfer Synagoge (Krnovská Synagoga) hat mich besonders fasziniert. Sie gehört zu den wenigen, die den Zweiten Weltkrieg überleben und noch heute zu besichtigen sind. Das von Hügeln umgebene Jägerndorf ist außerdem ein perfekter Ort für Wanderfreunde. Bei einem kurzen Spaziergang konnte ich die idyllische Umgebung und die frische Luft genießen.
Olmützs barocke Schönheit
Am letzten Tag meiner kleinen Reise stand mit Olmütz (Olomouc) eine der schönsten Städte Tschechiens und eine der kulturreichsten Städte Mährens auf dem Tagesprogramm. Historische Gebäude, enge Gassen und viele Denkmäler prägen das Bild der Altstadt. Das Unesco-Weltkulturerbe der Stadt ist die Dreifaltigkeitssäule. Sie befindet sich auf dem zentralen Platz der Stadt, auf dem es einige süße Cafes gibt, in denen ich den letzten warmen Herbsttag genoss. Zum Abschluss meiner Reise aß ich noch einen Olmützer Quargel (Olomoucký tvarůžek), ein Sauermilchkäse mit Rotschmiere – dem Geruch nach vergleichbar mit Harzer Käse. Eine Empfehlung!