Im März vergangenen Jahres hatte der Abriss der Schicht-Werke in Aussig an der Elbe (Ustí nad Labem) begonnen. Foto: Profimedia

Anfang 2023 hatte der Abriss der Schicht-Werke in Aussig an der Elbe (Ústí nad Labem) für Aufmerksamkeit gesorgt. Nun erklärte das Nationale Institut für Kulturerbe das Werksgebäude zum Kulturdenkmal. Die Abrisspläne des Eigentümers sind damit vorerst gestoppt.

Vergangenen März hatte der Eigentümer der Schicht-Werke, STZ Development, begonnen das Gebäude zugunsten eines Parkplatzes abzureißen. Für viele Bewohner Aussigs gelten die Schicht-Werke jedoch als ein Stück europäischer Geschichte. Viele haben in den Werken gearbeitet, und der Stadtteil Schreckenstein (Střekov), in dem das Gebäude zu finden ist, besteht überhaupt nur dank der Firmengründung in den 1870er-Jahren. Diese hohe Verbundenheit mit den Schicht-Werken sorgte dafür, dass der Abriss in der Bevölkerung Protest hervorrief. Historiker, Bürger der Stadt Aussig sowie die ehemaligen Bürgermeister Jan Kubata (ODS) und Petr Gandalovič (ODS) forderten die Stadtverwaltung auf, das Vorhaben zu verhindern und das Gebäude zu erhalten.

Denkmalschutz verhindert Abriss

Bereits im November 2022 hatte die Firma STZ Development einen Antrag auf die Genehmigung für den Abriss des Werksgebäudes eingeholt. Zuvor hatten sie über einen längeren Zeitraum erfolglos versucht, das Gebäude zu verkaufen. Trotz eines recht überschaubaren Betrags von knapp einer Millionen Euro fand sich kein Interessent. Auch der Eigentümer selbst fand keine Verwendung für die baufälligen Räume.

Letztendlich zeigten die Bemühungen in der Bevölkerung aber doch Wirkung: Die Abrissarbeiten mussten wieder eingestellt werden. Mit der Eintragung als Kulturdenkmal kann der Eigentümer nun nicht mehr frei über die Gebäude verfügen. Sollten die Abrissarbeiten dennoch fortgesetzt werden, droht eine Geldstrafen.

Pläne für eine Nutzung der Schicht-Werke

Aber wie soll es mit dem Gebäude nun weitergehen? Historiker und Senator Martin Krsek (Überparteilich) hatte mit Petr Karlíček schon konkrete Pläne für eine Nutzung der Schicht-Werke. „Einrichtungen von Stadt und Bezirk haben große Probleme, ihrer Pflicht zur Archivierung ihrer Drucksachen nachzukommen. Unser Vorschlag war, das Gebäude mit Fördermitteln zu sanieren und hier alle Archive unterzubringen und sogar noch weiterzuvermieten“, erzählte Karlíček bereits in der vergangenen März-Ausgabe des LandesEcho. Tatsächlich äußerte die Stadt Aussig damals Interesse an dem Gebäude. „Leider haben die Verhandlungen nichts gebracht, der Eigentümer hat den Kontakt zu uns abgebrochen“, sagte Regionalrat Tomáš Rieger (ODS) gegenüber ČTK. In der vergangenen Woche wiederum erklärte der Bürgermeister Petr Nedvědický (ANO), dass die Stadt das Gebäude derzeit nicht als Entwicklungsinvestition betrachtet.

Schicht machte die Seife groß

Populär ist die Firma Schicht hauptsächlich für ihre Seife mit dem springenden Hirsch. Später wurde das Unternehmen zu einem der führenden Hersteller für Lebensmittel und Drogeriewaren in ganz Europa. Was die Schicht-Werke so erfolgreich machte, waren die komplexen Verteilungen der Fabriken an verschiedenen Standorten. Auch für die besondere Fürsorge für ihre Mitarbeiter war die Schicht-Familie bekannt. Nun erfährt das historische Werksgebäude die von der Bevölkerung gewünschte Würdigung.

Werden Sie noch heute LandesECHO-Leser.

Mit einem Abo des LandesECHO sind Sie immer auf dem Laufenden, was sich in den deutsch-tschechischen Beziehungen tut - in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur. Sie unterstützen eine unabhängige, nichtkommerzielle und meinungsfreudige Zeitschrift. Außerdem erfahren Sie mehr über die deutsche Minderheit, ihre Geschichte und ihr Leben in der Tschechischen Republik. Für weitere Informationen klicken Sie hier.