Prag hat während des vergangenen Jahrhunderts viele Änderungen im Stadtbild erlebt. Einiges hat die Zeiten aber überdauert. Entdecken Sie das alte Prag zu Beginn des 20. Jahrhunderts in unserem interaktiven Beitrag und schauen Sie, wie sich die Stadt verändert hat. Hätten Sie z. B. gewusst, dass die Straßenbahn früher auch über die Karlsbrücke fuhr?

Das Nationalmuseum (Národní muzeum)

An der Stelle des Nationalmuseums stand früher das Pferdetor. Das größte staatliche Museum in Prag wurde zwischen 1885 und 1890 erbaut. Der Architekt war Josef Schulz. Das Gebäude ist dem Wenzelsplatz zugewandt und ist seine architektonische Besonderheit. Vor dem Gebäude entstand 1912 ein Denkmal für den heiligen Wenzel. Während des Einmarsches der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei im Jahr 1968 wurde die Fassade des Museums beschädigt. Im Sommer 2011 wurde das Hauptgebäude des Nationalmuseums für eine Renovierung geschlossen, die bis Ende 2018 andauerte. Heute umfasst das Museum mehrere Sammlungen und ist den Pragern und Touristen gleichermaßen beliebt.

Das Haus von Antonín Wiehl (Wiehlův Dům)

Ursprünglich stand an dieser Stelle am Wenzelsplatz 792/34 ein Gebäude, das eine Brauerei und später einen Markt beherbergte. Nachdem das Haus 1894 abgerissen worden war, kaufte der Architekt Antonín Wiehl das Grundstück, entwarf persönlich den Neubau und lebte dort bis zu seinem Tode. Die Gemälde an der Fassade stammen von Mikoláš Aleš und Josef Fanta. Das Haus diente auch als Wiehls Büro. Laut seinem Willen ging das Haus nach seinem Tod in den Besitz der Tschechischen Akademie der Künste und Wissenschaften über. Der berühmte Besitzer übertrug damit auch die Rechte an einer umfangreichen Gemäldesammlung, einer Bibliothek und Antiquitäten. Im Jahr 2016 wurde das Gebäude einer umfassenden Renovierung unterzogen, bei der unter anderem die Fassade, das Dach und die Innenräume restauriert wurden. Heute befinden sich in den Erdgeschossen des Hauses ein Verlag, eine Buchhandlung und das Café Akademia, in den oberen Etagen befinden sich Büros und Wohnungen.

Černá Růže

Das Gebäude „Černá Růže“ (dt. Schwarze Rose) wurde in den 1840er Jahren erbaut. Der Architekt der Fassade war Jan David Frenzel. Die Passage mit den Geschäftsräumen an der Ecke der Straßen „Am Graben“ „Na Příkopě“ und Panská wurde 1932 nach dem Entwurf des berühmten Architekten Oldřich Tyl gebaut. Dank des Umbaus der Passage im Jahr 1996 konnte das Gebäude seine ursprüngliche Funktion behalten, 1998 wurde das Einkaufszentrum „Černá Růže“ eröffnet. Heute befinden sich auf allen Etagen Designerläden sowie Cafés und Restaurants.

Das Theater „U Hybernů“

Der Vorgänger von „U Hybernů“ war ursprünglich das 1355 von Kaiser Karl IV. gegründete Kloster der Ambrosianer-Benediktiner von Mailand, das während der Hussitenkriege beschädigt und später wieder aufgebaut wurde. Die irischen Franziskaner errichteten das Kloster in den Jahren 1641-1654 als Neubau. Ab 1653 begannen die irischen Franziskaner mit dem Umbau zur Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria nach den Plänen des Architekten Carlo Lurago. Anschließend wurde die Kirche 1813 in ein Zollhaus umgebaut. Im 20. Jahrhundert diente das ehemalige Zollhaus als Ausstellungsraum. Im Jahr 2006 kehrte die ehemalige Kirche der irischen Franziskaner in einem theatralischen Gewand zurück. Die Musicalbühne des „Hybernia-Theaters“ ersetzte den Altar durch eine Bühne, auf der bis heute Aufführungen stattfinden.

Das Nationaltheater (Národní divadlo)

Am 11. Juni 1881 wurde das Theater (nach Plänen des Architekten Josef Zítek) mit einer Aufführung der Oper Libuše von Bedřich Smetana eröffnet, doch im August 1881 wurde es durch einen Großbrand zerstört. Das Gebäude wurde in kürzester Zeit restauriert (Architekt J. Schulz) und das Nationaltheater wurde am 18. November 1883 mit einer Aufführung derselben Oper wiedereröffnet. Der Bau wurde durch öffentliche Spenden finanziert und stand unter dem Motto „Národ sobě“ (dt. „Nation für sich selbst“; diese Worte zieren auch den Zuschauerraum). Das Nationaltheater wurde als Hauptschauplatz für nationale Opern- und Schauspielproduktionen in Prag gegründet. Heute umfasst das Repertoire des Nationaltheaters neben tschechischen Opern, Balletten und Dramen auch Kunstwerke aus der ganzen Welt.

Palác Archa

Die Legionärsbank (Legionářská banka oder Legiobanka) wurde 1919 in der sibirischen Stadt Irkutsk als Aufbewahrungsort für die Ersparnisse der aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrten tschechoslowakischen Soldaten gegründet. Als Zeichen des großen Respekts für diese Helden wurde zwischen 1921 und 1923 ein neues, von Josef Gocar entworfenes Gebäude in Prag errichtet. Bis 1955 war es der Sitz der Bank der tschechoslowakischen Legionen. Zwischen 1991 und 1994 wurde der Komplex grundlegend umgebaut. Einer der modernsten Theatersäle, das Archa-Theater, wurde im Untergeschoss an der Stelle des ehemaligen E. F. Burian-Theaters errichtet. Der gesamte Komplexträgt inzwischen den Namen dieses Theaters. Heute befinden sich in dem Komplex zahlreiche Büros und Geschäfte.

Die Karlsbrücke (Karlův most)

Der Vorgänger der Karlsbrücke war die Judithbrücke, die 1342 durch ein Hochwasser zerstört wurde. 1357 wurde die Karlsbrücke, eine der heute ältesten Steinbrücken im Europa nördlich der Alpen, gebaut. Heute ist die Karlsbrücke ausschließlich für Fußgänger bestimmt, aber das war nicht immer so. Seit die Brücke für den Verkehr freigegeben wurde, fuhren dort Fuhrwerke. Im Jahr 1883 fuhr eine Pferdebahn über die Brücke, und 1905 ersetzte die Straßenbahn die Pferdebahn, die aber nur drei Jahre lang auf der Karlsbrücke verkehrte. Vor dem Zweiten Weltkrieg fuhren einige Jahre lang Busse über die Brücke, 1965 wurde der Autoverkehr auf der Brücke verboten.

Mädchengymnasium (Vyšší dívčí školy)

Das Prager Mädchengymnasium in der Vodičkova 22 wurde 1863 als erste öffentliche städtische Schule für Mädchen in den böhmischen Ländern eröffnet. Der Architekt Ignác Ullmann entwarf das Gebäude. Der Architekt widmete dem Treppenhaus und den räumlichen Korridoren große Aufmerksamkeit, die bis heute den Respekt und die Bewunderung der Besucher auf sich ziehen. Die Schule war auch reichhaltig ausgestattet, da der Globetrotter Emil Golub einen Teil seiner Sammlungen schenkte. Auch das Niveau der Lehrer war hoch. Die Mädchen besuchten die Schule nach Abschluss der fünfjährigen allgemeinen Schulausbildung. Die Schülerinnen kamen nur aus Familien der Mittel- und der Oberklasse, da sie Schulgeld zahlen mussten. Heute dient das Gebäude als Grundschule.

Slawische Insel (Slovanský ostrov)

Im 16. Jahrhundert entstand in der Mitte der Moldau in einem flachen Gebiet eine kleine Insel. Die Insel wuchs aufgrund der ständigen Flussablagerungen, die bei Hochwasser auftraten. Im 17. Jahrhundert wurden auf ihr die ersten Mühlen gebaut. Nach dem Hochwasser von 1784 wurden Bäume gepflanzt und eine Steinmauer um die Insel gebaut. Der offizielle Name „Slawische Insel“ wurde 1848 nach dem Slawenkongress eingeführt. Ursprünglich führte ein hölzerner Steg zur Insel, der 1875 durch eine eiserne Fachwerkbrücke ersetzt wurde. Die Brücke wurde 1940 durch ein Hochwasser beschädigt, abgetragen und durch eine provisorische Holzbrücke ersetzt. Die Brücke auf die „Slawische Insel“ in Prag wurde zwischen 1947 und 1948 gebaut und verbindet das Masaryk-Ufer mit der Insel. Heute ist die Insel einer der beliebtesten Treffpunkte nicht nur für die Prager, sondern auch für viele Touristen. Hier befinden sich mehrere interessante Orte, die mit dem kulturellen Leben der tschechischen Hauptstadt verbunden sind.

Der Pulverturm (Prašná brána) und das Gemeindehaus (Obecní dům)

Der erste Stein des Pulverturms wurde 1475 unter der Leitung des Steinmetzmeisters Wenzel gelegt. In den Jahren 1878-1886 wurde unter der Leitung von Josef Mocker ein bedeutender Umbau durchgeführt und das Tor erhielt ein neues neugotisches Aussehen nach dem Vorbild des Altstädter Brückenturms der Karlsbrücke. Heute steht der 65 Meter hohe Turm recht isoliert neben dem Gemeindehaus (Obecní Dům). Sein Vorgänger war der Königshof, der im 14. und 15. Jahrhundert den böhmischen Königen als Residenz diente. Der Bau begann 1905 und wurde 1912 abgeschlossen. Im Jahre 1912 wurde das Haus nach dem Projekt der Architekten Oswald Polivka und Antonín Balšánek gebaut. Im Jahr 1918 tagte hier der tschechoslowakische Nationalausschuss – das erste Vertretungsorgan des neuen Staates. Heute dient das Bürgerhaus als Veranstaltungsort für Konzerte.


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