Bei einer Kundgebung der ANO-Partei im Bezirk Friedeck-Mistek wurde Parteichef Andrej Babiš von einem Mann mit einer Krücke am Kopf verletzt. Der Vorfall löste parteiübergreifend scharfe Reaktionen aus. Die Polizei ermittelt wegen versuchter Körperverletzung.

Am Montagnachmittag ist der Vorsitzende der Oppositionspartei ANO, Andrej Babiš, während einer Wahlkampfveranstaltung in Guthausen (Dobrá) körperlich angegriffen worden. Nach Angaben der Polizei schlug ein älterer Mann Babiš mit einer Krücke auf den Kopf. Der Politiker wurde zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Am Abend meldete er sich über das X-Netzwerk zu Wort und gab an, dass ihm die Ärzte Ruhe verordnet hätten. Babiš sagte daraufhin seine geplanten Termine für Dienstag und Mittwoch ab. Der mutmaßliche Täter wurde unmittelbar nach dem Angriff von der Polizei festgenommen. Eine Polizeisprecherin bestätigte, dass die Tat zunächst als Landfriedensbruch eingestuft wurde. Inzwischen prüfen die Ermittler aber auch den Verdacht auf versuchte Körperverletzung. Die regionale Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen.

Politische Reaktionen auf den Angriff

Der Vorfall löste breite Reaktionen im Parteienspektrum aus. Premierminister Petr Fiala (ODS) und Innenminister Vít Rakušan (STAN) verurteilten den Angriff deutlich und betonten, dass Gewalt keinen Platz im politischen Diskurs habe. Auch Oppositionspolitiker wie der Piratenvorsitzende Zdeněk Hřib und die Parteichefin der KSČM, Kateřina Konečná, äußerten sich ablehnend gegenüber jeglicher Form von Gewalt. Führende Vertreter der ANO-Partei, darunter Fraktionschefin Alena Schillerová und Karel Havlíček, machten für den Vorfall auch die ihrer Ansicht nach zunehmend aggressive Rhetorik politischer Gegner verantwortlich. Sie sprachen von einer „hasserfüllten Kampagne“ seitens der Koalitionsparteien SPOLU, der Piraten und STAN. Präsident Petr Pavel nannte den Angriff inakzeptabel und feige. In einer Stellungnahme mahnte er, besonders im angespannten Klima während des Wahlkampfs auf eine gemäßigte Ausdrucksweise zu setzen. „Wir alle wissen, dass hasserfüllte Rhetorik sehr oft in konkrete physische Handlungen ausarten kann“, sagte Pavel am Dienstag.

Auswirkungen auf den Wahlkampf

Innenminister Rakušan kündigte an, dass die Polizei nach dem Vorfall ihre Sicherheitsmaßnahmen bei politischen Veranstaltungen neu bewerten werde. Schon jetzt werde jede Kundgebung individuell auf mögliche Risiken hin eingeschätzt. Zukünftig könne der Schutz einzelner Politiker auf Anfrage angepasst werden.Der Angriff ereignete sich nur wenige Wochen vor den Parlamentswahlen am 3. und 4. Oktober. Babiš führt in der Mährisch-Schlesischen Region die Kandidatenliste seiner Partei an und sollte dort in den kommenden Tagen mehrere Veranstaltungen abhalten, darunter die Präsentation des ANO-Wahlprogramms.

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