Geflüchtete aus der Ukraine steigen am Hauptbahnhof in Warschau um. Foto: Kamil Czaiński, Wikimedia

Die Mehrheit der ukrainischen Geflüchteten in Tschechien arbeitet, lebt aber unterhalb der Armutsgrenze. Sie arbeiten unterhalb ihrer Qualifikation, an Wochenenden und nachts und verdienen weniger als ihre tschechischen Kollegen.Die Agentur PAQ Research gab die Ergebnisse ihrer Langzeitstudie „Stimme der Ukrainer“ bekannt. Demnach arbeiten die meisten ukrainischen Geflüchteten. Allerdings leben sie trotzdem unterhalb der Armutsgrenze.

Beschäftigung steigt

Mit 67 Prozent haben die meisten ukrainischen Geflüchteten mit über 17 Jahren einen Arbeitsplatz in Tschechien. Damit ist die Beschäftigung in dieser gesellschaftlichen Gruppe gestiegen, vor einem Jahr waren es noch 45 Prozent. Die Hälfte von ihnen arbeitet auch spät in der Nacht oder am Wochenende. Die Mehrheit verrichtet Arbeiten unterhalb ihrer Qualifikation und zwei Fünftel gaben an, dass sie weniger verdienen als ihre tschechischen Kollegen in derselben Position. Ein Viertel der Befragten hat mehr als eine Arbeitsstelle.
Damit sind über die Hälfte der arbeitenden ukrainischen Geflüchteten in prekären Arbeitsverhältnissen. Im Durchschnitt verdienten sie 167 Kronen (6,94 Euro) in der Stunde, zwei Drittel bekommen weniger als 150 Kronen (6,24 Euro). Besonders Frauen werden schlechter bezahlt, obwohl sie über eine bessere Bildung als die Männer verfügen. Als besonders hinderlich bei der Arbeitssuche werden die fehlenden Sprachkenntnisse und die Nichtanerkennung von Abschlüssen angesehen.

Tschechien bietet verhältnismäßig den meisten Ukrainern Schutz

Die Wissenschaftler empfehlen, die humanitären Leistungen für Geflüchtete neu zu berechnen und ihnen ab einer bestimmten Aufenthaltsdauer auch den Zugang zu Wohngeld und Kindergeld zu ermöglichen. Zudem empfehlen sie, Tschechisch-Sprachkurse anzubieten, Kindergartenplätze bereitzustellen und bei der Suche nach Arbeitsplätzen zu helfen.
Im Juni befanden sich fast 350.000 ukrainische Geflüchtete mit vorrübergehendem Schutzstatus in Tschechien. Damit war es das dritthäufigste Zielland innerhalb der EU für Menschen, die aus der Ukraine vor dem russischen Angriffskrieg fliehen mussten. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl gewährt Tschechien den meisten Ukrainern Schutz.

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