Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zum Staatsbesuch in Prag. Am Donnerstag traf er sich bereits mit seinem tschechischen Amtskollegen Petr Pavel und bedankte sich für die Unterstützung der Ukraine. Heute folgen Gespräche mit weiteren Politikern.

Am Donnerstagabend traf der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unter strengen Sicherheitsmaßnahmen das erste Mal seit Ausbruch des Krieges in der Prager Burg ein. „Ich möchte mich besonders für jede ukrainische Flagge bedanken, die ich auf dem Weg vom Flughafen gesehen habe. Sie haben mich sehr berührt“, erklärte Selenskyj auf einer Pressekonferenz mit dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel.

NATO-Beitritt und russische Propaganda

Das ukrainische Staatsoberhaupt bedankte sich für die Unterstützung durch Tschechien, sei es mit der Lieferung von Waffen, den Sanktionen gegen Russland oder der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge. Tschechiens Präsident Pavel sprach sich für eine Aufnahme der Ukraine in die NATO nach Kriegsende aus. Auch ein Beitritt der Ukraine in die EU liege im Interesse Tschechiens. „Die Wiederherstellung der Nachkriegsukraine muss als Chance für die Tschechische Republik und tschechische Unternehmen gesehen werden“, so Pavel. Bei einem früheren Treffen versprach Tschechien Hilfe beim Wiederaufbau und wirtschaftliche Investitionen.

Selenskyj warnte auch vor russischer Propaganda in Tschechien. Er erwähnte die Versuche Russlands, die Stimmung in der Bevölkerung der Tschechischen Republik zu beeinflussen. Dies habe destruktive Folgen und wirke sich auch auf das gesellschaftliche Klima im Land aus. „Es ist wichtig, dass die Tschechische Republik bei ihren unabhängigen Entscheidungen nicht auf Moskau zurückblickt“, lobte der ukrainische Präsident die Tschechen.

Sicherheitsgarantien für die Ukraine

„Der Besuch soll auch die gegenseitige Gewissheit bringen, dass die Unterstützung fortgesetzt wird“, erklärte die Pressestelle der Prager Burg. Es gehe bei den Treffen Selenskyjs mit den Vertretern Tschechiens auch um den NATO-Gipfel in Vilnius, bei dem über Sicherheitsgarantien für die Ukraine diskutiert werde. Die Lage im Atomkraftwerk Saporischschja und der Wiederaufbau des Landes wurde ebenfalls besprochen. „Wir müssen alles dafür tun, dass die ukrainische Gegenoffensive erfolgreich wird“, erklärte Petr Pavel. Am Freitag wird sich der ukrainische Präsident mit weiteren Politikern treffen, darunter Premierminister Petr Fiala, Senatspräsident Miloš Vystrčil und die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses Markéta Pekarová Adamová.

Das Gelände der Prager Burg blieb aufgrund des Staatsbesuchs des ukrainischen Präsidenten den ganzen Donnerstag für den Besucherverkehr geschlossen.

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