Auf der Prager Buchmesse „Svět knihy Praha“ dreht sich von Donnerstag bis Sonntag alles um Literatur. Am Freitag und Samstag treten im Rahmen der Programmreihe „Das Buch“ auch deutschsprachige Autoren auf und stellen ihre Werke vor.
Am Donnerstag öffnen sich die Tore des Messegeländes im Prager Stadtteil Holešovice für die „Svět knihy“ – Die Welt des Buches. Buchliebhaber und Leseratten haben dann vier Tage Zeit, um sich die zahlreichen Stände, Lesungen, Autogrammstunden und Diskussionen auf der Prager Buchmesse anzuschauen.
Auch deutschsprachige Autoren vertreten
Unterschiedliche Mentalitäten, das Leben in der neuen und in der alten Heimat und der Kampf um die Anpassung an eine neue Umgebung – darum geht es in Irena Brežnás Buch „Die undankbare Fremde“. Die aus Preßburg (Bratislava) in die Schweiz emigrierte Autorin stellt ihren Roman an diesem Wochenende auf der Prager Buchmesse vor. Die Programmreihe „Das Buch“ gibt insgesamt sieben deutschsprachigen Schriftstellern eine Bühne, um ihre neuesten Werke zu präsentieren und wird vom Goethe-Institut, vom Österreichischen Kulturforum und von der Schweizerischen Botschaft organisiert.
Eine der Schriftstellerinnen ist Lucy Fricke: Sie liest aus ihrem Roman „Die Diplomatin“ vor, der kürzlich auch in den tschechischen Bücherregalen erschienen ist. Das Buch erzählt humorvoll und ironisch die Geschichte einer erfahrenen Diplomatin, die im Konsulat in Istanbul arbeitet und ihre Illusionen über den diplomatischen Dialog längst verloren hat.
Der in Brünn (Brno) geborene Michael Stavarič verließ die Tschechoslowakei im Alter von neun Jahren. Heute lebt er in Wien und arbeitet als Schriftsteller, Übersetzer und Lehrer. Auf der Buchmesse stellt er gemeinsam mit dem Germanisten Zdeněk Pecka eine zweibändige Reihe über das Leben unter Wasser und seinen Roman „Das Phantom“ vor, der eine Hommage an den bedeutenden Schriftsteller Thomas Bernhard ist.
Joachim Schmidt liest aus seinem Kriminalroman „Kalmann“ vor, der vom selbsternannten Ortssheriff Ódinsson Kalmann im Norden Islands handelt. Außerdem nimmt er an einer Diskussion mit dem Autor Volker Kutscher teil, dessen Krimireihe um Gereon Rath der Vorlage für die Serie „Babylon Berlin“ war.
Grenzen überwinden
Das diesjährige Motto der Buchmesse lautet „Autoren ohne Grenzen“. Damit sind nicht nur Ländergrenzen oder Sprachbarrieren gemeint, sondern es geht auch um den sozialen Status, dessen Grenzen oft durch Faktoren wie das Einkommen oder den Bildungsgrad bestimmt werden. In diesem Jahr ist der Spezialgast der Buchmesse daher kein Land, sondern Autoren, die solche Grenzen überschreiten. Viele der auftretenden Autoren würdigen das Motto nicht nur mit ihren Werken, sondern auch mit ihren eigenen Biografien.
Ein Highlight der Buchmesse ist der Auftritt des russischen Schriftstellers Vladimir Sorokin: Wegen seiner regimekritischen Einstellung wurden seine Werke in der Sowjetunion lange Zeit nicht veröffentlicht. Darüber hinaus gab es einige Aktionen regierungsnaher Organisationen, die versuchten, ihn zu diffamieren. Den Krieg in der Ukraine verurteilt Sorokin scharf und lebt seit dessen Beginn im Exil in Berlin. Auf der Buchmesse diskutiert er über die Macht der Bilder, den Verfall von Sprache und Menschlichkeit sowie über kollektive Verantwortung und individuelle Schuldgefühle im Kontext des Kriegs.
Teil des Programms auf Ukrainisch
Damit die Geflüchteten des Krieges in Tschechien den Zugang zu ihrer Sprache und Kultur nicht verlieren, werden Bücher in ukrainischer Sprache verkauft und ein Teil des Programms findet auf Ukrainisch statt: Serhij Zhadan aus Charkiw ist Autor des Buches „Internat“, in dem es um einen Lehrer geht, der inmitten des Kriegs im Donbass 2014 seinen Neffen aus einem Kinderheim retten will. Mit der aufrüttelnden Geschichte hat er 2022 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gewonnen. Zhadan ist außerdem Lead-Sänger der Punk-Rock-Band „Zhadan & Sobaki“. Am Samstag geben sie ein Konzert, dessen Einnahmen an die Hilfsorganisation „Chartija“ gehen.
Die Buchmesse startet am Donnerstag um 11 Uhr auf dem Messegelände Výstaviště in Prag-Holešovice. „Das Buch“ läuft am Freitag und Samstag im „Atelier Europa“ jeweils von 13 bis 17 Uhr. Auch das „Haus der nationalen Minderheiten“, in dem sich neben der Redaktion des LandesEcho Projekte vieler weiterer nationaler Minderheiten befinden, ist auf der Messe mit einem Stand vertreten. Das ganze Programm der Buchmesse sowie weitere Informationen finden Sie auf www.svetknihy.cz.