Heidi Reichinnek (Die Linke) im Gespräch mit Johnny Haeusler, Mitbegründer der re:publica.
Heidi Reichinnek (Die Linke) im Gespräch mit Johnny Haeusler, Mitbegründer der re:publica. Credit: re:publica

Bei ihrem Besuch der re:publica 2025 in Berlin wurde unserer Landesbloggerin Lucie eines besonders deutlich: Der Austausch zwischen den Generationen ist heute wichtiger denn je.

In Berlin kamen digitale Vordenker, Politiker und Initiativen wie „Omas gegen Rechts“, „Fridays for Future“ und „Reporter ohne Grenzen“ zusammen, um in einen längst überfälligen Dialog über unsere gesellschaftliche Zukunft treten. „Generation X, Y, Z – alle an einen Tisch!“ – lautete das Motto der re:publica 2025. Europas größtes Digital-Festival verwandelte die STATION Berlin vom 26. bis 28. Mai zu einem Ort für alle, die über die digitale Zukunft mitbestimmen wollen. Im Rahmen der Veranstaltung fanden Panels zu Künstlicher Intelligenz, Workshops zu TikTok-Journalismus und Debatten über Verantwortung statt.

Warum wir genau jetzt Räume für Verständigung brauchen

Die Gesellschaft wirkt zunehmend zersplittert: Meinungen verhärten sich, der Austausch wird schwieriger, viele bewegen sich nur noch in ihren eigenen digitalen Echokammern. Genau hier setzte die re:publica ein klares Zeichen – für Zusammenarbeit über gesellschaftliche Lager hinweg.

Beim Klimaschutz, beim Umgang mit  künstlicher Intelligenz, und bei der Verteidigung demokratischer Werte handelt es sich um Herausforderungen, die unser aller Mitarbeit benötigen. Doch wie kann Verständigung gelingen, wenn Altersgruppen oder soziale Milieus kaum noch miteinander in Kontakt treten? Wenn TikTok-Debatten an Facebook-Nutzer vorbeigehen? Die re:publica bot einen Raum für ehrlichen, kontroversen und offenen Austausch, bei dem Menschen aus unterschiedlichen Generationen und gesellschaftlichen Kontexten ins Gespräch kommen konnten.

Eine Vertreterin von „Omas gegen Rechts“ im Bühnenpanel auf der re:publica 2025. Credit: re:publica

Politische Debatten mit klaren Stimmen

Die Gästeliste las sich wie ein „Who ist who“ aus Politik und Medien: Die linke Bundestagsabgeordnete Heidi Reichinnek sprach über Wahlkampf auf Social Media, Anne Brorhilker – ehemalige Oberstaatsanwältin, heute Teil der Bürgerbewegung „Finanzwende“ – klärte eindringlich über Cum-Ex-Steuerbetrug auf. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Digitalminister Karsten Wildberg (CDU) waren auf der re:publica zu Gast.

Das Zentrum für Politische Schönheit, ein Künstlerkollektiv, welches sich für Menschenrechte einsetzt, sorgte mit seinem umgebauten Gefängnisbus „Adenauer SRP+“ für Aufsehen – mit dem die Gruppierung in der Vergangenheit den Parteitag der AfD in Riesa blockierte. Journalistin Anne Will erläuterte, warum sie der klassischen Talkshow den Rücken kehrte und heute lieber auf tiefere Gespräche im Podcast-Format setzt. Gregor Gysi (Die Linke) sprach über Demokratie und Medien, Ricarda Lang (Bündnis 90/ Die Grünen) über soziale Gerechtigkeit, Salwa Houmsi moderierte mit Klarheit, Mirko Drotschmann alias MrWissen2Go erklärte komplexe Zusammenhänge verständlich, Raul Krauthausen forderte Barrierefreiheit, Lutz van der Horst brachte Humor in ernste Themen – und selbst Vertreter vom Bundesnachrichtendienst und Bundeskartellamt waren Teil der Debatte.

Diskussionsrunde auf der re:publica 2025. Credit: re:publica

Von TikTok bis KI: Gesellschaft im Wandel

Ein Thema zog sich wie ein roter Faden durch die re:publica: künstliche Intelligenz (KI). In Panels, Workshops und Gesprächen ging es nicht nur um Technik, sondern vor allem um gesellschaftliche Fragen: Wie verändert KI unsere Kommunikation, unsere Medienlandschaft, unser Verständnis von Wahrheit? Vertreterinnen und Vertreter von AlgorithmWatch, Journalistinnen und Journalisten von Correctiv und sogar ein Sprecher des TikTok-Aufsichtsrats diskutierten über algorithmische Verantwortung. Faszinierend war, wie stark ethische Fragen im Vordergrund standen: Wer stellt Trainingsdaten für KI zur Verfügung? Wer wird ausgebeutet, um Inhalte zu filtern? Und wer profitiert?

Das Publikum folgt aufmerksam der Diskussion – die re:publica war auch 2025 gut besucht. Credit: re:publica

Mehr als ein Festival: ein Möglichkeitsraum

Die re:publica war kein gewöhnliches Event. Sie war ein Möglichkeitsraum – für Austausch, neue Allianzen und unerwartete Begegnungen. Sie zeigte, wie wertvoll es ist, wenn sich Menschen aus unterschiedlichen digitalen und sozialen Sphären auf Augenhöhe begegnen.

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