Auf zur Perle der böhmischen Kurorte! Unser Landesblogger Tim hat einen Ausflug nach Karlsbad gemacht. Er nimmt euch mit: Zum Goethe-Bierhaus, ins Badezimmer von Joseph I. und auf einen Kaffee mit James Bond.
Nach einer entspannten zweistündigen Autofahrt von Prag aus in Richtung Osten erreiche ich Karlsbad. Angekommen erstrahlen im Sonnenlicht die ersten Fachwerkhäuser und Bilderbuchfassaden. Mein erstes Ziel ist die Kunstgalerie Karlsbad (Galerie Umění Karlovy Vary). Im letzten Jahr hatte sie ihr 70-jähriges Jubiläum und zu diesem Anlass gibt es mehrere permanente Ausstellungen, die sich mit der Kunst des 20. Jahrhunderts befassen. Hier lassen sich Werke von u.a. František Kupka, Josef Čapek und Antonín Slavíček ansehen.
Ein kultureller Start
Nach dem Besuch der Galerie geht es weiter in das Karlsbader Stadtzentrum, das an diesem Tag Ende November in der Wintersonne erstrahlt. Nach einigen Metern stoße ich auf die erste sogenannte „Heilquelle“ der Stadt. Dieses brunnenartige Konstrukt besitzt einen kleinen Hahn, aus dem man das Heilwasser trinken kann. Es schmeckt etwas gewöhnungsbedürftig, da es sehr salzig und warm ist. Nach diesem Highlight setze ich meinen Spaziergang durch das prachtvolle Stadtzentrum fort.
Kulinarischer Genuss
Mittlerweile ist es Mittag. Zum Mittagessen gehe ich ins „Goethe Bierhaus“. Hier soll der Schriftsteller selbst zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu Gast gewesen sein. Er war insgesamt 13 Mal zu Gast in Karlsbad, das er neben Rom und Weimar als seine Lieblingsstadt bezeichnete. Dabei soll vor allem auch seine Liebschaft zu Ulrike von Levetzow eine Rolle gespielt haben. Zu meinem Erstaunen sprechen die Kellner im Bierhaus reihenweise deutsch. Daraufhin lerne ich, dass Karlsbad die Stadt mit der größten deutschen Minderheit in Tschechien ist.
Am Nachmittag folgt ein weiterer kleiner Spaziergang durch die Innenstadt und zum Kaiserbad (Císařské lázně – Lázně I). Das Aushängeschild der Stadt wurde zwischen 2019 und 2023 renoviert und erscheint seitdem in neuem Glanz. Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert galt zur Zeit seiner Erbauung als das größte Spa der Welt und adlige Menschen fanden sich hier ein, um eine Auszeit vom Alltag zu genießen. Kaiser Franz Joseph I. selbst hatte hier sein eigens gestaltetes Badezimmer, das er jedoch nie benutzt haben soll. 2021 wurde Karlsbad, im Rahmen der „Great Spa Towns of Europe“ in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen. Diese transnationale Serie umfasst elf Kurstädte in sieben Ländern, darunter Karlsbad, Marienbad und Franzensbad aus Tschechien.
Moderner Konzertsaal in historischer Umgebung
Architektonisch sehr beeindruckend ist nicht nur die Fassade, sondern auch der neue Konzertsaal im Inneren des Kaiserbades, der während der Umbauarbeiten in den Keller des Spas integriert wurde. Die sogenannte “Rote Krabbe” sticht aufgrund ihrer Farbe heraus. Hier finden regelmäßig Veranstaltungen statt, zu denen sich unter anderem hochrangige Politiker zeigen. Die Besonderheit des Saals ist, dass er die Außenwände des ursprünglichen Bades nicht berührt, da dies aufgrund von Baubestimmungen nicht erlaubt ist. Somit steht der Saal ähnlich wie eine Krabbe auf ihren Füßen im Keller des Gebäudes. Für diese architektonische Meisterleistung gewann der Saal auch den tschechischen Architekturpreis 2024.
Ein süßer Abschluss
Bevor ich mich auf den Heimweg nach Prag mache, will ich den Tag in einem der gemütlichen Karlsbader Cafés ausklingen lassen. Ich mache mich auf den Weg ins Café Pupp. Das Grandhotel Pupp, sowie das Kaiserbad erlangten durch „James Bond: Casino Royale“ weltweite Bekanntheit. Im Film wird es als „Hotel Splendide“ und das Kaiserbad als Schauort des Kasinos dargestellt. Im Café trinke ich eine Tasse Espresso und esse ein Stück Kuchen. Das reicht leider nicht ganz dafür aus, um mich wie Bond zu fühlen. Dafür hätte ich mir wohl einen Wodka Martini „Geschüttelt, nicht gerührt“ bestellen müssen.