Es war ein ungewöhnlicher und im wahrsten Sinne des Wortes zerstörerischer Eintrag, den zwei junge Männer aus Deutschland im Gästebuch der Stadt Prag hinterließen: In der Nacht auf Dienstag besprühten die 23- und 30-Jährigen das berühmteste tschechische Nationaldenkmal, die Karlsbrücke.
Ganze fünf mal zwei Meter misst der Graffiti-Schriftzug am Fuße der Brücke auf der Prager Kleinseite, bei dem es sich ironischerweise auch noch um den Namen einer tschechischen Metal-Band handelt. Es sei nach Auskunft des Leiters des Národní památkový ústav (dt.: Nationales Denkmalamt) die flächenmäßig größte Beschädigung der Brücke, wenn auch nicht die erste. Schon lange gelten Graffiti als Feinde der Verkehrsunternehmen und Denkmalschützer, denn ihre Entfernung ist kostenintensiv und aufwendig – gerade bei einem rund 600 Jahre alten Bauwerk wie der Karlsbrücke. Aktuell suchen Experten nach einer geeigneten Methode, die Farbe von dieser zu entfernen.
Die beiden Sprayer wurden noch am selben Abend auf frischer Tat von einem örtlichen Anwohner erwischt. Laut eigenen Angaben war es den beiden nicht bewusst gewesen, dass sie ein bedeutendes kulturelles Denkmal beschädigten – sie standen zum Tatzeitpunkt unter Alkoholeinfluss. Nun gab es das Urteil: Für das Vergehen erhalten die Schmutzfinken eine Geldstrafe in einer Höhe von 100 000 Kronen und sollen zusätzlich mit weiteren 40 000 Kronen für die Kosten der Restaurierung aufkommen. Auch, wenn diese Zahlen groß scheinen, fällt die Geldstrafe damit relativ gering aus. Weiterhin müssen sie bis heute Nacht die Tschechische Republik verlassen und erhalten ein fünfjähriges Einreiseverbot.
Natürlich ist die Zerstörung eines historisch bedeutsamen Denkmals wie der Karlsbrücke schlichtweg eine Schande. Doch blickt man über diese Tatsache hinaus, dann rückt ein solch respektloses Verhalten einiger Touristen gegenüber dem Gastland diese auch nicht unbedingt in ein positives Licht. Letztendlich leiden dann nicht nur die Beziehungen zwischen Tschechien und Deutschland, sondern auch die Beziehungen zwischen Einheimischen und Touristen unter einem solchen Fehlverhalten. Es bleibt zu hoffen, dass die zahlreichen Besucher der Stadt zukünftig einen nachhaltigen und respektvollen Umgang mit der hiesigen Kultur pflegen werden.
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