Der Klimawandel hat die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen in Mitteleuropa verdoppelt. Das zeigt eine neue Studie internationaler Klimatologen. Starke Regenfälle sollen zukünftig hohe Kosten verursachen.

Im September hatte Tschechien aufgrund des Sturmtiefs Boris mit schweren Unwettern und Überschwemmungen zu kämpfen. Die Regierung erhöhte zur Unterstützung der betroffenen Regionen ihr Haushaltsdefizit und die Europäische Union sagte derweil europaweit insgesamt zehn Milliarden Euro zur Beseitigung von Überschwemmungsschäden zu. Solche gefährlichen Wetterphänome sollen zukünftig jedoch immer regelmäßiger auftreten. Das gab ein internationales Klimatologenteam in der vergangenen Woche mit einer Studie bekannt. Auch Wissenschaftler aus Tschechien beteiligten sich an der Forschung. Die Kosten für Klimawandelkatastrophen werden demnach in den kommenden Jahren noch deutlich steigen.

Extreme Wetterphänomene häufen sich

Die Ergebnisse der Studie der „World Weather Attribution“ (WWA) führen die ungewöhnliche Niederschlagsmenge auf den Klimawandel zurück. Durch die Folgen der Erderwärmung werden Überschwemmungen in Folge von Starkregen immer wahrscheinlicher. Experten hielten die starken Regenfälle im September zunächst für untypisch. Tatsächlich war die viertägige Regenperiode die heftigste, die in Mitteleuropa jemals aufgezeichnet wurde. „Diese Überschwemmungen erinnern uns noch einmal an die verheerenden Folgen der globalen Erwärmung, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht wird“, sagte die Klimawissenschaftlerin Joyce Kimutai vom Imperial College London. „Bis Öl, Gas und Kohle durch erneuerbare Energien ersetzt werden, werden Stürme wie Boris noch heftigere Regenfälle mit sich bringen, die wirtschaftlich verheerende Überschwemmungen verursachen“. Das Forschungsteam der WWA warnt davor, dass ähnliche Unwetter zukünftig häufiger auftreten werden. Sobald die Erderwärmung zwei Grad Celsius erreicht, steigt die Wahrscheinlichkeit um ganze 50 Prozent an. Dieser Grenzwert soll erwartungsgemäß im Jahr 2050 überschritten werden.

Studie warnt vor weiteren Klimaschäden

Die letzten großen Überschwemmungen in Mitteleuropa wurden 1997 und 2002 aufgezeichnet. Die vom Sturmtief Boris betroffenen Gebiete in Deutschland, Tschechien, Polen, Rumänien, der Slowakei und Österreich erreichten innerhalb von vier Tagen ein flächenmäßig größeres Ausmaß als die historischen Naturkatastrophen zur Jahrtausendwende. Ein solches Wetterereignis könne laut Analysedaten für gewöhnlich nur alle 100 bis 300 Jahre auftreten. Durch den Klimawandel würde die Wahrscheinlichkeit jedoch stark ansteigen.

Insgesamt 24 Forscher der WWA-Gruppe beteiligten sich an der Forschung, darunter Wissenschaftler der nationalen Wetterbehörden und Universitäten in Tschechien, Deutschland, Schweden, Polen, Österreich, den Niederlanden, Großbritanniens und den Vereinigten Staaten. Die Studie stützt sich auf Wetterdaten und Klimamodelle vor der industriellen Revolution im Vergleich zum heutigen auf etwa 1,3 Grad Celsius erwärmten Klima. Mit ihrer Analyse weist das WWA auf die Notwendigkeit geeigneter Maßnahmen gegen die steigenden Kosten im Kampf gegen Klimaschäden hin. „Der Klimawandel richtet in Europa verheerende Schäden an. Aber Politiker auf dem gesamten Kontinent versuchen, von Klimaverpflichtungen Abstand zu nehmen“, so die WWA-Gründerin, Friederike Otto.

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