Restaurieren oder neu bauen? Über die Zukunft der Vyšehrad-Brücke in Prag herrscht noch immer Uneinigkeit. Das nationale Denkmalinsitiut hat sich nun für einen Erhalt des Bauwerks ausgesprochen. Damit könnte sich eine Entscheidung abzeichnen.
Die Vyšehrad-Brücke in Prag ist ein markantes Bauwerk und eine wichtige Verkehrsverbindung für den Zugverkehr über die Moldau. Aufgrund baulicher Mängel queren Züge die zweigleisige Brücke derzeit nur noch in gedrosselter Geschwindigkeit. Noch ist nicht klar, ob die Brücke in Zukunft restauriert, oder gleich neu gebaut wird. Mit der jüngsten Entwicklung könnte sich eine Entscheidung über die Zukunft der Brücke abzeichnen: Das Nationale Denkmalinstitut (NPÚ) hat sich für die Restaurierung der Eisenbahnbrücke über die Moldau ausgesprochen.
Restauration der Vyšehrad-Brücke empfohlen
Laut NPÚ entspreche der Wiederaufbau den denkmalpflegerischen Anforderungen und sei technisch machbar. In einer Presseerklärung, die der Nachrichtenagentur ČTK vorliegt, beruft sich das NPÚ auf eine vom Stiftungsfonds zum Erhalt der Vyšehrad-Brücke vorgelegte Studie, die eine Sanierung der bestehenden Eisenbahnbrücke über die Moldau empfiehlt. Durch eine Restauration würde das historische Bauwerk erhalten bleiben. Zudem würde eine Restauration die Erweiterung der Brücke um ein drittes Gleis – wie es gefordert wird, um die Brücke dem gestiegenen Verkehrsaufkommen anzupassen – nicht ausschließen. Das NPÚ erkläre weiter, dass die vorgeschlagene Restauration den Kriterien für den Schutz technischer Denkmäler entspreche und das öffentliche Interesse sowie wirtschaftliche Faktoren berücksichtige.
Denkmalschützer kritisieren Ersatzpläne
Das Nationale Denkmalinstitut kritisiert die aktuellen Pläne der Eisenbahnverwaltung (Správa železnic), die denkmalgeschützte Vyšehrad-Brücke durch einen Neubau zu ersetzen. Die Bahnverwaltung hatte 2022 einen Wettbewerb für einen Neubau ausgeschrieben, obwohl eine Restaurierung vor dem Hintergrund des Denkmalschutzrechts verpflichtend ist. Das Neubau-Vorhaben wurde von lokalen Initiativen und Denkmalschützern heftig kritisiert. Die Stiftung Vyšehrad-Brücke warnte, dass ein Neubau den UNESCO-Status Prags gefährden könnte. Bevor Verkehrsminister Martin Kupka (ODS) über die Zukunft des Bauwerks entscheidet, will er das Ergebnis der Welterbeverträglichkeitsprüfung abwarten, die bis Ende Juli vorliegen soll.
Viele Unterstützer der Vyšehrad-Brücke
Die Eisenbahnbrücke über die Moldau wurde erstmals 1872 eröffnet und an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert durch die Stahlbrücke ersetzt, die heute unter Denkmalschutz steht. Experten sehen sie als wichtiges technisches Kulturdenkmal im Prager Denkmalschutzgebiet. Schon Ende des vergangenen Jahres hatte sich eine Beratungsmission des UNESCO-Welterbezentrums und des Internationalen Rats für Denkmalpflege (ICOMOS) für den Erhalt der Brücke ausgesprochen: Laut der Stiftung Vyšehrad-Brücke sei die Machbarkeit der Restaurierung durch einen internationalen Experten für Brückenbau bestätigt worden, wobei sowohl historische als auch technische Gesichtspunkte in die Bewertung eingeflossen seien. Indem sich nun auch das nationale Denkmalinsitut in die Reihe der Restaurationsbefürworter einreiht, wird ein Neubau der Vyšehrad-Brücke immer weniger wahrscheinlich.
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Ende 2022 teilte die Eisenbahnverwaltung (Správa železnic) mit, dass die alte Vyšehrad-Eisenbahnbrücke über die Moldau (Vyšehradský železniční most) durch eine moderne weiße Brücke ersetzt werden soll. Diese Nachricht rief einigen Streit hervor. Sogar die britische Zeitung „The Guardian“ wurde darauf aufmerksam.
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