Ende April luden der Verband der Deutschen in Prag und Mittelböhmen und die Organisation JUKON zu einem Stadtrundgang zu deutschen Orten in Prag.

Am Samstag, den 26. April 2025, lud der Verband der Deutschen in Prag und Mittelböhmen gemeinsam mit der Jugendorganisation der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik (JUKON) zu einem besonderen Stadtrundgang ein. Die Teilnehmer begaben sich auf eine Entdeckungsreise zu ausgewählten deutschen Orten in Prag. 

Start an der Staatsoper

Den Stadtrundgang leitete der Historiker, Autor und Stadtführer Günther Krumpak, der die Gruppe von 20 Personen vor der heutigen Staatsoper (Státní Opera) begrüßte. Die Staatsoper, die sich zwischen dem Nationalmuseum und dem Hauptbahnhof befindet, wurde ursprünglich im Jahr 1888 als Neues Deutsches Theater erbaut und diente als kulturelles Zentrum der deutschsprachigen Gemeinschaft in Prag. Von dort aus führte der Rundgang weiter zum gegenüberliegenden Palais Petschek (Petschkův palác), in dem heute Teile des tschechischen Ministeriums für Industrie und Handel (Ministerstvo průmyslu a obchodu) untergebracht sind.

Das ehemalige Bankhaus der Familie Petschek, das heute zum tschechischen Ministerium für Industrie und Handel (Ministerstvo průmyslu a obchodu) gehört. Credit: Luis Delport

Berühmte Persönlichkeiten

Das Gebäude wurde in den 1920er-Jahren als Bankhaus der Familie Petschek errichtet. Stadtführer Krumpak berichtete, dass die Petscheks in Europa nach den Rothschilds die zweitreichste jüdische Familie gewesen seien. 
Die nächste Station war das sogenannte Millesim-Palais (Millesimovský palác), das zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Redaktions- und Druckereihaus des Prager Tagblatts diente. „Bis 1938 war das Prager Tagblatt eine der führenden deutschsprachigen Tageszeitungen in Mitteleuropa“, erklärte Krumpak. Einer der bekanntesten Journalisten, die dort ihre Laufbahn begannen, war Egon Erwin Kisch, der später als „rasender Reporter“ Berühmtheit erlangte. 

Das Ständetheater (Stavovské divadlo) ist durch die Uraufführung der Opern „Don Giovanni“ (1787) und „La clemenza di Tito“ (1791) von Wolfgang Amadeus Mozart in die Musikgeschichte eingegangen. Credit: Luis Delport

Ende am Café Slavia

Weiter ging es durch die Prager Gassen zur Na-Příkopě-Straße, Hausnummer 16. Dort erinnert eine Gedenktafel mit einer Büste an den berühmten Dichter Rainer Maria Rilke, der in diesem Gebäude einen Teil seiner Schulzeit verbrachte. Die Entdeckungsreise führte anschließend über das ehemalige Deutsche Haus (heute Slawisches Haus, Slovanský Dům), das im 19. Jahrhundert als zentraler Versammlungsort für die deutschen Verbände in Prag diente, zum Ständetheater (Stavovské divadlo). „Bis 1918 konnte man im Ständetheater faktisch nur Deutsch spielen“, ließ der Stadtführer wissen. Direkt nebenan befindet sich die Karls-Universität, die 1348 von Karl IV. gegründet wurde und oftmals als erste deutsche Universität bezeichnet wird. „War sie aber nicht“, erklärte Krumpak. Und stellte klar: „Es war vielmehr die erste mitteleuropäische Universität.“ Schließlich kam der Stadtrundgang im traditionsreichen Café Slavia zum Ende, wo sich die Teilnehmer bei Kaffee und Kuchen über das Erlebte austauschten.

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