Wer die Geschichte Prags erzählen möchte, der kommt nicht um den deutschsprachigen Teil seiner Bevölkerung und deren Kultur herum. Viele historische Orte der Stadt sind eng mit ihr verbunden, nicht wenige davon aber bereits in Vergessenheit geraten. Doch deutsche Spuren gibt es in der Hauptstadt Tschechiens auf Schritt und Tritt. Mit der App SAMSA lassen diese sich nun entdecken.
Mit einer App auf deutschen Spuren in Prag
Im vergangenen Dezember stellten die Germanistik der Karls-Universität und die Landesversammlung der deutschen Vereine in Tschechien die Handy-App SAMSA vor. Diese führt an ausgewählte Orte und hilft dabei, historische deutsche Spuren in Prag (wieder-) zu entdecken, aber trägt auch dazu bei, auf die multikulturelle deutsch-tschechisch-jüdische Vergangenheit Prags aufmerksam zu machen. Es sind Orte, die mit dem Leben und Wirken deutschsprachiger Künstler, Schriftsteller und Musiker verbunden sind, aber auch Vereine, Schulen und andere Institutionen. Entdecken kann man so zum Beispiel neben dem Geburtshaus des Schriftstellers Franz Kafka auch das Gebäude der Deutschen Handelsakademie oder das sagenumwobene Faust-Haus. Aktuell sind es schon 23 Orte, die sich mit der App entdecken lassen, bald sollen noch viele weitere hinzukommen.
Per Handy-Navigation ans Ziel
Und wie funktioniert das? Finden kann man die Orte über die in die App integrierte Karte, auf der die einzelnen Orte als rote Punkte eingetragen sind. Man wählt einfach einen Punkt aus, erfährt, um was für einen Ort es sich handelt und kann sich praktischerweise direkt über die App dorthin navigieren lassen. Zu jedem Ort bietet SAMSA eine allgemeine Beschreibung, Informationen zur Geschichte des Ortes und seiner Rolle im Kulturleben der Stadt. Wer sich nur für bestimmte Themen interessiert, kann die Orte nach Kategorien, wie z. B. Literatur, Kunst/Denkmäler, Wirtschaft filtern und gezielt ansteuern. Zugänglich ist SAMSA bislang nur für deutschsprachige Nutzer, geplant ist aber, bald auch eine tschechische Version anzubieten, damit die App auch von hiesigen Schulen für den Unterricht genutzt werden kann. Denkbar ist auch, dass die einzelnen Orte zu thematischen Stadtspaziergängen, z. B. zu bestimmten historischen Ereignissen, zusammengefasst werden.
Entstanden ist die App im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts zwischen Studierenden und Dozierenden der Germanistik an der Karls-Universität Prag und der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik. Letztere beantragte die finanziellen Mittel, die Germanistik kümmerte sich um die inhaltliche Umsetzung, für die eigens ein Seminar diente: Die Studierenden erstellten eine Liste mit über 100 Orten, führten Recherchen durch und schrieben kurze Texte.
Gregor Samsa als Namenspate
Doch warum trägt die App eigentlich den Namen SAMSA, des Protagonisten aus Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“, der eines Morgens als „ungeheures Ungeziefer“ aufwacht? Štěpán Zbytovský, stellvertretender Direktor des Instituts für germanische Studien, erklärt: „Der Name SAMSA hat eigentlich nur eine assoziative Bedeutung. Die Nutzer der App begehen Prag anders als die üblichen Touristen. Sie ‚kriechen‘ sozusagen eher die Ecken ab, vielleicht in etwa so, wie sich auch Gregor Samsa durch die Stadt bewegt. Außerdem ist der Name prägnant und aufgrund seiner Besonderheit einfach zu merken.“
SAMSA steht im App- bzw. Playstore zum kostenlosen Download bereit.