Vergangenen Montag bestritt die Auswahlmannschaft der deutschen Minderheit in Tschechien ihr erstes Testspiel für die Fußball-Europameisterschaft der nationalen Minderheiten (Europeada). Gegen die „Allstars“ des Deutschen Fußball Clubs Prag (DFC) konnte sich die Auswahl der deutschen Minderheit deutlich durchsetzen. Mit auf dem Platz war auch historischer Besuch aus den USA.

Wie fit das Team der deutschen Minderheit ist, wurde bereits in der ersten Spielminute deutlich. Frühes Pressing sorgte schon im Spielaufbau des DFCs zu Ballverlusten. Mit schnellen Pässen überwand die Auswahl der deutschen Minderheit anschließend die Verteidigung des DFC und erarbeite sich so die ersten Großchancen. So dauerte es nur wenigen Spielminuten, bis das erste Tor für das Team der deutschen Minderheit fiel. „Zwar kannten sich einige Spieler schon aus anderen sportlichen Kontexten, dennoch hat der Test gezeigt, dass sich auch die neu hinzugekommenen Spieler sehr gut in die Mannschaft eingefunden haben. Man hat gesehen, dass wir über die letzten Trainingswochen zu einem Team zusammengewachsen sind“, kommentierte Ilyas Zivana, Team-Manager der Auswahlmannschaft der deutschen Minderheit und ifa-Kulturmanager bei der Landesversammlung, die Leistung des Teams.

Nach dem Spiel gegen die DFC-Allstars, das schließlich mit einem haushohen 25:2-Sieg für die Auswahl der deutschen Minderheit endete, zeigte sich Zivana zufrieden: „Für uns ging es vor allem darum, zu sehen, ob die einstudierten Spielzüge auch in der Praxis klappen. Tatsächlich sah das schon ganz gut aus.“

Die Auswahlmannschaft der deutschen Minderheit in Tschechien. Foto: Maximilian Schmidt

Neben dem sportlichen Aspekt hatte diese Begegnung jedoch auch eine besondere historische Bedeutung. Wie Team-Manager Zivana erklärte, war es das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass wieder eine Auswahl der deutschen Minderheit in Tschechien auf dem Fußballplatz stand und das auch noch gegen den historisch bedeutenden DFC.

Enkel der DFC-Legende Paul Mahrer trägt die Kapitänsbinde

Denn noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte der DFC zu einem der besten Fußballvereine in ganz Europa. In dieser erfolgreichen Zeit der Klubgeschichte führte Paul Mahrer die Mannschaft als Kapitän an. 1939 lösten die Nationalsozialisten den Club auf, da er sich weigerte, seine jüdischen Mitglieder auszuschließen, von denen viele später in den Vernichtungslagern der Nazis ermordet wurden. Auch ihr Kapitän Paul Mahrer wurde 1940 in das Ghetto in Theresienstadt gebracht. Er überlebte diese Zeit jedoch und ging nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA.

Das Mannschaftsfoto der DFC-Allstars. Foto: LandesEcho

Aktuell sind die Nachkommen von Paul Mahrer aus den USA zu Besuch in Prag und so kam es, dass Alec Mahrer, Pauls Enkel, den DFC als Kapitän auf den Platz führte. „Es ist wirklich eine tolle Geschichte, dass nun nach 90 Jahren wieder ein Mahrer mit der Kapitänsbinde des DFC aufläuft“, äußerte sich Thomas Oellermann, der beim DFC für die Erinnerungsarbeit zuständig ist und dieses Fußballspiels mitinitiiert hat. „Hier haben sich die Vergangenheit und die Zukunft wiedergetroffen. Der DFC, der die Geschichte symbolisiert, trifft auf das Team der deutschen Minderheit aus der Tschechischen Republik, das in wenigen Wochen bei der Fußballeuropameisterschaft der nationalen Minderheiten teilnimmt“, sagte Oellermann weiter.

Vom 28. Juni bis zum 7. Juli findet in diesem Jahr die Europeada, die Fußballeuropameisterschaft der nationalen Minderheiten, in Nord- und Südschleswig statt. Am 30. Juni trifft die Auswahlmannschaft der deutschen Minderheit aus Tschechien in der Gruppe F auf das Team Koroška (Kärntner Slowenen) aus Österreich. Das Team Koroška hat bei der letzten Europeada den dritten Platz belegt. Die Auswahl der deutschen Minderheit aus Tschechien muss sich also gleich zu Beginn auf einen schweren Gegner einstellen.

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