In einer aktuellen Umfrage vor der Stichwahl um Tschechiens Präsidentschaft liegt Pavel um 17 Prozentpunkte vor Babiš. Dieser erntete nach dem letzten Fernsehduell heftige Kritik für die Aussage, keine Truppen zur Hilfe zu schicken, sollten Polen und die baltischen Staaten angegriffen werden.
Die Agentur Ipsos registrierte in ihrer aktuellen Umfrage einen Vorteil für den „General“ Petr Pavel bei der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl. Demnach käme Pavel auf 58,8 Prozent und Andrej Babiš auf 41,2 Prozent. In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am 13. und 14. Januar hatte Pavel 35,40 Prozent der Stimmen erreicht, Babiš belegte Platz zwei mit 34,99 Prozent.
Wähler aus erster Runde wandern zu Pavel
Den Umfragen zu Folge würden die meisten Wähler der erfolglosen Kandidaten der ersten Runde ihre Stimme nun Pavel geben. Für ihn würden neun von zehn Wählern Danuše Nerudovás und Pavel Fischers sowie zwei Drittel der Wähler von Marek Hilšer stimmen. Zu Babiš wandern fast 70 Prozent der Wähler von Jaroslav Bašta, dem Spitzenkandidaten der rechts-außen Partei SPD. Auch die Kommunistische Partei KSČM rief dazu auf, Babiš zu wählen.
Im Duell der Spitzenkandidaten im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen am Sonntag sorgte Babiš mit seinen populistischen Aussagen sogar für einen kleinen Skandal internationaler Tragweite. Auf die Frage, ob Tschechien seiner Bündnispflicht nachkommen werde, sollten Polen oder die baltischen Länder angegriffen werden, antwortete Babiš „Sicher nicht, sicher nicht“. Als NATO-Mitglied hat sich Tschechien zur gegenseitigen Hilfe verpflichtet, sollte ein Mitglied des Verteidigungsbündnisses angegriffen werden. Auf Twitter nahm Babiš seine Aussage später wieder zurück.
Babiš sorgt international für Irritation
Babiš wird in der Ukraine auf Grund seiner Position gegenüber Russland bereits mit Sorge betrachtet, Polen hingegen blickte bisher eher skeptisch auf Pavel. Dieser hatte die Visegrad-Kooperation kritisiert. Nun reagierte Polen entsetzt über die Aussage Babišs. Der PiS-Abgeordnete Ryszard Czarniecki bezeichnete Babiš in einer Sendung des polnischen Radios als „polenfeindlichen Politiker“, auch polnische Oppositionsabgeordnete kritisierten die Aussage von Babiš. „Früher sprach er über polnisches Essen, jetzt geht es um ernstere Dinge – Babiš hat seine Abneigung gegen Polen nie verheimlicht“, schrieb Klara Klingerová von der Zeitung Dziennik Gazeta Prawna auf Twitter. Auch die Außenminister der drei baltischen Staaten kritisierten Babišs Worte.
Die tschechische Regierung versicherte seinen Verbündeten daraufhin ihre Unterstützung. „Er hat Tschechien eindeutig geschadet“, erklärte Außenminister Jan Lipavský (Piraten) in einem Interview für die Online-Zeitung Seznam Zprávy und bezeichnete Babiš als „pro-russischen Chaoten“. „Es ist notwendig, Polen gegenüber unmissverständlich zu bekräftigen, dass wir hinter Polen stehen und unsere Bündnisverpflichtungen einhalten werden“, so Lipavský.