Die neuste Verfilmung der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland über Franz Kafka wurde für das 73. Filmfestival in San Sebastián ausgewählt. Der Film feiert seine Weltpremiere in Toronto. Anschließend wird er auf dem bedeutenden Festival in Spanien gezeigt, bevor er in den tschechischen und deutschen Kinos startet.
Das Festival in San Sebastián zählt zu den bedeutendsten Filmereignisse weltweit und zieht jedes Jahr große internationale Aufmerksamkeit auf sich. Seit den 1950er-Jahren wurden dort Filme von bedeutenden Regisseuren mit dem Hauptpreis, der Goldenen Muschel, ausgezeichnet. Auch Agnieszka Holland war in der Vergangenheit bereits auf dem Festival vertreten. Zunächst zeigte sie 1995 die Romanze „Total Eclipse“ und 2006 ihr Biopic „Klang der Stille“. Nun kehrt sie mit ihrem neuesten Projekt über Franz Kafka zurück.
Die 73. Ausgabe des Festivals beginnt am 19. September, nach der Weltpremiere von „Franz“ auf dem Toronto International Film Festival am 4. September. In Tschechien wird die tschechisch-deutsch-polnische Koproduktion ab dem 25. September in den Kinos zu sehen sein.
Kafka als komplexe Figur im Film
„Franz“ nähert sich als biografisches Filmdrama dem Leben des Schriftstellers in verschiedenen Phasen seiner Existenz an. Die Handlung reicht von seiner Kindheit im Prag des späten 19. Jahrhunderts bis hin zu seinem Tod im niederösterreichischen Kierling. In der Hauptrolle des Franz Kafka wird der deutsche Schauspieler Idan Weiss zu sehen sein. Seine Freundin, die Journalistin Milena Jesenská, wird von der tschechischen Schauspielerin Jenovéfa Boková verkörpert. Peter Kurth und Ivan Trojan übernehmen die Rollen des Vaters Hermann und Onkels Siegfried Löwy. Weitere namenhafte Schauspieler wie Jan Budař, Emma Smetana und Josef Trojan vervollständigen das Ensemble.
Holland wollte Kafka als eine vielschichtige Figur darstellen, deren Ängste, Unsicherheiten und Eigenheiten auch heute noch greifbar sind. In einem Gespräch über den Film erklärte die Regisseurin, dass Kafka aufgrund seiner Art, sich mit der Welt auseinanderzusetzen, eine sehr moderne Gestalt sei. Er war jemand, der lieber schriftlich kommunizierte und dabei in einem ständigen Spannungsverhältnis zu seiner Umgebung stand.
Regisseurin Agnieszka Holland: Eine internationale Filmemacherin
Agnieszka Holland zählt zu den bekanntesten polnischen Regisseurinnen und hat weltweit Anerkennung gefunden. Sie wurde dreimal für den Oscar nominiert und ist vor allem für ihre Filme bekannt, die sich mit wichtigen historischen und politischen Themen auseinandersetzen. Besonders in Tschechien hat sie mit Filmen wie „Šarlatán“ (Charlatan) und der Serie Hořící keř (Burning Bush – Die Helden von Prag) für Aufsehen gesorgt. Nach ihrer Ausbildung an der Prager Filmhochschule FAMU betrachtet sich Holland nach eigenen Angaben zum Teil auch als tschechische Regisseurin.
Mit „Franz“ bringt sie nun eine der komplexesten und einflussreichsten Figuren der modernen Literatur ins Kino. Das Filmprojekt wurde von Tschechien, Deutschland und Polen gemeinsam produziert und setzt die Tradition des internationalen Films fort, der sich mit wichtigen historischen und kulturellen Entwicklungen auseinandersetzt.
das könnte sie auch interessieren
Mehr als nur eine Liebesbeziehung – Franz Kafka in Berlin
Heute vor 100 Jahren – am 3. Juni 1924 – starb Franz Kafka. Der weltberühmte Schriftsteller, dessen Werke tief in das menschliche Dasein und die Absurditäten der modernen Welt eintauchen, verbrachte entscheidende Momente seines Lebens in Berlin. Diese Stadt, geprägt von Tempo und Wandel, inspirierte Kafka auf vielfältige Weise und hinterließ Spuren in seiner persönlichen…
Mehr…