In einem Tschechisch-Konversationstraining erfuhr unsere LandesBloggerin Rebecca, dass das Thema Hund in Tschechien ein guter Gesprächseinstieg sei. Als sie vor einem Monat in Prag ankam, stellte sie fest, dass es tatsächlich auch in ihrer Nachbarschaft viele Hunde gibt.

Ich nenne ihn Kläffi – seinen wirklichen Namen kenne ich nicht. Er hat langes rostbraunes Fell und ist circa wadenhoch. Als ich das erste Mal in die Straße zu meiner Unterkunft einbog, wurde ich sogleich mit lautem Kläffen begrüßt. Mein „Ahoj, pějsku!“ („Hallo, Hündchen“), scheint ihn jedoch nicht sonderlich berührt zu haben. Seitdem scheint es so etwas wie unser Ding zu sein, wer wen zuerst aufspürt und Laut gibt. An den nächsten Tagen fiel mir dann auf, dass es noch weitere Hunde in der Umgebung gibt: den hohen, schwarzen Pudel, den flauschigen weißen Eisbär-Hund (Schweizer Schäferhund nennt man diese Rasse offiziell) und den Dalmatiner mit der roten Leine – um nur ein paar zu nennen. Auch in der Metro bemerkte ich immer wieder geübte, vierbeinige Mitfahrer.

Hunde – Haustier Nummer 1

Eine repräsentative Umfrage der Forschungsagentur Focus führte 2018 zu dem Ergebnis, dass der Hund das beliebteste Haustier in Tschechien ist. Mit 37 Prozent sicherte er sich den ersten Platz – noch vor der Katze (23 Prozent). Dabei zählt der Hund für 85 Prozent der Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer als Familienmitglied und nur 43 Prozent gaben an, dass er in erster Linie der Bewacher von Haus und Grundstück sei.

Eine genaue Zahl, wie viele Hunde momentan in Tschechien leben, gibt es derzeit nicht. Ende November vergangenen Jahres wurden laut der Staatlichen Veterinärverwaltung (Státní veterinární správa) knapp 790.000 Hunde mit Chipnummern von der Tierärztekammer  erfasst. Diese Registrierung ist zur Ausstellung eines sogenannten Heimtierausweises erforderlich. Damit kann der “beste Freund des Menschen”“ auch ins Ausland reisen.

In Prag leben laut der offiziellen Webseite der Stadt circa 86.000 Hunde – so der Stand von 2020. Also fast jede 15. Person hat einen Hund. Im Vergleich zu München, das eine ähnliche Einwohnerzahl hat, sind das mehr als doppelt so viele Hunde. Die meisten davon sind wohl in Prag 4, 6 und 10 heimisch. Deshalb sehe ich auf meinem Weg ins Zentrum also auch so viele Hunde. Und so stellt sich mir die Frage: Was macht die Hauptstadt so attraktiv für die bellenden Vierbeiner?

Prag – Eine attraktive Stadt für Hunde?

Vielleicht gibt es in Prag mehr Freiheiten für Tschechiens Lieblinge – kommt es mir in den Sinn, wenn ich an die vielen Parks in der Hauptstadt denke. Der Letná-Park, der Park auf Vyšehrad oder der Petřín-Park. Jedoch gilt für Grünanlagen eine Leinenpflicht und auch die Rasenflächen dürfen nicht betreten werden, außer es ist extra gekennzeichnet. Derzeit arbeitet der Prager Stadtrat daran eine Liste mit Orten zu erstellen, an denen Hunde auch ohne Leine laufen dürfen. Ein solcher Ort befindet sich beispielsweise im Stadtteil Südstadt (Jižní Město) in Prag 11. Hier ist fast der komplette Zentralpark eine “Freilaufzone”. 

Auch wenn man nicht gerade um die Ecke wohnt, ist es dennoch möglich, mit dem Vierbeiner dort Gassi zu gehen – und das sehr günstig. Denn für die Fahrt mit Metro, Tram und Bus gilt: Haben Herrchen oder Frauchen einen gültigen Fahrausweis, dann darf der Hund kostenlos mit. Nur in Zügen braucht er sein eigenes Ticket für 20 Kronen (circa 80 Cent). 

Dann bin auf etwas Interessantes gestoßen – so dachte ich zumindest. Vielleicht sind es ja die Hundespielplätze, die Prag so attraktiv machen? An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich eigentlich mehr ein Katzenmensch bin und das Hunde-Thema für mich eher Neuland ist. Denn für mich waren Hundespielplätze etwas Außergewöhnliches. Ich hatte zuvor noch nie von ihnen gehört. Doch so spezifisch sind sie scheinbar gar nicht. Bei meiner Recherche, bin ich darauf gestoßen, dass der älteste Hundespielplatz in U Podolské vodárny sei und 2012 unter der Schirmherrschaft von Marta Kubišová eingeweiht worden sei. Dennoch wollte ich mir einen mal vor Ort ansehen und bin nach Vršovice (Prag 10) gefahren. Ein Parcour aus sämtlichen Hindernissen, wie Wippen, Tunnels und so weiter, laden die Hunde zum Austoben ein. Antreffen konnte ich dort leider aber nicht wirklich viele Hunde.

Der Hundespielplatz in Vršovice (Prag 10) bietet vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten. Foto: Rebecca Cischek

Vielleicht ist es nicht das Alltägliche, das Prag für Hunde attraktiv macht, sondern das Besondere?

Im Juni findet in Prag ein Festival für Hunde statt, das sogenannte „DogFest“. Neben Wettbewerben im Frisbee-Fangen und im Hindernisparcour (“Agility” ist das Fachwort dafür) gibt es auch, Spielmöglichkeiten und die Gelegenheit für Hunde sich zu treffen etwa auf einem gemeinsamen Spaziergang.

Mein Fazit: Vielleicht ist es auch nicht die Stadt, die so attraktiv für Hunde ist. Vielleicht sind es vielmehr die Bewohner Prags, die scheinbar ein großes Herz für die vierbeinigen Freunde haben.


Ahoj zusammen!Rebecca Cischek

Ich heiße Rebecca Cischek und bin Praktikantin beim LandesEcho. Von Februar bis April unterstütze ich die Redaktion im schönen Prag. In Tschechien bin ich nicht zum ersten Mal, aber erstmals für längere Zeit in der Hauptstadt – und deshalb auch schon sehr gespannt darauf, was ich hier alles entdecken kann. Das Praktikum ist Teil meines Masters Ost-West-Studien in Regensburg. Ein Fokus liegt dabei auf Dialog, Austausch und interkultureller Zusammenarbeit. Austausch und Begegnung sind für mich ein unersetzbarer Teil für gegenseitige Verständigung. Deshalb freue ich mich auch, die deutsche Minderheit kennenzulernen und durch die Mitarbeit in der Redaktion den deutsch-tschechischen Dialog unterstützen zu können. 

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