Dem Schulministerium liegt ein endgültiger Entwurf für den Fremdsprachenerhalt an tschechischen Grundschulen vor. Mit dem Englischunterricht soll es dann schon in der 1. Klasse losgehen, die zweite Fremdsprache kommt wie bisher ab der 7. Klasse dazu.
Gegenstand der Novelle ist vor allem der verpflichtende Erwerb einer zweiten Fremdsprache. Ab der ersten Klasse sollen alle Schülerinnen und Schüler bereits mit dem Englischunterricht beginnen. Bislang ist der Erwerb der ersten Fremdsprache erst ab der dritten Klasse verpflichtend. In den meisten europäischen Ländern wird aber inzwischen früher mit dem Fremdsprachenerwerb begonnen. Bis Jahresende soll das Lehrkonzept begutachtet werden, die Änderungen könnten dann bis 2027 in Kraft treten.
Grundschulen testen Entwurf bereits
An vielen Schulen wird der Ansatz der Novelle bereits umgesetzt. Etwa die Hälfte der tschechischen Grundschulen beginnt in der ersten Klasse mit dem Fremdsprachenunterricht. Die Schülerinnen und Schüler besuchen dann zweimal pro Woche den Englischunterricht. Auf diese Weise profitieren die Kinder nach Abschluss der Grundschule von einem verbesserten Sprachgebrauch. Statt mit dem bislang erforderlichen A2-Niveau verlassen zwei Drittel der Kinder die Schule mit mindestens B1-Fremdsprachenniveau.
Opposition kritisiert Lehrkräftemangel
Die derzeit größte Herausforderung für den Fremdsprachenunterricht stellt der Fachkräftemangel in Tschechien dar. Viele Pädagogen unterrichten ohne vollständige Berufsausbildung, was die Suche nach qualifizierten Linguisten erschwert. Teile der Opposition kritisieren deshalb die Einführung einer Fremdsprachenpflicht ab der ersten Klasse. „Der Unterricht wird nicht von so hoher Qualität sein, daher können wir nicht plötzlich von Jahr zu Jahr sagen, dass Englisch ab der ersten Klasse verpflichtend sein wird, wenn wir nicht genügend Lehrer dafür haben“, so die Abgeordnete und Mitglied des parlamentarischen Bildungsausschusses, Jana Berkovcová (ANO).
Dem Direktor der Abteilung für Vorschule und Grundbildung im Bildungsministerium, Michal Černý, zufolge, gehe es in der ersten Klasse jedoch primär darum, sich spielerisch mit der Sprache vertraut zu machen. Dennoch will das Land mehr Linguisten aus den pädagogischen Fakultäten bestellen. Auch auf der zweiten Ebene, für den verpflichtenden Erwerb von Deutsch, Französisch oder Spanisch, werden qualifizierte Fachkräfte benötigt. Spätestens in der siebten Klasse sollen Schülerinnen und Schüler nach dem neuen Rahmenbildungsprogramm ihre zweite verpflichtende Fremdsprache wählen.
Streit um zweite Fremdsprache geht zu Ende
Damit geht ein lange währender Streit um die zweite Pflichtfremdsprache an tschechischen Grundschulen zu Ende. Ein vorheriger Entwurf hatte die Abschaffung der verpflichtenden zweiten Fremdsprache vorgesehen. Fremdsprachenfachverbände sowie die Botschafter mehrerer europäischer Länder hatten die Pläne scharf kritisiert. Auch die Landesversammlung der deutschen Vereine, Dachverband der deutschen Minderheit in Tschechien, der sich für die Pflege und den Erhalt der deutschen Sprache einsetzt, übte Kritik. Deutsch ist die am meisten gewählte zweite Fremdsprache bei tschechischen Grundschülern.