Im lebhaften Prager Stadtkern befinden sich neben den typischen Touristenattraktionen und Wahrzeichen der Stadt auch noch versteckte, imposante Bauten aus längst vergangenen Zeiten. Wie sehr betrachten wir unsere Umgebung wirklich? Diese Frage stellte sich unser Landesblogger Lennart bei seinem Rundgang durch die Stadt. 

Die Statue von Josef Jungmann

Die Statue von Josef Jungmann an der Metro-Station Můstek ehrt einen der bedeutendsten tschechischen Literaten und Sprachwissenschaftler des 19. Jahrhunderts. Josef Jungmann war maßgeblich an der Entwicklung der modernen tschechischen Sprache beteiligt. Die relativ zentral stehende Statue zeigt Jungmann in einer nachdenklichen Pose. Dass Jungmann einen Stift in seiner rechten Hand hält, ist nur gut sichtbar, wenn man auf der rechten Seite der Statue steht. Von vorne als auch von der linken Seite verschmilzt der Stift mit Jungmanns Arm.

Der Heinrichsturm

Der zwischen 1472 und 1476 erbaute, als Heinrichsturm („Jindřišská věž“) bekannte Glockenturm steht zentral in Prag 1 neben der Kirche St. Heinrich und Kunigunde. Der im gotischen Stil errichtete Turm hat im Laufe seiner über 600-jährigen Geschichte zahlreiche Veränderungen erfahren. Während meines Rundgangs fiel mir die Jahreszahl „1879“ unter dem Zifferblatt auf, was mich zunächst verwirrte, da der Turm offensichtlich viel älter ist. Eine genauere Untersuchung ergab, dass der Glockenturm in diesem Jahr eine umfassende Renovierung durch den Architekten Josef Mocker erfuhr. Interessanterweise ist auch die Turmuhr nicht original, stattdessen wurde sie erst 1577 nachträglich hinzugefügt.

Das Nationalmuseum – Ein Wahrzeichen der Stadt

Das Nationalmuseum ist nicht zu übersehen. Das am Ende des Wenzelsplatzes gelegene Gebäude beeindruckt mit seiner majestätischen Architektur im Renaissancestil. Das Bauwerk wurde im Jahr 1891 eingeweiht und beherbergt seitdem eine Sammlung von mehr als 14 Millionen Exponaten. Die komplette Fassade des Gebäudes ist mit zahlreichen skulpturalen Elementen geschmückt, die sich auf weitere Entfernung kaum von dem Hintergrund abheben. Die goldenen Schriften über den Skulpturen tragen Namen von berühmten Personen. Darunter sind Astronomen, Ärzte und viele weitere, die hier geehrt werden. 

Die Palacký-Brücke

Die circa 250 Meter lange Palacký-Brücke („Palackého Most“), die im Jahr 1878 fertiggestellt wurde, verbindet die Neustadt (Nové Město) und Smíchov miteinander. Aufgefallen ist mir, dass sie, wie viele ihrer Zeitgenossen, keinen direkten Anschluss an die Kanalisation hat; das Regenwasser fließt durch Löcher an der Unterseite direkt in die Moldau und durchbricht das fließende Wasser auf eine interessante Weise.

St.-Stephans-Kirche

Die, nahe der Bushaltestelle „Ve Smečkách“ stehende St.-Stephans-Kirche („Kostel sv. Štěpána“) hat mich mit ihrem imposanten Glockenturm begeistert. Der knapp 75 Meter hohe Turm ist mit einer modern aussehenden Uhr ausgestattet, von der aus weiter Distanz die Uhrzeit abgelesen werden kann. Während der Minutenzeiger mit einer Sonne geschmückt ist, wird bei dem Stundenzeiger der Mond symbolisiert. Diese filigranen Details an den Zeigern gehen bei einer immer länger werdenden Distanz zum Turm immer mehr verloren.

Prag im Detail: Mehr als nur ein Fotomotiv

In Prag gibt es viel zu sehen – je genauer man den Blick schweifen lässt, desto mehr sieht man: Die imposanten Bauten und deren versteckte Details laden dazu ein, die Stadt und ihre Geschichte immer wieder neu zu entdecken. Die typischen Touristenattraktionen als auch Nebengebäude sind nicht nur Orte für schnelle Fotos, sondern Orte, die zum Nachdenken, Verweilen und Beobachten einladen.

Liebe Leserinnen und Leser, ich bin Lennart und ich gehe in die 11. Klasse des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Hamburg. Ich habe die Gelegenheit, im Rahmen eines zweiwöchigen Austausches mit dem Thomas-Mann-Gymnasium in Prag ein Praktikum beim LandesEcho zu absolvieren. Die Entscheidung, mein Praktikum hier zu verbringen, fiel mir leicht, da ich ein großes Interesse an Medien und Journalismus habe. Außerdem finde ich es sehr spannend, im Ausland Erfahrungen zu sammeln, gerade in einer so schönen Stadt wie Prag. Durch mein Praktikum beim LandesEcho möchte ich die Leute hinter den Nachrichten kennenlernen, einen Einblick in den typischen Berufsalltag erhalten und herausfinden, was zwischen der Idee zum Artikel bis zur Veröffentlichung alles passiert.

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