Nachdem im September dieses Jahres die Saazer Hopfenlandschaft zum Weltkulturerbe erklärt wurde, hat es nun auch das Böhmische Glashandwerk auf die Liste des immateriellen UNESCO-Welterbes geschafft. Der Antrag wurde von den Ländern Deutschland, Frankreich, Finnland, Spanien, Tschechien und Ungarn gemeinsam erarbeitet.
Im Jahre 2020 wurde erstmals die traditionelle Fertigung von Christbaumschmuck aus mundgeblasenen Glasperlen der Werkstatt Rautis in Poniklá im Riesengebirge (Krkonoše) auf die UNESCO-Liste gesetzt. Am 6. Dezember wurde der Welterbe-Titel auf den gesamten Prozess der Glasherstellung erweitert. Das Besondere an der Glasherstellung in Tschechien ist, dass bis heute alle Techniken der Glasherstellung von Hand vertreten sind. In den weiteren nominierten Ländern wird jeweils nur eine spezifische Art der Glasherstellung praktiziert. Zudem umfasst die Produktion im Land alle Schritte, von Herstellung bis Verkauf an den Endkonsumenten.
Traditionelle Handwerkskunst
Um die böhmische Glaskunst hautnah zu erleben, empfiehlt sich ein Besuch im „Kristall-Tal“ (Křišťálové údolí), wie die Region um Reichenberg (Liberec) in Nordböhmen auch genannt wird. Die Region mit zahlreichen Glasmacherwerkstätten erstreckt sich vom Isergebirge (Jizerské hory) und Lausitzer Gebirge (Lužické hory) über das Böhmische Paradies (Český ráj) bis zum Riesengebirge. In Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou) befindet sich das Museum für Glas und Bijouterie. Es ist das weltweit einzige Museum, das alle Fachbereiche der Herstellung von Glas und Bijouterie zusammenfasst. Zudem befindet sich die größte öffentliche Sammlung von gläsernen Christbaumschmuck der Welt im Museum.
Angegliedert am Museum ist außerdem das “Kristallparadies”. Dort können Mutige in den vielen spezialisierten Werkstätten selbst den Versuch unternehmen, eine eigene Halskette oder ein Armband anzufertigen.
“Die Aufnahme in die UNESCO-Liste bringt den Glasmachern Prestige und ich gehe davon aus, dass sich dadurch neue Kunden und Interessierte gewinnen lassen”, äußerte sich Milada Valečková, Direktorin des Museums für Glas und Bijouterie, gegenüber dem Nachrichtenportal Seznam zprávy. Mit der Ergänzung des Böhmischen Glases ist die Tschechische Republik nun mit insgesamt 18 Einträgen auf der prestigeträchtigen Liste des Kulturerbes vertreten.
Auf der Liste des immateriellen Kulturerbes hat Tschechien aktuell neun Einträge. Als erstes kam 2005 der Tanz „Verbuňk“ auf die Liste. Später folgten die Faschingsumzüge in Hlinsko, das Volksfest „Ritt der Könige“, die Falknerei-Tradition, die Textiltechnik des Blau-Drucks, das Puppenspiel, die Tradition der Flößerei sowie die Fertigung von Weihnachtsschmuck aus Glasperlen.
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