Das Schlesische Landesmuseum in Troppau (Opava) eröffnet heute die Ausstellung „Die Fürsten von Liechtenstein. Landesherren von Troppau und Jägerndorf“, die bis zum 28. Januar 2024 zu sehen sein wird. Zur Eröffnung reisen auch Vertreter des Fürstenhauses an, das bis heute mit dem tschechischen Staat über die Rückgabe einiger Güter im Rechtstreit liegt.

Die Ausstellung im Schlesischen Landesmuseum Troppau (Slezské zemské muzeum) befasst sich mit der historischen Bedeutung der Familie Liechtenstein und ihrem Einfluss auf die Entwicklung der Region in der frühen Neuzeit.

In der Ausstellung anlässlich des 410. Jubiläums des Erwerbs des Herzogtums Troppau und des 400. Jahrestages des Erwerbs des Herzogtums Jägerndorf durch Karl I. von Liechtenstein werden über 40 Objekte aus den fürstlichen Sammlungen zu sehen sein, die das Haus Liechtenstein eigenständig nach Troppau überführen ließ.

Zur Ausstellungseröffnung reisen auch drei Prinzessinnen und zwei Prinzen des Fürstenhauses mit an, die anschließend auch Jägerndorf (Krnov) besuchen werden. Teil der liechtensteinischen Delegation sind u.a. Prinzessin Nora von Liechtenstein, Schwester des amtierenden Fürsten, Prinzessin Maria-Pia Kothbauer von Liechtenstein, Botschafterin des Fürstentums in Österreich und der Tschechischen Republik sowie Prinz Alfred von Liechtenstein, Vorsitzender des Familienrates des Hauses Liechtenstein.

Durch die Beneš-Dekrete enteignet

Auch heute noch sind die Regionen und das Haus Liechtenstein eng miteinander verbunden. Das zeigt das anhaltende Interesse Liechtensteins an den Orten Troppau und Jägerndorf, deren Geschichte sie über die letzten 400 Jahre hinweg maßgeblich geprägt haben. Das Fürstenhaus erwarb zunächst im Jahr 1613 das Herzogtum Troppau und im Jahr 1623 das Herzogtum Jägerndorf. Im Zuge der Beneš-Dekrete von 1946 wurden die Liechtensteins als Deutsche enteignet, obwohl sie niemals deutsche Staatsbürger waren und auch nicht mit dem Nazi-Regime kollaborierten. Im Laufe ihrer Herrschaft trugen die Fürsten maßgeblich zur wirtschaftlichen und politischen Entwicklung der Region bei. Sie waren dabei vor allem in der Wald- und der Hüttenwirtschaft tätig, mit der sie einen Teil ihrer Bauvorhaben und ihrer Förderung von Kunst und Wissenschaft finanzierten.

Fürst Johann II. von Liechtenstein, genannt „der Gute“, war vom 12. November 1858 bis zu seinem Tod 1929 Fürst von Liechtenstein. Foto: Schlesisches Landesmuseum Troppau

Seit 2018 im Rechtstreit mit Tschechien

Seit 1990 versuchen die Liechtensteins, eine Rückgabe der enteigneten Güter vom tschechischen Staat zu erlangen, der sich bis heute vehement dagegen wehrt. In diesem Zuge verweigerte die tschechische Regierung Liechtenstein sogar die Anerkennung als Staat, um die Rechtsposition der Beneš-Dekrete zu stärken. Deshalb klagt das Haus Liechtenstein seit 2018 gegen die Tschechische Republik. Das Fürstentum verlangt die Rückgabe des entzogenen Eigentums, das nicht in privater oder kommunaler Hand oder im Besitz von Schulen, Universitäten und gemeinnützigen Organisationen liegt. Die Klagen wurden bisher von jeder Instanz zurückgewiesen, zuletzt vom tschechischen Verfassungsgericht, bei dem zwei von drei Richtern gegen die Ansprüche des Fürstenhauses stimmten. Verfassungsrichter David Uhlíř bezeichnete „die Vorstellung, dass Franz Joseph II., Fürst von Liechtenstein, an den Verbrechen des Dritten Reiches mitschuldig war und deshalb einem Präsidialdekret unterlag“ als „absurd.“

Die Präsenz der Liechtensteins auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik begann vor über 700 Jahren mit der Schenkung der südmährischen Herrschaft Nikolsburg (Mikulov) an Heinrich I. von Liechtenstein durch den böhmischen König Ottokar II. Přemysl. Im Laufe der Jahre kamen weitere Güter auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik hinzu, zum Beispiel das südmährische Feldsberg (Valtice) und das Schloss Groß Ullersdorf (Velké Losiny), die 1946 allesamt enteignet wurden.

Die Ausstellung „Die Fürsten von Liechtenstein. Landesherren von Troppau und Jägerndorf“ ist bis 28. Januar 2024 im Schlesischen Landesmuseum Troppau zu sehen. Mehr Informationen gibt es auf der Website des Museums: https://www.szm.cz/udalost/1003/knizata-z-lichtenstejna-pani-zeme-opavske-a-krnovske.html

 

 

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