In wenigen Tagen öffnet die Buchmesse in Leipzig ihr Tore, Foto: Leipziger Buchmesse/Tom Schulze

Dass der Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds auch Buchpublikationen fördert, ist wenig bekannt. Nun präsentiert er seine Arbeit bei der Buchmesse.

Wenn in wenigen Tagen die Buchmesse in Leipzig mit dem Gastland Tschechien eröffnet, wird ein Stand auf dem Messegelände unter besonderer Beobachtung stehen. Denn der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds ist eigentlich kein Verlag und auch kein Medium und auch keine Literaturagentur. Und doch ist der Fonds von allem etwas. Sein „Verlagsprogramm“ umfasste in den vergangenen 20 Jahren die stolze Zahl von über 700 Titeln. Die hat der Fonds zwar nicht selbst herausgegeben. Doch er hat das Erscheinen dieser Bücher durch seine finanzielle Unterstützung maßgeblich unterstützt.

Das Spektrum ist groß und erfasst von Prosa über Lyrik, Dramatik, Kinderbuch, Comic und Sachbuch bis hin zu Literaturkritik und Literaturwissenschaft die gesamte Bandbreite literarischen Schaffens. „Besonders wichtig ist uns aber die Präsentation von Ergebnissen deutsch-tschechischer Zusammenarbeit“, sagt Silja Schultheis vom Zukunftsfonds. Und die Bekanntmachung neuer tschechischer Autoren in Deutschland.

So wurden in den vergangenen Jahren unter anderem die Übersetzungen von Judith Hermanns Roman „Aller Liebe Anfang“, von Sibylle Bergs Roman „Der Mann schläft“ oder der dreibändigen Kafka-Biographie von Rainer Stach unterstützt. Umgekehrt hätte es wohl das Buch „Unerkannt durch Deutschland“ des tschechischen Zwischenkriegsautors Jaroslav Durych schwer auf den deutschen Buchmarkt geschafft, wenn es nicht vom Zukunftsfonds gefördert worden wäre. In dem Band „Versschmuggel“ wiederum sind tschechische und deutsche Gegenwartsdichter vereint. Dank des Zukunftsfonds konnten aber auch zweisprachige Bücher über sozialdemokratische kommunale Wohnungsarchitektur in Aussig (Ústí nad Labem) oder der Katalog „Junge Löwen im Käfig“ zur Ausstellung über wiederentdeckte deutsche Künstler in Böhmen und Mähren vor 1945.

„Wenn die Leipziger Buchmesse in diesem Jahr der tschechischen Literatur zu einem entscheidenden Impuls unter deutschen Lesern verhilft, dann ist der Fonds ein dauerhafter Motor, der deutsch-tschechische Projekte in Gang hält“, sagt Schultheis. So hat das Tschechische Kulturministerium im vergangenen und diesen Jahr insgesamt fast eine Million Euro für die Förderung deutscher Übersetzungen und ihre Veröffentlichung in Deutschland in die Hand genommen. Entstanden ist ein einzigartiges Schlaglicht auf die aktuelle tschechische Literaturszene. Das Ergebnis sind knapp 60 Neuerscheinungen im vergangenen und diesen Jahr, die allein vom Kulturministerium unterstützt wurden.

Fonds Leipzig Holan web

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds sieht es als seine Aufgabe dafür zu sorgen, dass dieser Impuls in den kommenden Jahren nicht verpufft. Auch er hat den Gastlandauftritt Tschechiens zum Anlass genommen, um eine besondere Förderung aufzulegen. So konnten 2018 für Übersetzungen bis zu 70 Prozent der Kosten gefördert werden. Das gilt auch für die Gesammelten Werke von Vladimír Holan, eines der wichtigsten tschechischen Dichters des 20. Jahrhunderts, die seit einigen Jahren Band für Band veröffentlicht wird. In der Regie des Slawisten Urs Heftrich und Übersetzung durch Věra Koubová sind im Universitätsverlag Heidelberg bereits die ersten Teile der insgesamt 14-bändigen Gesamtausgabe erschienen.

Das Sonderprogramm galt zwar nur 2018, aber die Unterstützung geht weiter. Wie schon seit 20 Jahren liegt sie bei maximal der Hälfte der Projektkosten. Und der Fonds macht noch mehr, als Übersetzungen fördern. „Ganz im Geiste des Zukunftsfonds ist uns vor allem am Austausch gelegen. Deshalb achten wir bei der Förderung von Projekten darauf, dass sie nicht mit der Herausgabe von Büchern enden, sondern zusätzlich auch noch Lesereisen oder Gesprächsrunden beinhalten“, sagt Schultheis. Auch dafür hat der Zukunftsfonds eine Sonderförderung aufgelegt, die sogar noch ins neue Jahr verlängert wurde. So können bis Ende März und letztmalig bis Ende Juni Gelder für eine 70-Prozent-Förderung beantragt werden. Das gilt auch noch für einen anderen Bereich, der sonst eher im Hintergrund liegt, für die Literaturvermittlung aber nicht minder wichtig ist: Die Förderung der deutschen Bohemistik. Insgesamt wurden im Rahmen der Sonderförderung Vorhaben mit 150000 Euro unterstützt.

Fonds Leipzig Rudis web

Zur Leipziger Buchmesse bleibt sich der Zukunftsfonds treu und bringt auf drei eigenen Veranstaltungen Menschen zusammen. Die Autoren unter ihnen sind mit dem Schriftsteller Jaroslav Rudiš vertreten, der auf einem Panel über die „Kraft des Wortes“ auftritt. Im GWZO findet zudem ein Vernetzungstreffen statt für alle, die Kontakte in das Nachbarland knüpfen wollen oder sogar ein gemeinsames Projekt planen. Einer der Höhepunkte ist sicherlich die öffentliche Präsentation der erwähnten gesammelten Werke des Dichters Vladimír Holan. Umrahmt wird der Abend im Bach-Archiv von Klaviermusik von Wolfgang Amadeus Mozart.

 

22. März, 14 Uhr, GWZO (Specks Hof, Eingang A), Reichsstraße 4-6

Vernetzungstreffen – nur mit Voranmeldung anne.liebscher@fb.cz (Restplätze vorhanden)

22. März, 19 Uhr, Bach-Archiv, Thomaskirchhof, 15/16

Lesung von Gedichten von Vladimír Holan – Urs Heftrich, Věra Koubová, umrahmt von Mozart-Klaviermusik in der Interpretation von Gilead Mishory

23. März, 10.30-11 Uhr, Deutsche und Tschechen zwischen Worten, Bildern und zivilgesellschaftlichem Engagement, mit Petra Ernstberger, Tomáš Jelínek, Jaroslav Rudiš

Der Stand des Zukunftsfonds E500 befindet sich in Halle 4.


 

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