Albert-Peter Rethmann ist der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, die vom 11. bis zum 13. April 2025 gemeinsam mit der Bernard-Bolzano-Gesellschaft das 33. Brünner Symposium organisiert hat. Wir haben am Rande der Veranstaltung mit ihm gesprochen.

LE: Der Schwerpunkt in diesem Jahr lautete „Kirche und Politik in Ostmitteleuropa“. Was glauben Sie, welche Rolle könnte die Kirche in Ostmitteleuropa einnehmen? 

Wir sind erstmal nicht davon ausgegangen, dass wir eine Antwort geben wollen. Sondern wir haben uns vorgenommen, dass wir analysieren, woher es eigentlich kommt, dass sich verschiedene kirchliche Strömungen in Deutschland, Tschechien und der Slowakei so unterschiedlich positionieren: Es gibt Ortskirchen, die zur Unterstützung autoritärer Regierungen neigen, aber eben auch andere  starke Gruppen – und das ist ja gerade auch beim diesjährigen Brünner Symposium durch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken sehr deutlich geworden – die sagen: Wir stehen auf der Seite von Freiheit, der Menschenrechte und wir bilden den Teil der Zivilgesellschaft, der sich aktiv für eine humanere Gesellschaft einbringen will. 

LE: Ausgehend von dem, was beim diesjährigen Symposium besprochen wurde: Wo ist die Kirche in Ostmitteleuropa auf dem Weg und wo muss über den zukünftigen Kurs debattiert werden?

Die Art und Weise, wie wir auf dem Brünner Symposium diskutieren, beantwortet ein Stück weit die Frage, wie wir uns als Veranstalter die Rolle der Kirchen in unseren Gesellschaften vorstellen: Wir wollen einen Raum schaffen, in dem die relevanten Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens gestellt, und Antworten gesucht werden können. Uns macht es Sorgen, wenn sich Teile der kirchlichen Hierarchie in einigen Ländern in Richtung rechtsnationaler bis autoritär geneigter Regime bewegen. Wir glauben, dass das ein Fehler ist.

Dr. Albert-Peter Rethmann (*1960) ist seit 2022 Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde. Er studierte Theologie in Münster, Freiburg und Rom und nahm zwischen 1998 und 2012 Lehrtätigkeiten an diversen Universitäten wahr. Von 2002 bis 2012 war er Professor der theologischen Ethik an der Karls-Universität in Prag. Von 2009 bis 2012 leitete er das Institut für Weltkirche und die Mission der Deutschen Bischofskonferenz in Frankfurt. Von 2013 bis 2023 war er Geschäftsführer der BBT-Gruppe in Trier.

LE: Was waren Ihre Highlights in diesem Jahr?

Für mich ist auch in diesem Jahr der Essaywettbewerb ein Highlight gewesen, wo es um die Frage ging: „Braucht die Politik die Kirche? Braucht die Kirche die Politik?“. Wir haben erlebt, wie uns drei junge, engagierte Leute ihre individuellen Antworten gegeben haben. Wir haben hier Menschen erlebt, die sich eben nicht zurückziehen in die Bequemlichkeit eines gegebenen Wohlstandes, sondern die ihre Aufgabe darin sehen, Europa mitzugestalten. Weitere Highlights waren für mich die unzähligen Gespräche am Rande: Das Brünner Symposium ist dazu da, Raum zu bieten für wirklich relevante Fragen im im mittelosteuropäischen Kontext, was Demokratie, Menschenrechte, und Zusammenleben in Europa angeht, aber es ist auch dazu da, Gleichgesinnte zu treffen – ein großes Netzwerktreffen.

Dikussionsrunde beim 33. Brünner Symposium. Foto: Lennard Halfmann

LE: Welchen Gedanken werden Sie im Anschluss an das diesjährige Brünner Symposium noch mit sich rumtragen und möglicherweise weiterdenken? 

Dass ich zusammen mit den Freunden und Partnern von der Bernard-Bolzano-Gesellschaft genau diesen Weg weitergehen möchte, dass ich es als die Aufgabe der Ackermann-Gemeinde sehe, an unserer Vorstellung von Europa weiterzubauen. Wir sind in der Ackermann-Gemeinde in einer Situation, wo die Erlebnisgeneration der Vertreibung aus den sudetendeutschen Gebieten immer älter wird und sehr viele bereits gestorben sind. Da fragen wir uns als Nachfolgegeneration natürlich, was auf Dauer unsere strategischen Themen sind. Diese Tagung bestärkt mich darin, dass wir als Veranstalter auf die richtigen Themen setzen. Nämlich darauf, wie wir in unseren Gesellschaften zusammenleben wollen und welche Perspektive wir als Christen einbringen können.

LE: Wie hat es mit der Organisation in diesem Jahr geklappt?

Dass ich von der Organisation kaum etwas mitbekommen habe ist ein Zeichen dafür, dass sie perfekt geklappt hat. Ich bin dem Organisationsteam unheimlich dankbar, dass sie mit großer Erfahrung, und großem Engagement sowohl im Vorfeld als auch während der Tagung hier einen richtigen super Job gemacht haben. Dadurch konnte ich mich zusammen mit unseren Partnern und Freunden von der Bernard-Bolzano-Gesellschaft wirklich auf die Inhalte und auf das Pflegen von Kontakten und die Netzwerkarbeit konzentrieren.

Das Gespräch führte Lennard Halfmann

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