Prag, Karlsbad und Teplitz tun einiges, um wieder Kurgäste zu locken. Auch für deutsche Besucher gibt es Ermäßigungen.
Bei Michal Sinčák stehen die Telefone derzeit nicht still. „Wir haben seit Anfang Juli täglich Hunderte Buchungen“, freut sich der Manager für die deutschsprachigen Länder im Kurbad von Teplitz (Teplice). Allerdings klingeln bei ihm nicht zahlreiche willige Kurtouristen aus Deutschland, sondern aus Tschechien. Der Grund sind Gutscheine, die seit Anfang Juli von der tschechischen Regierung verteilt werden. Bis zu 4000 Kronen Rabatt, also umgerechnet über 150 Euro, können tschechische Kurgäste damit erhalten.
Begehrt wie die Abwrackprämie
Voraussetzung ist ein mindestens sechstägiger Aufenthalt und die Buchung von wenigstens fünf Anwendungen. Die Regierung will damit der Kurbranche helfen, die unter der Coronaviruskrise hart zu leiden hatte. Und das gelingt ihr offenbar mit Erfolg. Denn seit dem Start des Gutscheinverkaufs haben sich schon Zehntausende einen Voucher heruntergeladen. „Das funktioniert wie die Abwrackprämie“, bestätigt Sinčák. Zwar kommt die Gutscheinlösung kleiner und später als erwartet. Eigentlich waren sogar 10.000 Kronen Rabatt geplant, als umgerechnet fast 400 Euro. Daran hätten sich aber die Kurbäder selbst beteiligen müssen, wozu die gebeutelten Sanatorien nicht in der Lage waren. Mehr als zwei Monate waren keine Kuren möglich. Und nicht nur das. Die Grenzschließung ließ fast die Hälfte der Kurklientel wegbrechen. Die kommen in Nord- und Westböhmen wie Karlsbad (Karlovy Vary) oder Teplitz nämlich vor allem aus Deutschland.
„Bei uns macht das die Hälfte aus. Außerdem kuren Deutsche bei uns bevorzugt nicht im Sommer, sondern im Frühling oder Herbst. Damit haben wir also eine stark besuchte Jahreszeit komplett verloren, die auch durch die Tschechen im Mai und Juni nicht ersetzt werden konnte“, sagt Sinčák. Leider gelten die Gutscheine der Regierung aber nicht für Ausländer und aus eigener Kraft kann das Kurbad in Teplice keine Gutscheine anbieten. „Wir hatten Kurgästen aus Deutschland ein kostenloses Upgrade in die nächste Hotelkategorie angeboten und sie mit einer Gratisanwendung gelockt“, sagt Sinčák. Das gilt zwar immer noch, „aber wir können es aufgrund der wieder steigenden Gästezahlen nicht mehr garantieren.“
Michal Sinčák im Thermalium vom Kurbad Teplitz (Teplice). Foto: Egbert Kamprath
Anders Karlsbad. Der wohl berühmteste tschechische Kurort nimmt richtig Geld in die Hand. „Bei uns gibt es für einen Wellnessaufenthalt pro Buchung im Wert von mindestens 9.000 Kronen für mindestens vier Tage und eine Anwendung 2.500 Kronen Ermäßigung“, sagt Stadtsprecher Jan Kopál. Für einen siebentägigen Kuraufenthalt im Wert von mindestens 19.000 Kronen schießt die Stadt 5.000 Kronen hinzu. Auch bei einem Kurzaufenthalt von drei Tagen gibt es einen kleinen Zuschuss zu den Hotelkosten. Der Gutschein gilt für Aufenthalte bis 30. September und kann auf der Internetseite www.karlovyvary.cz/de/voucher erworben werden.
„Wir kümmern uns aber auch um die Freizeitgestaltung der Gäste“, sagt Kopál. „Da viele Veranstaltungen wie das berühmte Filmfestival oder der Halbmarathon abgesagt oder verschoben werden mussten, haben wir eine Veranstaltungsreihe aufgelegt. Dadurch finden fast jeden Tag Konzerte, Sommerkino, Discos statt, viele davon sogar kostenlos oder zum moderaten Preis von 4 Euro“, so Kopál weiter.
Ermäßigte Rabattkarten
Außerdem hat die Stadt die sogenannte KarlovyVaryRegionCard stark ermäßigt. So zahlt ein Erwachsener für sieben Tage nur noch 350 Kronen statt bisher 1.500. Und die Familienkarte gibt es für den gleichen Zeitraum schon für 850 Kronen, statt 3.500. Das Angebot gilt bis Ende August. Mit der RegionCard kann man kostenlos mit den städtischen Verkehrsbetrieben in Karlsbad und Marianské lázně (Marienbad) fahren und hat freien oder ermäßigten Eintritt in viele Einrichtungen in Karlsbad, aber auch der Umgebung wie die Burg in Elbogen (Loket) oder Schloss Petschau (Bečov). Dieses ermäßigte Angebot ist auf den Zeitraum bis Ende August beschränkt.
Eine solche Karte gibt es auch in Teplitz. Dort bekommt man die Karte, die sonst 14 Euro kostet, sogar geschenkt wird. Auch hier gibt es auf die Karte freien Eintritt in verschiedene Einrichtungen, Rabatte sowie eine kostenlose Fahrt mit der Kurbahn.
Kurtaxe ausgesetzt
Außerdem hat die Stadt bis Jahresende die Kurtaxe ausgesetzt. Das ist zwar nur rund ein Euro pro Tag, hilft aber auch Wirtschaften. „Außerdem können Gäste sicher noch längere Zeit genießen, dass die Einrichtungen nicht voll belegt sind“, sagt Sinčák. Davon profitieren auch die Gäste des beliebten Thermalbads Thermalium. Die sonst vor allem an Wochenenden übliche Schlange gibt es derzeit nicht. In dem Bad für 100 Gäste tummeln sich im Schnitt gerade mal 25. „Auch die Saunalandschaft hat wieder geöffnet“, ergänzt Sinčák.
Die bisher wegen des Coronavirus geltenden Einschränkungen sind seit Anfang Juli größtenteils aufgehoben. Es ist kein Mundschutz mehr nötig. „Unsere Beschäftigten behalten ihn noch auf. Aber sonst ist die Lage normal, die Ansteckungszahlen gering“, sagt Michal Sinčák. Er bleibt trotz der schwierigen Situation zuversichtlich. „Wir sind das älteste Kurbad in Tschechien. Auch so ein Coronavirus bringt uns nicht um.“