Eigentlich war sein Ende besiegelt: Der beliebte Speisewagen auf der Strecke Berlin-Prag sollte im Zuge der Modernisierung aus dem Verkehr gezogen werden. Nun haben die Tschechischen Bahnen (ČD) angekündigt, den rollenden Klassiker auf bestimmten Verbindungen bis zum Herbst weiterfahren zu lassen.

Noch im Februar hatte das LandesEcho über das vermeintliche Aus des traditionellen Speisewagens auf der EuroCity-Strecke zwischen Berlin und Prag berichtet. Die Tschechischen Bahnen (České dráhy – ČD) kündigten damals an, ihre alte Zugflotte durch moderne Comfort-Jet-Züge zu ersetzen. Damit drohte auch das Aus für den Speisewagen, der längst Kultstatus erreicht hatte.

In einer aktuellen Pressemitteilung stellen die Tschechischen Bahnen nun die neuen Comfort-Jet Modelle vor, die ab dem 26. Juli auf der Strecke eingesetzt werden. Mit bis zu 230 Kilometern pro Stunde und Platz für rund 100 zusätzliche Sitzplätze bieten die neuen Modelle ein spürbares Upgrade im Vergleich zu den Vorgängern. Das eigentliche Highlight der Pressemitteilung wird schon fast beiläufig erwähnt: Einige der ikonischen Speisewagen bleiben nun noch bis zum Herbst im Einsatz – zumindest auf ausgewählten Verbindungen zwischen Berlin und Prag.

Diese Züge fahren weiterhin mit Speisewagen

Konkret nennt ČD drei Zugpaare, auf denen der klassische Speisewagen erhalten bleibt: In Richtung Berlin betrifft das die EuroCity-Züge EC 378, EC 170 und EC 258, die täglich um 10.28 Uhr, 16.28 Uhr und 20.28 Uhr vom Prager Hauptbahnhof abfahren und Berlin um 14.43 Uhr, 20.43 Uhr beziehungsweise 00.57 Uhr erreichen. 

In umgekehrter Richtung nach Prag fahren die Züge EC 171, EC 379 und EC 259 weiterhin mit Speisewagen. Sie starten in Berlin um 07.15 Uhr und 11.16 Uhr (ab Hauptbahnhof) sowie um 00.16 Uhr ab Berlin-Gesundbrunnen. Die Ankunft in Prag erfolgt um 11.27 Uhr, 15.23 Uhr beziehungsweise 05.23 Uhr.

Der Speisewagen auf der Strecke zwischen Berlin und Prag hat längst Kultstatus.
Der Speisewagen auf der Strecke zwischen Berlin und Prag hat längst Kultstatus. Credit: Lennard Halfmann

Hausmannskost auf Schienen

Der tschechische Speisewagen ist bei vielen Reisenden besonders beliebt. Das liegt nicht nur an der nostalgischen Ausstattung mit roten Sitzpolstern, weißen Tischdecken und runden Tischlampen, sondern vor allem an der Küche: Hier wird noch frisch gekocht. In der Bordküche werden Schnitzel geklopft, Knödel geformt oder Bratensoße angerührt. Mittlerweile ist dies eine Rarität im europäischen Fernverkehr. 

Klassischer Speisewagen vor allem auf Inlandsverbindungen im Einsatz

Auch wenn der Speisewagen noch nicht ganz von den Gleisen verschwindet, wird sein Einsatz künftig zur Ausnahme. Die neuen Comfort-Jets, die ab dem 26. Juli vollständig auf der Strecke eingesetzt werden, bieten zwar mehr Komfort, fahren aber nur noch mit Bordbistro. Das Essen wird dann nicht mehr frisch zubereitet, sondern stammt aus einer Großküche und wird aufgewärmt. Ab dem Herbst wird die Strecke Berlin-Prag vollständig von den neuen Bordbistros bedient. Die klassischen Speisewagen kommen dann nur noch auf Inlandsverbindungen zum Einsatz, etwa auf der Strecke zwischen Prag und Oderberg (Bohumín).

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