Unterirdische Nazi-Fabrik in Brünn entdeckt: Bereits seit Jahren vermuteten Experten die Existenz einer solchen unterirdischen Anlage, nun konnte sie nachgewiesen werden. Foto: Facebook/ Petr Kunc
Unterirdische Nazi-Fabrik in Brünn entdeckt: Bereits seit Jahren vermuteten Experten die Existenz einer solchen unterirdischen Anlage, nun konnte sie nachgewiesen werden. Foto: Facebook/ Petr Kunc

In Brünn haben Forscher die Existenz eines unterirdischen Fabrikgeländes nachgewiesen. Der Komplex wurde von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs errichtet, jedoch nie fertiggestellt.

Wie der Tschechische Rundfunk berichtete, entdeckte eine Gruppe von Amateurforschern das unterirdische Fabrikgelände im Stadtteil Židenice, nahe dem Friedhof. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1944, begannen die Nazis laut Experten mit dem Bau der Anlage. Erstmals stießen Forscher in Archiven und Dokumenten auf Hinweise auf die mögliche Existenz des Untergrundkomplexes, bislang konnte sein genauer Standort jedoch nicht nachgewiesen werden.

Etwa 500 Meter unterirdische Korridore

Ende letzten Jahres gelang es dem Stadtbezirk und der Gemeinde, das Gelände exakt zu trassieren. „Im vergangenen Herbst und Winter haben wir modernste 3D-Scans verwendet, da Landvermesser nicht so tief in den Untergrund vordringen können. Anschließend haben wir die Zugänge gesichert“, erklärte der Bürgermeister von Židenice, Petr Kunc. Der genaue Umfang und die Lage der Fabrik wurden Anfang Februar enthüllt. Nach der Auswertung der Scans sind sich Experten sicher, dass der Untergrundkomplex aus etwa 500 Metern unterirdischer Korridore besteht. Laut dem Bürgermeister sollte der ursprünglich geplante Komplex bis zu viermal so groß werden.

Der Brünner Untergrundexperte Aleš Svoboda hält den Fund für sehr interessant, wenn auch nicht einzigartig. „Es gibt Belege dafür, dass die Deutschen viele unterirdische Räume errichten wollten, die als Fabriken genutzt werden sollten. Doch wir wissen nicht, was sie alles geschafft haben zu bauen“, sagte er. Zudem sei es möglich, dass noch weitere solcher Anlagen entdeckt werden. Brünn war für die Nazis vor allem aufgrund seiner industriellen Ausrichtung ein strategisch interessanter Standort.

Fotos: Facebook/ Petr Kunc

Sorge um geplante Tunnelprojekte

Was mit dem unfertigen Tunnelkomplex geschehen soll, ist noch unklar. Einige der Korridore verlaufen bis unter das Wohngebiet Vinohrady, wo bis 2030 das Portal des geplanten Stadtringtunnels entstehen soll. Die Stadtverwaltung hat nun ein Unternehmen mit der Mitarbeit an einem Erkundungsstollen beauftragt. Sollten die unterirdischen Korridore mit dem geplanten Tunnel oder umliegenden Nebenkonstruktionen kollidieren, müssten sie vermutlich abgetragen werden.

Nach der Fertigstellung des Stadtringtunnels plant die Stadt umfangreiche Landschaftsgestaltungsmaßnahmen. Auch der unterirdische Komplex soll in die Planung einbezogen werden. Derzeit ist das Gelände abgesperrt und somit nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. „Wir würden einen Teil gerne schon früher zugänglich machen, doch die Lösung einer so technischen Herausforderung wie der sichere Zugang ist derzeit schwierig“, fügte Kunc hinzu.

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