Bei der Seilbahn auf den Jeschken ereignete sich ein tödlicher Unfall. Foto: ČTK/Petrášek Radek
Bei dem Unfall an der Jeschken-Seilbahn am 31. Oktober 2021 kam ein Seilbahnführer ums Leben. Foto: ČTK/Petrášek Radek

Drei Jahre nach dem tragischen Unfall auf der Seilbahn zum Jeschken (Ještěd) bei Reichenberg (Liberec) teilte die tschechische Eisenbahninspektion die Ursache für das Unglück mit. Unterdessen ist der Bau einer neuen Seilbahn geplant, die voraussichtlich 2029 eröffnet werden soll.

Die Eisenbahninspektion (Drážní inspekce) gab in ihrem Abschlussbericht bekannt, dass die Gondel aufgrund eines gerissenen Zugseils abstürzte, was durch eine automatische Bremse hätte verhindert werden können. Diese Bremse sei jedoch in der Vergangenheit unter Verstoß gegen gesetzliche Vorschriften und Normen widerrechtlich entfernt worden.

Bei dem Unfall am 31. Oktober 2021 stürzte eine Gondel aus etwa 30 Metern Höhe ab, wobei der Schaffner ums Leben kam. Aus einer zweiten Gondel, die 15 Meter über dem Boden hängen blieb, konnten die Fahrgäste durch das Eingreifen des Schaffners gerettet werden.

Ermittlung gegen drei Personen

Das technische Versagen geht laut Bericht auf eine Korrosion einzelner Drähte des Zugseils zurück, die dessen Querschnitt stark schwächte. Trotz dieser Mängel wurde die Seilbahn durch Behörden als sicher eingestuft und ohne automatische Bremsmechanismen betrieben. Die tschechische Bahngesellschaft České dráhy, die die Bahn damals betrieb, weist jede Schuld von sich.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Gefährdung gegen drei Personen. Die Strafverfolgung einer weiteren Person und der Tschechischen Bahnen (České dráhy) als damaligem Eigentümer der Seilbahn wurde vom Staatsanwalt auf Grundlage einer Rechtsbeschwerde eingestellt. Eine Anklage wurde bislang nicht erhoben.

Eröffnung der Seilbahn zum Jeschken 1933

Die Seilbahn auf den Jeschken wurde 1933 eröffnet und transportierte in den Jahren vor dem Unfall jährlich rund 250.000 Fahrgäste. 1944 riss das Zugseil bereits einmal, damals jedoch ohne schwere Folgen, da die Bahn noch mit einem doppelten Seilsystem gesichert war. Nach einer Sanierung in den 1970er Jahren wurde das System auf ein einziges Zug- und ein Haltekabel umgestellt und mit einer Bremsanlage ausgestattet, die über drei verschiedene Aktivierungsmechanismen verfügte, von denen zwei automatisiert waren. Diese wurden jedoch später entfernt, sodass der Schaffner die Gondel im Notfall nicht manuell bremsen konnte.

Neueröffnung voraussichtlich 2029

Aktuelle Planungen sehen vor, die Seilbahn zu modernisieren und die Strecke zu verlängern. Ein im April 2024 vorgestellter Entwurf sieht eine neue Seilbahn mit einer großen Kabine für bis zu 100 Personen vor, die an zwei Seilen befestigt ist. Die Strecke soll um 770 Meter verlängert werden, sodass die Bahn direkt die Endstation der Straßenbahn im Stadtteil Horní Hanychov ansteuert.

So könnte die neue Großkabinenseilbahn auf den Jeschken aussehen. Foto: Město Liberec

Laut Oberbürgermeister Jaroslav Zámečník könnte die neue Seilbahn im besten Fall im Januar 2029 ihren Betrieb aufnehmen. Die Bauarbeiten sollen 2026 beginnen, nachdem die Auftragsvergabe abgeschlossen ist. Die geschätzten Kosten für den Bau liegen zwischen 360 und 440 Millionen Kronen (ca. 14,3 bis 17,5 Millionen Euro).

Die Stadt Reichenberg plant, die Seilbahn von den Tschechischen Bahnen (České dráhy) zu übernehmen. Ein entsprechender Beschluss wurde im Juni 2024 gefasst, wobei der Kaufpreis auf 38,6 Millionen Kronen festgelegt wurde.

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