Die Region Reichenberg (Liberecký kraj) wird neuer Eigentümer des Hotels und des Senders auf dem Jeschken (Ještěd).
Die Region Reichenberg (Liberecký kraj) wird neuer Eigentümer des Hotels und des Senders auf dem Jeschken (Ještěd). Credit: Flukes69, Vysílač Ještěd Liberec, CC BY-SA 4.0

Hotel und Sender Ještěd (Jeschken) bekommen einen neuen Eigentümer. Die Region Reichenberg (Liberecký kraj) erwirbt das ikonische Gebäude für 181 Millionen Kronen (ca. 7,2 Millionen Euro) von der Tschechischen Radiokommunikation (České radiokomunikace).

Ein Drittel des Gebäudes wird weiterhin von der Radiokommunikation genutzt – gegen eine jährliche Gebühr von etwa drei Millionen Kronen (ca. 122.000 Euro). Die Vereinbarung über die Bedingungen des Verkaufs wurde kürzlich abgeschlossen. Die Verhandlungen zogen sich über ein Jahr hin. Der Kauf bedarf noch der Zustimmung des Regionalparlaments, das am 26. August tagt. Ein aktuelles Gutachten zur Bestätigung des Kaufpreises soll bis dahin vorliegen.

Erstmals hatte die Regionalvertretung bereits 2008 Interesse am Kauf des Hotels auf dem Jeschken signalisiert – damals unter Führung der bürgerlich-konservativen ODS. Der geschätzte Preis lag damals bei 70 Millionen Kronen, im Haushalt waren 100 Millionen eingeplant. Nach den Wahlen übernahmen die Sozialdemokraten die Verwaltung, und das Projekt wurde gestoppt – die vorgesehenen Mittel wurden stattdessen für Gesundheitskosten eingesetzt. Auch heute stößt der Kauf nicht auf einhellige Zustimmung.

Nutzung durch Radiokommunikation bleibt bestehen

Ursprünglich wollte die Region den Kaufpreis in Raten begleichen, hatte für die erste Rate 25 Millionen Kronen im Haushalt vorgesehen. Letztlich sei die Region laut Landeshauptmann Martin Půta jedoch im Stande, den Betrag auf einmal zu zahlen. „Es ist eine rein wirtschaftliche Entscheidung.  Wir können den Betrag einmalig aus dem diesjährigen Haushalt finanzieren. Dafür bilden wir eine Reserve“, sagte der er. Laut Půta sei es gelungen, alles zu vereinbaren, was für die Region Reichenberg wichtig war. „Die Gebühr, das sogenannte Nutzungsrecht, wird inflationsabhängig angepasst und nach Abschluss der Rekonstruktion neu verrechnet“, ergänzte Půta.

Die Tschechische Radiokommunikation hatte das Objekt im Jahr 2000 für 85 Millionen Kronen übernommen und seither hohe Summen in die Instandhaltung investiert. Im vergangenen Jahr bot sie Gebäude und Sender dem Kulturministerium an, doch das Ministerium lehnte ab, obwohl das Bauwerk auf der Vorschlagsliste für das UNESCO-Weltkulturerbe steht. „Wir hatten mehrere private Interessenten aus dem In- und Ausland, aber für uns war entscheidend, dass das Objekt in den Händen jemandes liegt, der verantwortungsvoll dafür sorgen wird“, erklärte Direktor Miloš Mastník. „Für uns bedeutet die Region eine Garantie dafür, dass das Objekt weiterhin ordnungsgemäß betrieben wird“, fügte er hinzu.

Architektonisches Wahrzeichen mit Sanierungsbedarf

Das Berghotel und der Sender Ještěd sind seit 1973 in Betrieb und gehören zu den bedeutendsten architektonischen Wahrzeichen Tschechiens. Architekt Karel Hubáček erhielt für das Projekt 1969 den renommierten Perret-Preis. Das Gebäude wurde das Hotel von der Bevölkerung zum tschechischen Bauwerk des 20. Jahrhunderts gewählt, seit 2006 ist es ein nationales Kulturdenkmal. Der bauliche Zustand ist jedoch kritisch. Die Sanierungskosten werden auf rund 400 Millionen Kronen (etwa 16 Millionen Euro) geschätzt. Die Region verhandelt derzeit mit der Regierung über Fördermittel – der Beginn der Renovierung ist innerhalb der nächsten zehn Jahre vorgesehen.

Das Hotel ist ein architektonisches Wahrzeichen Tschechiens und wurde zum tschechischen Bauwerk des 20. Jahrhunderts gewählt. Foto: Archiv kraj-lbc

Gleichzeitig plant die Stadt Reichenberg den Bau einer neuen Seilbahn auf den Jeschken, die die alte Kabinenbahn ersetzen soll, die seit einem tragischen Unfall im Oktober 2021 außer Betrieb ist. Die neue Seilbahn soll auf einem anderen System basieren und länger sein. Starten soll sie an der Endhaltestelle der Straßenbahn in Horní Hanychov. Die Baukosten werden auf 440 Millionen Kronen (ca. 17,9 Millionen Euro) geschätzt. Zusätzlich wird über eine Zwischenstation an der Straße zwischen Výpřež und der Berghütte Ještědka diskutiert. Die Stadt rechnet mit einer Inbetriebnahme im Jahr 2030.

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