Das Bayern-Böhmen-Ticket verbindet nicht nur die Grenzregionen, sondern auch die beiden Partnerstädte Regensburg und Pilsen. Unser Autor Tobias Eisch machte sich auf zu einem Schienen-Abenteuer zwischen Partnern.
In Bayern ist dieses Goldstück kaum jemandem bekannt, zumindest in meinem persönlichen Freundeskreis kannte es niemand: das Bayern-Böhmen Ticket. Es funktioniert wie sämtliche anderen Regional-Tickets in Deutschland. Von neun Uhr morgens bis zum Folgetag reist man nach Lust und Laune mit den Regionalzügen von Ort zu Ort. Also machte ich mich an einem Donnerstagmorgen auf den Weg zum Bahnhof in Regensburg und erstand mein erstes Bayern-Böhmen Ticket: 29 Euro Basispreis und für einen kleinen Aufpreis auf mehrere Personen erweiterbar. Es ist für ganz Bayern und die gesamte Grenzregion zwischen Regensburg und Pilsen (Plzeň) gültig. Nur noch den Namen eintragen und los ging die vollkommen unvorbereitete Reise.
Entdeckung Pilsner Landmarken
Rund zweieinhalb Stunden dauerte die Fahrt im Zapadní Expres bis nach Pilsen. Es war mein erster Besuch in der westböhmischen Großstadt, ein Kurzaufenthalt in der Partnerstadt. Bereits aus der Ferne erkannte ich die beiden prägenden Gebäude der Stadt: den höchsten Kirchturm Tschechiens und eine der größten Synagogen der Welt. Diese Landmarken Pilsens zogen mich förmlich zu sich. Als erstes gelangte ich zur St. Bartholomäus-Kathedrale. Die hochgotische Hallenkirche, mit deren Bau im Jahre 1295 begonnen wurde, ist aus der gesamten Stadt zusehen. Sie steht inmitten eines Platzes, der von goldenen Plastiken umsäumt ist. Er ist das Wahrzeichen von Regensburgs Partnerstadt und darf in keinem Fotoalbum eines Pilsen-Besuches fehlen. Denn dieser Ort wird nicht nur durch das römisch-katholische Gotteshaus geprägt, auch das eindrucksvolle Renaissance-Rathaus und die Pestsäule zieren den Hauptplatz der Stadt. Neben dem Kirchturm sieht man aus der gesamten Innenstadt noch etwas anderes über den Dächern: zwei goldene Davidsterne. Nach wenigen Schritten stand ich bereits vor der eindrucksvollen Großen Synagoge von Pilsen. Sie ist die zweitgrößte Synagoge Europas und die drittgrößte der Welt. Seit April dieses Jahres ist sie nach dreijähriger Rekonstruktion wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. In ihren Innenräumen erkunden Besucher die Dauerausstellung „Hier lebten Juden“ (Tady žili Židé).
Aus der ganzen Innenstadt sind die goldenen Sterne von einer der größten Synagogen der Welt zu erkennen. Foto: Tobias Eisch
Kulturelle Vielfalt inklusive
Nach einem kurzen Abstecher zum Brauereigelände von Pilsner Urquell (Plzeňský Prazdroj) und einem Spaziergang zwischen ihren historischen Gebäuden, in welchen seit 180 Jahren das berühmte Pilsener Bier produziert wird, war es auch schon wieder an der Zeit, sich zurück in Richtung Hauptbahnhof zu bewegen. Dieser zählt bereits zum kulturellen Erbe der Stadt. Da dort allerdings umfangreiche Bauarbeiten im Gange waren, hatte ich keine Möglichkeit, seine Architektur zu bestaunen. Somit hüpfte ich direkt in den nächsten Zug Richtung Westen. Mein Weg führte mich noch nicht zurück nach Regensburg, sondern in die Kleinstadt Taus (Domažlice). Trotz seiner Nähe zur deutschen Grenze bildete die tschechische Bevölkerung hier schon immer die Mehrheit. Taus gilt als Zentrum der tschechischen nationalen Wiedergeburt im19. Jahrhundert und ist heute bekannt für seinen Marktplatz, die Stadttore, seine Kirchen und das Jindřich-Jindřich-Museum mit Ausstellungen über die Kultur der Choden. Der kleine Ort war auf jeden Fall einen Abstecher wert. Das Bayern-Böhmen Ticket wird mich nachdiesem ersten Ausflug durch Westböhmen auch auf zukünftigen Abenteuern begleiten. Von Budweis (České Budějovice) über Pilsen, Eger (Cheb), Karlsbad (Karlovy Vary), Tetschen (Děčín), Aussig (Ústí nad Labem) bis nach Reichenberg (Liberec). Es bleiben noch viele weitere Ziele für sommerliche Wanderausflüge.