Die Abbildung zeigt ein Werk des Fotografen Josef Wurbs, auf dem ein Gebäude und ein Baum zu sehen sind.
Der Fotograf Josef Wurbs war ein herausragender Landschaftsfotograf. Credit: Archiv des Nordböhmischen Museums Reichenberg

Nach mehrjähriger Recherche würdigt das Nordböhmische Museum in Reichenberg (Liberec) den deutsch-tschechischen Fotografen Gottfried Josef Wurbs mit einem zweisprachigen Buch. Es zeigt eine Auswahl seiner Arbeiten aus dem Friedländer Gebiet und weiteren Regionen.

Das Nordböhmische Museum in Reichenberg (Liberec) widmet dem bedeutenden Heimatfotografen Gottfried Josef Wurbs (1894–1970) eine umfassende Monografie und macht sein fast vergessenes Lebenswerk neu zugänglich. Fünf Jahre intensiver Forschungsarbeit benötigte die Kuratorin des Nordböhmischen Museums in Reichenberg, Anna Dařbujánová, um das Werk des Friedländers systematisch zu erschließen. „Seine Arbeiten erreichten ein europäisches Niveau“, betont sie. Erstes Ergebnis ihrer Forschung war im Frühjahr 2025 eine Ausstellung zum 55. Todestag des Fotografen. Nun knüpft daran die zweisprachige deutsch-tschechische Wurbs-Monografie mit dem Titel Licht und Schatten mit englischer Zusammenfassung an. „Zweisprachig deshalb, weil Wurbs selbst bilingual war. Für seine tschechischen Kunden trat er als Bohumír Wurbs unter der Marke Helios auf, während ihn die deutsche Klientel unter der Abkürzung W, Lichtbildverlag G. Wurbs kannte“, erklärt der Museumsdirektor Jiří Křížek.

Aufnahmen, die faszinieren

Wurbs war ein herausragender Landschaftsfotograf und Lyriker – zugleich aber auch ein erfolgreicher Geschäftsmann und Verleger. Seine Ansichtskarten und Kalender fanden in der Zwischenkriegszeit in der Tschechoslowakei sowie in Deutschland weite Verbreitung. Auf das Werk von Wurbs machte die Kuratorin der Direktor Křížek aufmerksam. „Die Aufnahmen mit glänzenden Wasserflächen oder von Wollgräsern haben mich sofort begeistert. Als ich weitere Bereiche seiner Arbeit kennenlernte, wuchs meine Faszination immer mehr“, schildert Dařbujánová. Seit 1921 fotografierte Wurbs intensiv vor allem das Friedländer Gebiet und das Isergebirge, aber auch Prag, den Böhmerwald, das Böhmische Mittelgebirge, die Tatra und die Alpen. 1923 übergab ihm sein Schwiegervater das Atelier in Friedland (Frýdlant v Čechách), in der heutigen Husova-Straße, damals Görlitzergasse. 1935 eröffnete er eine Filiale in Markt Eisenstein (Železná Ruda) im Böhmerwald.

Sammlung auf 1700 Werke erweitert

An Anfang der Forschungsarbeiten verfügte das Museum über rund 150 von Wurbs Ansichtskarten, die Motive aus Reichenberg zeigen. Inzwischen ist die Sammlung auf etwa 1700 Ansichten und Fotografien angewachsen. „Ich vergleiche sein Werk mit jenem des Heimatfotografen und Zeitgenossen Adalbert Defner“, erklärt die Kuratorin. Sie nahm Kontakt auch zu den noch lebenden Nachkommen Wurbs auf und konnte so das Lebensmosaik des Fotografen vervollständigen. 

Die Monografie des Fotografen Josef Wurbs trägt den Titel "Světlem a stínem / Licht und Schatten".
Das Lebenswerk des Fotografen Josef Wurbs – in einem Band. Credit: Nordböhmisches Museum Reichenberg

Das Buch mit insgesamt 310 Abbildungen, Reproduktionen von Ansichtskarten und Fotografien umfasst 304 Seiten. Herausgegeben wurde es mit Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds sowie des Kulturministeriums der Tschechischen Republik. Erhältlich ist es im E-Shop des Nordböhmischen Museums

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