Die Prager Deutsche Schule ist dieses Jahr Ausrichter des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“. Direktor Clemens Rother und Organisationsschef Aleš Kudela stellen den Wettbewerb vor.
LE: Was ist das Besondere an dem Wettbewerb „Jugend musiziert“?
Aleš Kudela: Es gibt in Tschechien keinen vergleichbaren Wettbewerb für Schüler. Unsere Musikschulen führen Wettbewerbe für sich durch, aber die haben nicht diese internationale Dimension wie bei „Jugend musiziert“. Der Landeswettbewerb, den wir in dieser Größe im nächsten Jahr erstmals ausrichten, bringt 300 Nachwuchsmusiker aus 15 Ländern zusammen. Hier treffen sich die besten aus den einzelnen Wettbewerben in den Ländern. Und wer in Prag gewinnt, kann sich mit den besten dann im Bundeswettbewerb im Juni in Halle messen.
Clemens Rother: Dieser Wettbewerb ist ganz nebenbei auch eine Form der Begabtenförderung…
AK: … alle aus Europa können sich treffen, unabhängig von ihren politischen Meinungen. Musik hat eine universelle Sprache und vernetzt – das ist die Zukunft von Europa.
LE: In welchen Kategorien messen sich die Schüler?
AK: Es gibt in diesem Jahr neun Hauptkategorien. In jedem Jahr werden aber andere Schwerpunkte mit anderen Kategorien gesetzt. Und da die Jugendlichen auch gern Pop spielen, gibt es seit einigen Jahren auch Pop-Kategorien, in diesem Jahr die Kategorie Pop-Gesang. Letztes Jahr gab es sogar einen Musical-Wettbewerb.
LE: Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für die Schule?
CR: „Jugend musiziert“ ist unsere mit Abstand größte Veranstaltung in diesem Schuljahr. Der Wettbewerb ist gut fürs Image, die Deutsche Schule wird durch ihn in Prag, aber auch Tschechien anders und neu wahrgenommen. Wir haben aber auch einen Begegnungsauftrag, den wir durch den Wettbewerb erfüllen. Die Gastschüler werden in Familien untergebracht sein, wodurch ganz natürlich Begegnungen zustande kommen. Zugleich ist der Wettbewerb auch eine große Herausforderung. Man darf nicht unsere 500 Schüler vergessen, die wir ohnehin hier haben.
LE: Was für Veranstaltungen finden neben dem Wettbewerb noch statt?
AK: Wir haben auch ein Rahmenprogramm. Neben den Auftritten gibt es Workshops. Am spannendsten dürfte die Stadtführung auf den Spuren Mozarts werden. Es wird im Goethe-Institut eine Ausstellung mit den Originalfotos des Fotografen Petr Našic aus Miloš Formans Film „Amadeus“ geben.
Und wenn wir schon etwas machen, dann machen wir es groß. Deshalb haben wir im Herbst gemeinsam mit der British School und dem französischen Lizeum ein Orchester gegründet, das dann am Sonntag zum feierlichen Abschlusskonzert auftreten soll. Der nächste Schritt soll dann sein, dass dieses Orchester auch über den Wettbewerb hinaus weiterbesteht.
CR: Der Wettbewerb läuft eigentlich auf mehreren Ebenen. Diese Woche im März wird ganz im Zeichen der Musik stehen.
LE: Wie kommt es konkret an der DSP dazu, dass am Ende Schüler am Wettbewerb teilnehmen? Und mit welchen Instrumenten?
AK: Das ändert sich ständig. Es gibt starke Jahrgänge mit vielen Teilnehmern und dann wieder weniger. Das ist abhängig davon, welche Kategorien gerade Schwerpunkt sind und hängt auch mit der natürlichen Fluktuation zusammen, wie sie für eine Auslandsschule typisch ist. Auch muss man bedenken, dass die Schüler ja so schon viel zu tun haben. Aber wenn Sie die Instrumente ansprechen, wir haben viele Klavierspieler, bei den Streichinstrumenten sind es schon weniger. Dann kommen die Blasinstrumente.
LE: Wie zeigt sich der Wettbewerb in der Stadt? Haben die Prager auch etwas davon?
CR: Der Wettbewerb, also konkret die Wertungsspiele, sind öffentlich, da kann jeder teilnehmen. Das gilt auch für das Eröffnungskonzert im Aspira Business Centre und das Abschlusskonzert im Žofín, dem Konzerthaus auf der Sophieninsel. Aber dafür Karten zu erhalten ist natürlich schwer, weil da in erster Linie Familien und Verwandten der Teilnehmer am Wettbewerb und natürlich die Schüler selbst kommen.
LE: Wie wird der Landeswettbewerb finanziert?
CR: Wir sind auf Sponsoren angewiesen, haben schon welche gewonnen, hoffen aber noch auf weitere. Das ist ein langwieriger Prozess. Natürlich kostet der Wettbewerb viel Geld. Sie müssen die Gäste unterbringen, Instrumente leihen. Insgesamt liegt das Budget bei 2 Millionen Kronen (rund 80000 Euro), das ist viel Geld.
LE: Wie geht es nach dem Wettbewerb weiter?
AK: Wir möchten den Wettbewerb in Tschechien etablieren. Unser Ziel für die Zukunft ist, dass alle Schulen, die erweiterten Deutschunterricht anbieten, sich in Zukunft an dem Wettbewerb beteiligen. Schon jetzt nimmt nicht nur unsere Schule teil, sondern auch das Thomas-Mann-Gymnasium, das Šalda-Gymnasium in Reichenberg (Liberec) sowie das Österreichische Gymnasium. Und langfristig streben wir an, dass auch die Musikschulen ihre Teilnehmer in den Wettbewerb schicken.
Der Wettbewerb „Jugend musiziert“ besteht seit 55 Jahren und ist das wohl renommierteste Musikförderprojekt Deutschlands. In Regionalwettbewerben qualifizieren sich die Teilnehmer für den Landeswettbewerb. Der Landeswettbewerb für Nord-/Osteuropa findet in diesem Jahr erstmals in dieser Größe in Prag statt. Mehr Informationen finden Sie auch unter www.dsp-praha.org/jumu-2019
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