Mit dem Festival „Dvořáks Prag“ verwandelt sich die tschechische Hauptstadt in ein Zentrum der Klassik. Internationale Stars und tschechische Spitzenmusiker huldigen dem berühmtesten Komponisten des Landes – von „Aus der Neuen Welt“ bis zu selten aufgeführten Liedern.
Das Internationale Festival der Klassik fand erstmals 2008 statt – am 7. September, dem Vorabend des Geburtstags von Antonín Dvořák. Seitdem wird dem weltberühmten tschechischen Komponisten, den die Festivalveranstalter als den besten Botschafter der Tschechen in der Musikwelt bezeichnen, alljährlich gehuldigt. Das inzwischen renommierte Musikereignis bringt namhafte tschechische und ausländische Künstler nach Prag – so auch in diesem Jahr vom 5. bis 23. September.
Beim leider bereits ausverkauften Eröffnungskonzert im Dvořák-Saal des Rudolfinums wird der französische Cellist Gautier Capuçon mit dem Frankfurt Radio Symphony Dvořáks „Violoncellokonzert h-Moll“ aufführen. Anschließend erklingt Dvořáks meistgespielte Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ unter dem Taktstock des französischen Dirigenten armenischer Abstammung, dem Chefdirigenten der La Monnaie in Brüssel, Alain Altinoglu. In der Eröffnungsfanfare des Festivals soll die berühmte Präzision des deutschen Orchesters mit französischem Charme verschmelzen.
Viermal Dvořáks Lieder
Eine besondere Rolle im Festivalprogramm nimmt die Reihe „Dvořák Collection“ ein. An vier Konzertabenden, die von der renommierten tschechischen Sopranistin Kateřina Kněžíková kuratiert werden, erklingen sowohl bekannte als auch selten aufgeführte Liederzyklen von Antonín Dvořák. „Diese Begegnung mit Dvořák bedeutet für mich Verpflichtung und Herausforderung. Doch wenn man das Vertrauen der Leitung eines so großartigen Festivals spürt, kann man unmöglich anders entscheiden. Gleichzeitig ist es für mich eine große Freude, die Dramaturgie aller vier Liederabende frei zu gestalten“, erklärte Kněžíková im Gespräch. Schon lange habe sie den Wunsch, Dvořáks Lieder nicht nur mit Klavierbegleitung zu interpretieren. Deshalb habe sie für das erste Konzert die bekanntesten Zyklen – „Liebeslieder“ und „Zigeunermelodien“ – ausgewählt, die in einer speziellen Orchesterbearbeitung von Jiří Gemrot aufgeführt werden. Begleitet wird sie dabei von den Prager Sinfonikern des Tschechischen Rundfunks.
Das zweite Konzert dieser Reihe verbindet Werke von Dvořák, Brahms und Grieg. Unter dem Titel „Dialoge der Moldau mit der Seine“ wird das dritte Programm Dvořáks Lieder mit denen seiner französischen Zeitgenossen gegenüberstellen. „Ich glaube, dass dieses Konzert das i-Tüpfelchen sein wird, da es Lieder präsentiert, die bei uns bisher unbekannt sind“, so Kněžíková. Den Abschluss der Reihe bilden Abendlieder von Dvořák, seinen Nachfolgern und weiteren tschechischen Komponisten. Auf die Frage, welches Lied ihr persönlich am meisten am Herzen liege, antwortet die Sängerin: „Es ist das Lied ‚In der süßen Macht deiner Augen‘ aus dem Zyklus ‚Liebeslieder‘ – für mich ein aufrichtiges Liebesbekenntnis, mit treffenden Worten, ohne Eile, wie eine Pause inmitten der Hektik der Welt.“

Der Traum von Finnland
Den Musikern der Frankfurt Radio Symphony kann man nicht nur beim Eröffnungskonzert begegnen, sondern auch an einem weiteren Abend – gemeinsam mit dem Geiger Julian Rachlin. Zusammen interpretieren sie das Violinkonzert op. 47 in d-Moll von Jean Sibelius, das den Traum vom verschneiten Finnland heraufbeschwört, wo in einem der „Tausend Seen“ eine geheimnisvolle Wassernixe erscheint. Außerdem gastiert in Prag die Sächsische Staatskapelle Dresden unter der Leitung ihres Chefdirigenten Daniele Gatti. Auf dem Programm stehen Gustav Mahlers 5. Sinfonie in cis-Moll sowie Robert Schumanns Klavierkonzert in a-Moll, das mit Kirill Gerstein als Solisten erklingen wird.
Ohne Schlips
Das diesjährige Festival präsentiert auch die Reihe „Ohne Schlips“, die klassische Musik mit Humor und anderen Genres verbindet. Dazu gehören ein Familiennachmittag mit Tschaikowskis Nussknacker, ein Musikworkshop sowie die Reihe „Treffen nach dem Applaus“, bei der das Publikum in moderierten Gesprächen die Klaviervirtuosen Paul Lewis oder Kirill Gerstein persönlich kennenlernen kann. Für Unterhaltung sorgt außerdem das Duo Igudesman & Joo, das nicht nur Dvořáks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“, sondern auch Werke von Beethoven und Haydn augenzwinkernd aufs Korn nimmt.
Seinen Abschluss findet das Festival am 23. September mit einem Konzert des Orchestre National de France unter Cristian Măcelaru. Am Klavier interpretiert Rudolf Buchbinder Gershwins Klavierkonzert in F-Dur.
Mehr unter www.dvorakovapraha.cz/en.
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