Das traditionelle Ereignis musste im Mai aufgrund der Pandemie abgesagt werden, nun wird es nachgeholt – mit dabei sind Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Ab dem 23. September ist es soweit: Vier Tage lang können „Leseratten“ im Prager Messegelände wieder durch die neuesten Bucherscheinungen stöbern. Zum Gastland des Literaturfestivals wurde in diesem Jahr Frankreich auserkoren. Wie der französische Botschafter Alexis Duterte in seiner Erklärung betont, sei die Buchmesse „Svět knihy“ inzwischen zu einer unvergesslichen Literaturbegegnung geworden, bei der die Entdeckung bedeutender Schriftstellerinnen und Schriftsteller und Talente aus Frankreich, Europa und der ganzen Welt im Vordergrund stünde. Gleichzeitig soll dadurch die französisch-tschechische Beziehung gestärkt werden. In diesem Sinne wird man unter anderem über den „gemeinsamen“ Autor Milan Kundera diskutieren, der in Brünn geboren wurde und seit 1975 in Frankreich eine neue Heimat fand. Seitdem verfasst er seine Werke ausschließlich in französischer Sprache.
Literaten des deutschen Sprachraumes
Den deutschen Sprachraum repräsentiert das Literaturprogramm „Das Buch“, das vom Goethe-Institut in Prag, dem Österreichischen Kulturforum und der Schweizer Botschaft vorbereitet wurde. Eröffnet wird „Das Buch“ am Donnerstag, den 24. September, mit der Lesung und der darauffolgenden Diskussion mit Josef Winkler. Einer der heutzutage bedeutendsten österreichischen Prosaiker wird mit dem Festivalpublikum über seine preisgekrönten Romane sprechen, in denen die Themen Heimat, Tod, Katholizismus, Landleben und Sexualität eine tragende Rolle spielen. Viele seiner Bücher konnten dank des Prager Verlags Archa auch die tschechischen Leser entdecken.
Aus Wien anreisen wird der Literat und Aktionskünstler Jörg Piringer, der sich der Digital- und Codepoesie, Toninstallationen und interaktiven poetischen Systemen verschrieben hat. Auf der Buchmesse wird er mit der slowakischen Autorin „elektronischer“ und experimenteller Literatur, Zuzana Husárová, einen spannenden Dialog führen, der die Zukunft der Literatur im Kontext der modernsten Technologien zum Thema haben wird.
Auch die Schweiz ist vertreten
Die Schweizerin Dorothee Elmiger gehört längst zu den Fixsternen der Schweizer Literatur. Mit ihrem neuesten Werk „Aus der Zuckerfabrik“, das der Verlag Hanser vor einem Jahr herausbrachte, gelangte sie auf die Shortlist für den Schweizer sowie für den Deutschen Buchpreis 2020.
Den Kosmos des Schreibens, der Inspiration und Sprache bespricht am 25. September die Kölnerin Mariana Leky. Ihr erfolgreicher Roman „Was man von hier aus sehen kann“, der inzwischen auch auf Tschechisch im Verlag Prostor erschienenen ist, wurde vor drei Jahren zum Spiegel-Bestseller. Die Literaturkritikerin und Schriftstellerin Alice Horáčková, die die Diskussion leiten wird, erklärt sich den enormen Erfolg dieses Buches folgendermaßen: „Mariana Leky kann hervorragend erzählen. Ihr Roman besitzt einen Rhythmus und eine Melodie und er zieht die Leser sofort ein, obwohl (oder gerade deswegen) er so verrückt ist. Er spielt sich in einem westdeutschen Dorf ab, wo ein unsterblicher Hund, ein Buddhist mit Heilfähigkeiten sowie eine Oma mit wahrsagerischen Träumen auftreten. Den Erfolg erkläre ich mir dadurch, dass das Buch die Leser in eine groteske bis märchenhafte Welt entführt, die man in der deutschen Gegenwartsliteratur nur sehr schwierig findet“, betont Alice Horáčková. Übrigens, auch sie schreibt momentan an einem Roman über ein böhmisch-deutsches Dorf in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bei dem sie die Geschichte ihres Urgroßvaters aufgreift. Ihr Buch soll im kommenden Jahr im Prager Verlag Argo erscheinen und auf der Buchmesse 2022 vorgestellt werden.
Übrigens: Am Stand P404 finden Sie das „Haus der nationalen Minderheiten“, dort werden auch die deutsche Minderheit und das LandesECHO vertreten sein.
Mehr zum Programm der Prager Buchmesse Svět knihy auf www.svetknihy.cz